Süddeutschen Zeitung 2014/2015, 30.01.2014

von Bastian OBERMAYER, Uwe RITZER

„Verlorenes Vertrauen“

Verbraucherschutzminister Maas kritisiert den ADAC

München – Mit Kritik am ADAC hielten sich die meisten Politiker in der Vergangenheit zurück. Immerhin sind in dem Verband knapp ein Viertel der Deutschen organisiert, was der Autofahrerklub auch oft betonte. Doch seit der ADAC angeschlagen ist, fassen auch Politiker unerwarteten Mut. Jüngstes Beispiel ist Heiko Maas (SPD), der Bundesminister für Justiz und Verbraucherschutz. 
  „Nur mit größtmöglicher Transparenz wird der ADAC verlorenes Vertrauen zurückgewinnen“, sagte er und forderte, der Verband müsse alle Standards für seine Tests und Umfragen offenlegen. Schließlich müssten sich die Verbraucher „darauf verlassen können“, dass da nicht manipuliert werde. Darüber will Maas mit dem ADAC sprechen und ihn bei der Gelegenheit auch gleich an die „Grundsätze für gute Unternehmensführung“ erinnern. Dass der ADAC grundlegende Reformen ankündige und sich für eine Kontrolle von außen öffne, sei „ein notwendiger erster Schritt“. 
  So will der ADAC erstmals seit 66 Jahren seine Hauptversammlung zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenrufen. Das Präsidium wolle einen Reformprozess einleiten, der „vorbehaltlos“ Struktur und Abläufe der Organisation auf den Prüfstand stelle, sagte Verbandspräsident Peter Meyer. 
  Dies geschieht angesichts immer neuer Berichte über von ADAC-Führungspersonal zweckentfremdete Rettungsflugzeuge. So flog der Sohn einer Regionalgeschäftsführerin damit in den Ägypten-Urlaub. In Braunschweig ließ der regionale ADAC-Chef 2006 den nassen Rasen des Fußballstadions durch den Rotor eines Rettungshubschraubers trocken föhnen. Letzteres wurde zwar bezahlt und die Geschäftsführerin gefeuert, doch nagt all dies weiter an der Glaubwürdigkeit des ADAC. Nach einer Forsa-Umfrage hat fast jeder zweite Deutsche nur noch geringes oder sehr geringes Vertrauen in den ADAC.