Die Geschichte kurz gefasst

"Post von guten Freunden" heißt die ausgezeichnete Reportage über die Ausnutzung der Gutgläubigkeit alter Menschen. Sie werden z.B. von skrupellosen Verlagen unter Vorspiegelung nicht vorhandener Gewinnchancen zu völlig unsinnigen Käufen verleitet und verlieren dabei viel Geld.

Im konkreten Fall geht es um Reader's Digest und ein Rentner aus Freibung, der für rund 20.000 Euro Bücher und DVDs bestellt hat, weil er glaubte, dass sich so seine Gewinnchancen erhöhen. Gewonnen hat jedoch nie. 

Über viele Jahre hinweg war der Rentner ein treuer Kunde von Reader's Digest. Er hatte die Zeitschrift abonniert und bestellte gelegentlich Bücher oder CDs. Nach dem Umzug ins Seniorenheim nahm die Zahl der Werbeanschreiben plötzlich zu. 

Es trudelten jetzt jede Woche Briefe des Verlags ein – manchmal sogar täglich. In den Anschreiben wurde ihm suggeriert, dass viele Bestellungen die Gewinnchance erhöhen. 

Wie nutzt man die Gutgläubigkeit alter Menschen aus? Man verschickt sehr persönlich geschriebene Briefe wie Reader’s Digest, man schmeichelt und schenkt Aufmerksamkeit. "Ihre Anschrift (...) ist uns als die Adresse eines unserer besten Kunden, ja sogar, wenn ich das so sagen darf, als die eines Freundes bekannt!".

Der Rentner war alles andere als ein Einzelfall, wie sich nach der Veröffentlichung des Artikel herausstellte. "Nach dem Erscheinen des Artikels erhielt ich mehrere, teils anonyme Leserbriefe – immer von älteren Menschen, denen es gleich ergangen war, aber die sich schämten, dass sie soviel Geld an den Verlag bezahlt hatten", so FUCHS. 

Wir dokumentieren hier FUCHS' Rechercheprotokoll, das zeigt, wie die Reportage entstanden ist, wie sich die ersten Recherche gestalteten, wann die ersten Treffen mit Hinweisgebern stattfanden und wie die Geschichte sich nach und nach verdichtete – obwohl sich ehemalige Mitarbeiter und angebliche Gewinner von Reader’s Digest nicht äußern wollten. 

Ihrer großer Vorteil während der Recherche: Zeit. "Da ich als Volontärin im Reportage-Ressort nicht für die Tagesproduktion vorgesehen war, blieb mir genügend Zeit für die ausgiebige Recherche", sagt FUCHS. 

Wie Ines FUCHS zum Journalismus gekommen ist und was ihr dabei besonders wichtig ist, erfahren Sie unter Die Menschen hinter der Geschichte (rechts oben)


(IE)

Auszeichnungen:

"Wächterpreis der Tagespresse" 2012

Die Menschen hinter dieser Geschichte: