Süddeutschen Zeitung 2014/2015, 12.02.2015

von Bastian OBERMAYER, Uwe RITZER

Neun Monate frischer Wind

Thomas Kagermeier, 41, Geschäftsführer für Finanzen, IT und Services beim ADAC, wird den Automobilverein nach gerade mal neun Monaten schon wieder verlassen. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus ADAC-Kreisen, ein Sprecher des Clubs bestätigte die Trennung am Mittwoch. Die offizielle Begründung in dieser Bestätigung besteht allerdings lediglich aus den üblichen Floskeln: Man habe „gemeinschaftlich beschlossen“, dass Thomas Kagermeier (Foto: oh) den ADAC verlasse, „um eine neue Herausforderung anzunehmen“. 
  Die Hintergründe dieses überraschenden Wechsels sind völlig unklar. Aus dem ADAC dringen widersprüchliche Deutungen. Eine Variante ist ein Richtungsstreit über die zukünftige Ausrichtung des ADAC im Zuge der Reform. Eine andere Variante besagt, dass einfach zu verschiedene Kulturen aufeinandergeprallt seien. Auf der einen Seite die alteingesessenen ADACler, auf der anderen Seite Kagermeier, der erfahrene Berater und ausgewiesene Compliance-Experte, der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG kam. 
  In jedem Fall ist die Außenwirkung verheerend: Die Personalie Kagermeier war im April 2014 vom ADAC verkündet worden, als sich der Club nach einer Vielzahl von Skandalen gerade in der größten Krise seiner Geschichte befand. Der Neue sollte eine der Stützen der Reform werden – das unverbrauchte Gesicht, der dynamische Mann von außen, der Dynamik und frischen Wind in den ADAC bringt und das Schiff langfristig in ruhige Gewässer steuert. Dieses Vorhaben ist nun offenbar gescheitert, ein Nachfolger wird schon gesucht. Thomas Kagermeier, der mit Wirkung vom 1. Juni 2014 in die ADAC-Geschäftsführung berufen wurde, wird schon zum 28. Februar 2015 wieder ausscheiden.