Trierischer Volksfreund, 24.11.2007

von Christiane WOLFF

Betrugs - Affäre: HWK - Spitze in Erklärungsnot

Die Kette der Unregelmäßigkeiten bei den Geschäften des Umweltzentrums der Handwerkskammer (HWK) reißt nicht ab: Außer betrügerischen Abrechnungen und massiven Missständen in der Weiterbildung (der TV berichtete) gab es dubiose Verträge mit Kunden. Auch diesmal streitet die HWK-Leitung ab, davon gewusst zu haben. 

400 Euro plus Mehrwertsteuer sollte der Energieausweis kosten, den ein Eifeler vom Umweltzentrum (UWZ) der Handwerkskammer Trier per Vertrag angeboten bekommen hat. Dass es solche Verträge überhaupt gibt, hatten UWZ und HWK bisher bestritten. Das UWZ darf eigentlich nur Adressen von Energieberatern weitergeben – aber keine Verträge abschließen. Genau dies ist aber offenbar geschehen: Das dem TV vorliegende Expemlar ist auf offizielles Geschäftspapier der HWK gedruckt, das Anschreiben von zwei ehemaligen Mitarbeitern des Umweltzentrums (UWZ) unterschrieben.

Angela Himsel, stellvertretende Leiterin des UWZ, und Josef Adams, stellvertretender Leiter der HWK, hatten noch am Mittwoch gesagt, von solchen Verträgen nichts zu wissen. Aber nach der TV-Anfrage bei der HWK habe man das Büro eines ehemaligen UWZ-Mitarbeiters „auf den Kopf gestellt“ und sei fündig geworden, erklärte Adams am Freitag: Ein weiteres Vertragsexemplar, von UWZ-Leiter Theo Bohr unterschrieben, sei aufgetaucht. Das Geschäftspapier sei „missbräuchlich und ohne Freigabe der Geschäftsführung“ verwendet worden. Zudem seien die Vertragsbedingungen – bei einer Stornierung nach 14-tägiger Rücktrittsfrist werden dem Kunden pauschal 150 Euro in Rechnung gestellt – „nicht üblich“ in Dienstleistungsverträgen der HWK.

Das Brisante: Das UWZ hatte immer behauptet, auf Anfragen nach Energiepässen Listen mit Adressen von freien Gebäude-Energieberatern herauszugegeben zu haben, bei denen die Kunden sich dann melden könnten. Nach TV-Informationen soll allerdings ein mittlerweile fristlos gekündigter UWZ-Mitarbeiter Kundenadressen exklusiv einem bestimmten Energieberater zugeschanzt und dafür Provisionen erhalten haben. Der Mitarbeiter soll zudem mit zwei Dozenten des UWZ die HWK über gefälschte Abrechnungen um rund 16400 Euro betrogen haben. „Wir sind Opfer krimineller Machenschaften“, sagte Adams gestern dem TV. Anzeige hat die Kammer jedoch erst gestern gestellt; gegen den Mitarbeiter, die beiden Dozenten und gegen „Unbekannt“. Theo Bohr, der derzeit erkrankte Chef des UWZ, werde „mit Sicherheit nicht Leiter bleiben“, betonte Adams erneut.