Christine KRÖGER

Wie sind Sie zum Journalismus gekommen?

Ganz gewöhnlich. Studium der Publizistik, Praktika, freie Mitarbeit, Volontariat und Redakteurs-Anstellungsvertrag. Dass ich Publizistik studiert habe, war fast Zufall: Nach dem Abitur wusste ich zunächst nur, dass ich (wegen erwiesener Unfähigkeit) werde Sport noch Musik studieren würde, alles andere konnte ich mehr oder minder gut, und Spaß hat es mir auch gemacht. Also suchte ich etwas Neues, etwas, das ich aus der Schule noch nicht kannte, schrieb mich zunächst für Jura ein - und merkte rasch: Das ist mir zu dröge. Dann besann ich mich auf meine Lust am Schreiben (meine Aufsätze in der Schule hatten immer Überlänge) und beschloss, mich am Journalismus zu versuchen.

Was ist Ihnen dabei wichtig?

Schwierige Frage - da gibt es so vieles! Sorgfalt im Umgang mit Sprache. In die Tiefe gehen, auch wenn Recherche tatsächlich mal "das Ende des Knüllers" ist. (Leider verlaufen viele Karrieren im Journalismus umso steiler, je flotter die Formulierungen sind, die der Journalist für immer dürftigere Inhalte findet.) Und, und, und. Am wichtigsten ist mir vielleicht, dass möglichst viele Berufskollegen (und ich selbst) Kurt Tucholsky widerlegen, der - leider nicht zu Unrecht - gesagt hat: "Der deutsche Journalist braucht nicht bestochen zu werden – er ist stolz, eingeladen zu sein, er ist schon zufrieden, wie eine Macht behandelt zu werden."

Beruflicher Werdegang

1990-1995 Pauschalistin bei der Nordwest-Zeitung in Oldenburg.

1995-1997 Volontariat bei der Nordwest-Zeitung in Oldenburg.

1998-1999 Pressesprecherin der Handwerkskammer für Ostfriesland in Aurich.

Seit 1999 Redakteurin für Niedersachsen, Politik und Reportage beim WESER-KURIER in Bremen.

Seit 2006 Ressortleiterin Niedersachsen bei WESER-KURIER in Bremen mit den Themenschwerpunkten Landwirtschafts- und Verbraucherpolitik, Maritimes, Rechtsextremismus und NS-Vergangenheit, Rockerkriminalität und organisierte Kriminalität.

Sonderprojekte

2003 „Stadt – Land – Weser“
Serie über Land und Leute zwischen Hannoversch Münden und Bremerhaven

2004 „Typisch Insel. Die sieben Ostfriesischen Inseln und ihre Menschen“
Buchveröffentlichung einer Serie im WESER-KURIER

2005  Sie marschieren wieder Broschüre zu neonazistischen Umtrieben in Bremen und Niedersachsen, zur rechtsextremen Szene bundesweit und zur NS-Vergangenheit in der Region (in Zusammenarbeit mit Anke Landwehr und Hans-Günther Thiele, beide WESER-KURIER)

2006 Rechtzeitig gegen rechts
Beilage zu aktuellen rechtsextremen Tendenzen in der Gesellschaft

2008 Rechtsabbieger Broschüre zu neonazistischen Umtrieben in Niedersachsen (in Zusammenarbeit mit Stefan Schölermann, NDRInfo)

Auszeichnungen

2003 Journalistenpreis des Presseklubs Bremerhaven-Unterweser (erster Platz) für die Serie „Stadt – Land – Weser“

2006 Theodor-Wolff-Preis des BDZV (Kategorie Lokales)
für die Reportage Auch die Gewalt hat eine Dauerkarte über rechtsextreme Hooligans in Bremen

2010 28. Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon in Bremen
für „ihre jahrelange mutige und professionelle Aufklärungsarbeit über die neuen Nazis in Deutschland“

2010 Wächterpreis der Tagespresse (zweiter Preis)
für ihre hartnäckigen Recherchen im Rockermilieu. Dabei stieß sie bei der Begleitung eines Strafverfahrens um Mitglieder der „Hells Angels“ und „Banditos“ auf Verbindungen zur organisierten Kriminalität und zugleich auf Verharmlosungen dieses Phänomens durch die zuständigen Behörden.

 

(IE)

Wo die Person ebenfalls eine Rolle spielt: