Trierischer Volksfreund, 01.12.2007

von Christiane WOLFF

"Wir wussten von nichts"

Lediglich bei Projekten des Umweltzentrums wurden laut HWK-Leitung Fördergelder falsch abgerechnet. Keine Auffälligkeiten habe es beim HWK-Projekt „Kompetenzzentrum“ (Komzet) gegeben. Dem TV liegen andere Informationen vor. 

„Bitte erfassen Sie die für das Kompetenzzentrum geleistete Arbeitszeit“, heißt es in der schriftlichen Dienstanweisung aus dem Jahr 2003. Gerichtet ist das Schreiben, das dem TV vorliegt, an einen ehemaligen Handwerksmeister der HWK. Unterzeichner ist Hans Hermann Kocks, Hauptgeschäftsführer der Kammer.

Nachgekommen ist der Meister der Anweisung seines obersten Chefs allerdings nicht. „Ich habe nie für das Komzet gearbeitet“, begründet er gegenüber dem TV. Auch andere Meister hätten nie getätigte Mitarbeit bestätigen sollen. „Aber ich unterschreibe nicht für etwas, das ich nicht geleistet habe!“, bekräftigt der Meister.

Eine schriftliche TV-Anfrage dazu wollte die HWK nicht beantworten, lud stattdessen aber zur Pressekonferenz. Bei der Überprüfung des Komzet-Projekts sei „kein Fehlverhalten erkennbar gewesen“, beteuerte Kocks. Zehn andere Projekte – allesamt allein in UWZ-Verantwortung – seien bei der internen Prüfung allerdings so „auffällig“ gewesen, dass man dessen Leiter fristlos kündigen wolle (TV vom Freitag).

Der Mitte Oktober erkrankte UWZ-Leiter habe von seinen Mitarbeitern systematisch mehr Arbeitsstunden gegenzeichnen lassen, als diese für die Projekte geleistet hätten. Nach TV-Informationen mussten Mitarbeiter auch Unterschriften scannen und auf die Stundenzettel kopieren, damit die Nachweise vollständig waren. Tatsächlich seien Unterlagen gefälscht worden, erklärte Kocks, äußerte sich dazu aber nicht näher.

Gegen den ehemaligen UWZ-Leiter und gegen „Unbekannte“ hat die HWK Anzeige wegen Subventionsbetrugs gestellt. Denn besagte Stundenzettel dienen dem Nachweis, dass die subventionierten Stunden im vollen Umfang geleistet wurden. „Unfassbar und völlig unerklärlich“ ist der HWK-Geschäftsleitung das „gravierende Fehlverhalten“ des ehemaligen UWZ-Leiters. Gewusst habe man von all dem allerdings nichts.

Der Handwerksmeister, der die Kocks'sche Dienstanweisung verweigert hatte, kann das nicht glauben: „Die HWK-Leitung muss definitiv von den Machenschaften gewusst haben – alle finanziellen Dinge werden schließlich über die Kammer abgewickelt.“

Der HWK-Vorstand hat unterdessen „Geschäftsführer Kocks und der Geschäftsführung insgesamt nachdrücklich das volle Vertrauen ausgesprochen“. Es gebe „keinerlei Anhaltspunkte“, dass die Manipulationen mit Duldung der Kammer-Leitung erfolgt seien „oder Kontrollpflichten vernachlässigt wurden“.


Unbekannte Mieterin:

Auch von einer selbstständigen Unternehmensberaterin, die ihr Büro offenbar in den Räumen des UWZ hat, will die Geschäftsführung der HWK nichts gewusst haben. Nach TV-Informationen hat die Frau für das UWZ Projekte abgewickelt. Statt einer regulären Miete soll sie 30 Prozent der Auftragsvolumina an das UWZ zurückgeführt haben. 75 Prozent der Auftragssumme erhielt das UWZ an öffentlichen Fördergeldern für diese Projekte – und machte so offenbar fünf Prozent Plus. „Wir wissen von dieser Sache gar nichts“, betonte HWK-Hauptgeschäftsführer Kocks auf TV-Anfrage. Allerdings sollen dubiose „Werksverträge“ aufgetaucht sein, „bei denen wir nicht sicher sind, ob es dafür entsprechende Leistungen gab“. Sein Stellvertreter, Josef Adams, bestätigte, dass man weder von der Tätigkeit noch dem Büro der Frau gewusst habe und es keinen Mietvertrag gebe. Die Frau hat im Internet als Geschäftsadresse das UWZ-Gebäude in der Cläre-Prem-Straße angegeben.