Trierischer Volksfreund, 24.11.2007

von Christiane WOLFF

Unbekannter Vorgang

„Spekulationen, die HWK-Geschäftsführung habe etwas zu verbergen, entbehren jeder Grundlage“, teilte die Handwerkskammer gestern mit. Auch von dem fragwürdigen Vertrag, der dem TV vorliegt, sei nichts bekannt gewesen. 

„Ganz unverbindlich“ hatte ein Hausbesitzer aus der Eifel vor einem Jahr beim Umweltzentrum (UWZ) der Handwerkskammer um Informationen zu Energieberatungen und -pässen gebeten. Erst habe das UWZ gar nicht auf den Telefonanruf reagiert, „dann schickte man uns einen Knebelvertrag“. Das Anschreiben trägt die Logos von Umweltzentrum, HWK und HWK-Kompetenzzentrum für nachhaltiges Renovieren und Sanieren. Auf dem Seitenfuß sind Geschäftskonten der HWK und deren Steuernummern vermerkt. „Die Kosten für die Erstellung dieses Energie-Ausweises belaufen sich auf 400 Euro“, bietet das Schreiben eine Leistung zum Festpreis an, die auch auf dem freien Markt erhältlich ist.

Die zwei ehemaligen Mitarbeiter, die das Anschreiben unterzeichnet haben, hatten beide 2005 als „Ein-Euro-Jobber“ bei der HWK angefangen. Vor einem Jahr, als die Verträge verschickt wurden, waren sie als Teilzeitkräfte bei der Kammer angestellt.

Bis zur Anfrage des TV sei „der Vorgang“ weder der stellvertretenden Leiterin des UWZ, Angela Himsel, noch HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks, noch dessen Stellvertreter Josef Adams bekannt gewesen, heißt es im Antwortschreiben der Kammer an den TV. Der Vertrag, den die anschließende Durchsuchung ans Licht gebracht habe, sei zwar von UWZ-Leiter Theo Bohr unterschrieben, aber „durch das UWZ nicht erfüllt“ worden. Auch habe die Rechtsabteilung der Kammer den Vertrag nicht aufgesetzt.

„Es gibt schlichtweg keine Maßnahmen, mit denen die missbräuchliche Nutzung eines Geschäftsbogens in einer Einrichtung mit über 100 Mitarbeitern absolut sicher ausgeschlossen werden kann“, erklärt Adams, wie es sein kann, dass die HWK-Leitung über solche Vorgänge in ihrem prestigeträchtigen UWZ nichts wusste. Es hätte zwar „erste Überlegungen bezüglich der Energie-Ausweise“ gegeben, die allerdings „auf Betreiben der Geschäftsführung wieder eingestellt wurden“. Nach TV-Informationen gab es zwischen freien Energieberatern und dem mittlerweile von der HWK angezeigten, involvierten Mitarbeiter Paulsen (Name geändert) über das Thema ein heftiges Streitgespräch. „Paulsen wollte von uns für die Weitervermittlung von Adressen Provision“, erzählt ein Energieberater von der Mosel, „das wollten wir nicht mitmachen.“

Zeuge bei dem brisanten Streit soll der Sohn von HWK-Hauptgeschäftsführer Kocks gewesen sein. Er war gut zwei Jahre lang beim UWZ als studentische Hilfskraft beschäftigt. „Kocks junior und Paulsen teilten sich ein Büro“, heißt es aus mehreren internen Quellen.