Getötete und ermordete Journalisten

Diese Aufstellung basiert auf einer Dokumentation von Oleg PANFILOV, Initiator des „Center of Journalism in Extreme Situations (CJES) in Moskau:  www.cjes.ru. Die Dokumentation war zuletzt erreichbar (in russischer Sprache) unter www.memorium.cjes.ru. Die Watch-dog- und Erste-Hilfe-Institution CJES gibt es inzwischen nicht mehr.


1. Tschetschenienkrieg (1994-1996)

GUZUEV, Hussejn

gestorben am 26.11.1994
Rundfunk Staatskomitee der Tschetschenischen Republik, Vorsitzender

Getötet bei einem Feuergefecht während des Sturmangriffs auf Groznyj durch russische Truppen.

TSCHARIGOV, Gelani
gestorben am 14.12.1994
Fernsehen der Tshetschenischen Republik, Groznyj, Tschetschenien, Kameramann

Gestorben an Schwerverletzungen bei einem Luftangriff der russischen Luftarmee.

ELBAUM, Cynthia
Gestorben am 22.12.1994
Zeitschrift Time, USA, freie Journalistin

Ums Leben gekommen während der Luftbombardierung von Groznyj durch russische Truppen.

AKHMADOV, Bilal
1972 - 31.12.1994
Fernsehen der Tschetschenischen Republik, Groznyj, Tschetschenien, Korrespondent

Ermordet in der Nähe vom Eisenbahn-Bahnhof Groznyjs.

ZHITARENKO, Vladimir
15.06.1942- 01.01.1995
Zeitung Krasnaja Zvezda (Rotes Stern), Moskau, Russland, Korrespondent

Ermordet in der Nähe von Groznyj. Es bestehen 3 Versionen des Mords. Die offizielle Version: Tod als Folge eines Beschusses mit Granatwerfern durch russische Landungstruppen. Eine zweite Version stammt vom Innenministerium der Russischen Föderation und besagt, dass ZHITARENKO von einem tschetschenischen Scharfschützen in den Kopf erschossen wurde. Die Version des Journalisten Oleg BLOZKIJ lautet, dass ZHITARENKO von russischen Wachsoldaten erschossen wurde, nachdem er keine zutreffende ‚Parole’ nennen konnte.

NURIEV, Sultan
gestorben am 07.01.1995
Freier Journalist

Keine weiteren Angaben vorhanden.

PIEST, Jochen
gestorben am 10.01.1995
Stern, Deutschland, Korrespondent

Jochen PIEST erlitt am 10. Januar 1995 an der Bahnstation Tscherwijlonnajn, 25 Kilometer von Grosny entfernt, drei tödliche Schussverletzungen. Ein tschetschenischer Partisan hatte den 30-jährigen Moskauer Stern-Korrespondenten von einer Lokomotive aus unter Feuer genommen. Der Reporter war auf dem Weg in den Kaukasus, um über den tschetschenischen Widerstand zu berichten.

JANUS, Valentin Alexandrovich
26.09.1940-14.01.1995
GTRK Pskov – staatlicher Fernsehsender, Pskov, Russland, Kameramann

Es existieren zwei Versionen über den Tod. Nach mehreren Angaben war er zum fraglichen Zeitpunkt am Ort der Stationierung russischen Landungstruppen aus Pskov und wurde dabei erschossen. Nach einer anderen Version wurde JANUS beim Drehen in einem russischen Panzer getötet. Dabei entstand die letzte Videoaufnahme von ihm beim Sturm der russischen Landungstruppen auf die tschetschenische Präsidentenresidenz in Groznyj.

SCHABALIN, Maxim
vermisst seit dem 27.02.1995
Nevskoe Vremja, St. Petersburg, Russland, Korrespondent

Zuletzt gesehen - zusammen mit seinem Kollegen Felix TITOV - in Nazran/Tschetschenien am 27. Februar 1995. Am 4. März sollte der Korrespondent wieder am Arbeitsplatz seiner Zeitung in St. Peterburg erscheinen. Beide hatten zusammen auch aus dem Kosovo und Nagornyi Karabach berichtet.

TITOV, Felix
vermisst seit dem 27.02.1995
Nevskoe Vremja, St. Peterburg, Russland, Bildkorrespondent

Zuletzt gesehen in Nazran/Tschetschenien, zusamen mit seinem Kollegen Maxim SCHABALIN, am 27. Februar 1995. Am 4. März sollten die beiden Korrespondenten eigentlich wieder in der Zeitungsredaktion in St. Peterburg auftauchen. Beide hatten u.a. auch aus dem Kosovo und Nagornyi Karabach berichtet
Die St.Petersburger Zeitung Nevskoye Vremja, für die Maxim SCHABALIN und Felix TITOV gearbeitet haben, 2004 den Gerd-Bucerius-Förderpreis „Junge Presse Osteuropa“ zugesprochen bekommen.

ZEBIEV, Ruslan Ahmedovich
1972-31.03.1995
Fernsehsender Presidentskij Kanal (Präsidentenkanal), Groznyj, Tschetschenien, Korrespondent

Die Leiche wurde in einer Grube in der Nähe seines eigenen Hauses gefunden. Außer seiner Tätigkeit beim Presse-Dienst des tschetschenischen Präsidenten Dschohar DUDAEV, war er auch beim RadiosenderVostok (Osten) tätig.

SULEJMANOVA, Alkan
Gestorben am 06.05.1995
Zeitung Ichkeria, Groznyj, Tschetschenien, Korrespondentin

Umgekommen während der Bombardierung der Objekte (???was waren das für Objekte???) von tschetschenischen Kämpfern in den Umgebungen der Siedlung Schatoj (50 km südlich von Groznyj).

KERIMOV, Farhad Asker ogly
Nachrichtenagentur AP (USA), Kameramann des Teledienstes
11.12.1948-22.05.1995

Erschossen im Wald in der Nähe der Siedlungen Sajasan und Schuani, 44 km südlich von Groznyj. Die Leiche wurde von seinem Bruder nach einigen Tagen identifiziert. Nach Angaben der Zeitschrift Soldat Udachi, wurde Kerimov aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit den russischen Sicherheitsdiensten von tschetschenischen Kämpfern erschossen.

ALJAKINA, Natalja
erschossen am 17.06.1995 www.aktuell.ru - Deutsch-russische Nachrichtenagentur, Deutschland, Korrespondentin, u.a. auch für Focus

Natalia und ihr deutscher Ehemann, der Journalist Gisbert MROZEK sowie der Fotokorrespondent Oleg NIKISCHIN waren an diesem Tag auf dem Weg nach Budjonovsk – sie wollten über die Geiselnahme tschetschenischer Rebellen in einem Krankenhaus berichten. An der Stadtgrenze wurde ihr Wagen für eine übliche Kontrolle der Papiere durch russische Soldaten des Innenministeriums angehalten, dann durchgewunken. Wenige Meter danach wurden sie von hinten durch ein Bordmaschinengewehr eines Panzers von der Kontrollstation aus beschossen – angeblich aus Versehen hätten sich zwei Schüsse gelöst, so die Version später vor einem Militärgericht. Gisbert MROZEK, der unversehrt blieb, zieht aus den widersprüchlichen Zeugenaussagen und dem offenkundigen Desinteresse des Militärstaatsanwalts den Schluss, dass absichtlich geschossen wurde, nicht um die drei Journalisten zu töten, aber einzuschüchtern.

IVANOV, Sergej
Vermisst seit dem 21.06.1995
Freier Fotojournalist, St. Peterburg, u.a. für die Zeitung Nevskoe Vremja

Hatte an einer der Such-Expeditionen in Tschetscheniten nach zwei vermissten Korrespondenten (SCHABALIN und TITOV) der Zeitung Nevskoe Vremja teilgenommen. Um mehr herausfinden zu können, begab sich der Journalist selbstständig zu den südlichen Gebirgsgebieten Tschetscheniens. Am 21. Juni 1995 erhielt Georgij SCHABALIN, Vater von Maxim SCHABALIN, der ebenfalls zwecks Aufspüren seines Sohnes nach Tschetschenien gekommen war, eine Nachricht, dass IVANOV in 2-3 Tagen nach Atschhoj-Martan zurückkehren würde. Es war die letzte Nachricht über Sergej IVANOV. Bis heute weiß man nichts mehr über den Verbleib aller drei Medienleute.

KAGIROV, Schamhan Abdurahmanovich
Gestorben am 12.12.1995
Rossijskaja Gazeta, Moskau, Russland, Korrespondent

KAGIROV und drei Miliz-Beamte waren auf dem Weg zu einem der Wahlbezirke (20 km von Groznyj), als der Wagen vermutlich von tschetschenischen Kämpfern beschossen wurde.

IVLIEV, Alexej
MOLCHANOV, Evgenij
PLATONOV, Stanislav
ZALOEV, Batyr

Alle umgekommen am 24.12.1995
Fernsehsender NTV, Moskau, Russland

12 km hinter Groznyj kamen der Korrespondent Alexej IVLIEV, sein Kameramann Evgenij MOLCHANOV, der Tonmann Stanislav PLATONOV sowie ihr Fahrer Batyr ZALOEV bei einem Autounfall ums Leben. Sie waren auf dem Weg nach nach Nazran, um die aufgenommenen Materialien mit Hilfe einer dort vorhandenen Relaisverbindung nach Moskau zu kabeln.

PIMENOV, Viktor
gestorben am 11.03.1996
Fernsehsender Vainah, Groznyj, Tschetschenien, Kameramann

Vermutlich Opfer von tschetschenischen Scharfschützen geworden.

TSCHAJKOVA, Nadezhda
1963-30.03.1996
Obschaja Gazeta (Allgemeine Zeitung), Moskau, Russland, Korrespondentin

Nach der gerichtlichen medizinischen Expertise wurde TSCHAJKOVA mit einer „Makarow“ erschossen. Zuvor war sie schwer geschlagen worden und anschließend mit verbundenen Augen von hinten in den Kopf erschossen. Es wird vermutet, dass die Leiche erst nach der Tat an der Siedlung Gechi abgelegt wurde.

JAGODIN, Anatolij Benediktovitsch
gestorben am 18.04.1996
Zeitschrift Na boevom postu, Zeitschrift des russischen Innenministeriums in Moskau, militärischer Status: Hauptleutnant, von Beruf Korrespondent

Vor dem Kosakendorf Assinovskaja gerieten die Panzer der Sofrinskaja Brigade der tschetschenischen Innentruppen (Miliz), wo sich auch Anatolij JAGODIN befand, an das Versteck (Hinterhalt) von tschetschenischen Separatisten. Die Aufgabe des Korrespondenten hätte in der Beschreibung der Rückkehr der russischen Armee bestanden.

EFIMOVA, Nina
gestorben am 08.05.1996
Zeitung Vozrozhdenie (Wiedergeburt), Groznyj, Tschentschenien, Korrespondentin

Die Leiche der Korrespondentin wurde vor dem Gebäude des Öl-Technikums in Lenin Rajon (Bezirk) in Groznyj gefunden. Die Nachrichtenagentur ITAR-TASS und RIA-Novosti berichteten, die Journalistin und ihre Mutter seien in der Nacht vom 7. Mai entführt und mit dem Kopfschuss getötet worden. Als Hintergrund könnten letzte Publikationen der Journalistin über Kriminalität gewesen sein.

HADZHIEV, Ramzan
14.11.1955-11.08.1996
ORT, Moskau, Russland, Korrespondent

Am 11. August erlitt der Korrespondent 2 tödliche Schussverletzungen am Block-Wachposten in der Nähe von Groznyj aus dem Maschinengewehr eines Panzers von Soldaten der russischen Föderaltruppen.

GOGUN, Ivan
Gestorben am 20.08.1996
Zeitung Groznenskij Rabochij (Groznyjer Arbeiter), Groznyj, Korrespondent

Schwer verletzt in Groznyj, danach im Krankenhaus von Vladikavkaz zugestellt gestorben

2. Tschetschenienkrieg (1999-2001)

EPENDIEV, Supjan
gestorben am 29.10.1999
Zeitung Groznenskij Rabochij (Groznyjer Arbeiter), Groznyj, Tschetschenien, Korrespondent

Der Korrespondent wurde im Rahmen von Kampfhandlungen in Groznyj schwer verletzt und starb nach zwei Tagen.

GIGAEV, Schamil
Gestorben am 29.10.1999
Fernsehen Nohtscho, Groznyj, Tschetschenien, Kameramann

Umgekommen während der Luftbombardierung durch die russische Armee, die tschetschenische Flüchtlinge auf dem Weg von Groznyj nach Nazran beschossen hatte.

MEZHIDOV, Ramzan Hasanovich
gestorben am 29.10.1999
Fernsehsender TV Zentr, Moskau, Russland, Korrespondent

Schwer verletzt während der Bombardierung einer Autokolonne, in der er saß, auf dem Wege nach Nazran durch die russische Luftarmee. Wegen des hohen Blutverlusts im Krankenhaus von Nazran verstorben.

LOSKUTOV, Alexander Grigorjevich
6.09.1955- 17.12.1999
Zeitschrift Morskoj Sbornik Moskau, Russland, Korrepondent

Gestorben an schweren Verletzungen im Kopfbereich beim Zusammenstoß seines Autos mit einem Panzer.

ARZHIEVA, Luiza
1974 - 22.03.2000
Zeitung Istina mira (Weltwahrheit), Moskau, Russland, Korrespondentin

Die Einzelheiten des Todes sind bis heute unbekannt. In der Sterbeurkunde, ausgestellt am 22.06.2000, wurden als Grund für den Tod „mehrere Splitterverletzungen im Brust- und Kopfbereich“ genannt.

EFREMOV, Alexander
gestorben am 12.05.2000
Zeitung Nasche Vremja (Unsere Zeit), Tjumen, Bildkorrespondent

Der Wagen, im dem sich der Korrespondent zusammen mit zwei offiziellen Miliz-Offizieren befand, fuhr in Richtung Groznyj und wurde in der Nähe der Siedlung Kirov von tschetschenischen Kämpfern zur Explosion gebracht.

TEPSURKAEV, Adam
Gestorben am 23.11.2000
Reuters Nachrichtenagentur, Kameramann

Erschossen in der Siedlung Ermolovka (süd-westlich von Groznyj) von unbekannten Tätern, die Tschetschenisch sprachen.

POPKOV, Viktor
Gestorben am 02.06.2001
Novaja Gazeta, Moskau, Russland, Freier Journalist

Am 18. April 2001 wurde der Wagen von Viktor POPKOV in der Nähe der Siedlung Alhan-Kala von zwei unbekannten Tätern beschossen. Der Journalist erlitt mehrere schwere Verletzungen, zwei davon im Kopf. Er erlag diesen Verletzungen einige Wochen später im Krankenhaus von Krasnogorsk.

BARANJUK, Juri Danilovich
Gestorben am 27.01.2002
Komsomolskaja Pravda (Komsomolwahrheit), Moskau, Russland, Korrespondent

Der Hubschrauber MI-8 mit dem Korrespondenten sowie 13 weiteren Personen an Bord explodierte aus unbekannten Gründen im Schelkovskij Kreis.

SUHOMLIN, Vladimir Vladimirovich
1979-08.01.2003
Moskau, Russland, freier Internet-Journalist, Gründer der unabhängigen Websites www.chechnya.ru undwww.serbia.ru

Die Leiche des Journalisten wurde am Stadtrand von Moskau gefunden. Vladimir wurde am 4. Januar von vorm Kinotheater in Leninskij Prospekt entführt. Die Täter hatten ihn mit Baseballschlägern zu Tode geschlagen. Später wurden Verdächtige festgenommen, die nach ihren Angaben für den Mord am Journalisten 1.200 US Dollar von ihrem Auftraggeber bekamen. Diese wurden bisher nicht ermittelt.

HASANOV, Adlan
1970-09.05.2004
Reuters Nachrichtenagentur, Korrespondent

Kam während eines Terroraktes im Stadion „Dynamo“ in Groznyj um. Anlässlich des „Tages des Sieges“ befand sich der Journalist unter den Gästen des amtierenden Präsidenten Akhmad KADYROV: es gab ein Konzert. Dabei explodierte eine Bombe, deren Zündvorrichtung sich auf der zentralen Tribüne des Stadions befand. KADYROV und der Kommandant der Sondertruppen Valeri BARANOV sowie der Korrespondent starben. Insgesamt kamen dabei mehr als 14 Personen ums Leben, 63 Personen wurden schwer verletzt. Heute agiert KADYROV's Sohn Ramsan KADYROV als Präsident - nicht gewählt, sondern eingesetzt von Wldamir PUTIN.

POLITKOVSKAJA, Anna Stepanovna
30.08.1958-07.10.2006
Novaja Gazeta, Moskau, Russland, Korrespondentin

Erschossen an PUTIN’s Geburtstag am 7. Oktober 2006 im Hausaufzug ihrer Wohnung in Moskau. Siehe dazu Anna POLITKOVSKAJA.

Auszeichnungen:

"Wächterpreis der Tagespresse" 2003