Was kann man gegen Zahnersatzbetrug tun?

Die Skandale um den Betrug von Zahnärzten und Dentallaboren mit Billigzahnersatz sorgten in der Vergangenheit für große Verwirrung in der Öffentlichkeit. Die Gesundheitsreformen taten ihr übriges dazu.

Kann ich mich vor Betrug schützen?

Während der Berichterstattung von Frontal21 kam häufig die Frage auf, ob und wie sich der Patient sicher sein kann, dass er wirklich den Zahnersatz im Mund hat, den er in Auftrag gegeben und bezahlt hat.

Eine zufriedenstellende Antwort gab es leider nicht, denn sicher ist hier erst einmal gar nichts. Die Krankenkassen versuchen zwar durch stichprobenartige Kontrollen Zahnärzte und Labore weiterhin zu überprüfen, aber die Betrugsmöglichkeiten sind – wie Sie unter "Der betrogene Zahn" nachlesen können - enorm. Natürlich wollen wir damit nicht behaupten, dass alle Zahnärzte betrügen, aber schwarze Schafe gibt es immer und überall, und da wo man nicht so richtig kontrollieren kann, ganz besonders oft. Der Gesundheitsbereich gehört (leider) genau dazu.

Als Patient hat man Möglichkeiten, sich zu informieren. Um sich vor Betrug zu schützen und zweitens zu wissen, was genau man später im eigenen Mund hat, hier ein paar Tipps : 

  1. Lassen Sie sich vom Zahnarzt Ihres Vertrauens umfangreich beraten und einen kostenlosen Heil- und Kostenplan für den Festzuschuss der Krankenkassen erstellen
  2. Fragen Sie Ihren Arzt immer nach der Art des Zahnmaterials und mit welchem Labor er zusammenarbeitet
  3. Nehmen Sie, wenn Sie sicher gehen wollen, auch Kontakt mit dem Zahnlabor auf und fragen Sie nach, mit welchen Materialien dieses Labor arbeitet und woher es diese bezieht.
  4. Wenn möglicht, sollten Sie immer eine zweite Meinung zum Heil- und Kostenplan einholen.
  5. Bei Leistungen, die über die Regelversorgung hinausgehen, haben die Zahnärzte heute die Möglichkeit nach der Gebührenordnung (GOZ) abzurechnen, die zuvor nur für Privatpatienten galt. Diese Gebührenordnung sieht für Leistungen des Zahnarztes einen sogenannten Einfachsatz vor (Faktor 1,0). Dieser kann aber ohne vorherige Absprache bis zum 3,5-fachen gesteigert werden (Faktor 3,5). Bis Ende 2004 hingegen nur bis zum 2,3fachen Satz. Treffen Sie deshalb klare Absprachen über den Leistungsumfang mit Ihrem Zahnarzt und über den Faktor, mit der er seine Leistung abrechnen will.
  6. Unterschreiben Sie nie etwas direkt auf dem Zahnarztstuhl. Erstens hat man gerade bei einer umfangreichen Zahnbehandlung soviel Zeit, dass man wenigstens eine Nacht darüber schlafen kann, und zweitens, würde kein vertrauenswürdiger Zahnarzt so vorgehen.
  7. Wenn Sie verunsichert sind, sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse oder der Zahnärztlichen Bundesvereinigung (www.kzbv.de), die für jedes Bundesland ein Beratungstelefon eingerichtet hat.

Sie sind dem Arzt keineswegs ausgeliefert. Mit Ihren Fragen machen Sie ihm deutlich, dass Sie erstens von Ihrem Recht auf Mitsprache und Mitgestaltung bei der Behandlung Gebrauch machen und dass Sie zweitens, Ihren persönlichen Beitrag zur Kostendämpfung auch im Gesundheitswesen leisten wollen.

Wie kann ich die Zahnersatzkosten reduzieren?

Klar - regelmäßiges Zähneputzen, eine gute Mundhygiene und eine ausgewogene Kost sind mit Sicherheit eine der besten Möglichkeiten, potenzielle Kosten zu reduzieren. Denn, was gut gepflegt wird, hält in der Regel auch länger. Aber wenn dann doch das ein oder andere getan werden muss, dann ist guter Rat, wie beispielsweise ein Kostenvoranschlag durch den Zahnarzt, zwar umsonst, aber die Eigenbeteiligung teuer.

Die Eigenbeteiligung lässt sich aber durch eine regelmäßige Kontrolle durch einen Zahnarztbesuch mindestens 1 x im Jahr reduzieren. Dafür gibt es das sogenannte Bonusheft. Kann man 5 Jahre lang regelmäßigen Zahncheck nachweisen, verringert sich die Zuzahlung von 50% auf 30% und bei einem Nachweis von 10 Jahren auf 20% der Kosten für die Regelversorgung.

Die Kosten der Dentallabore machen gut die Hälfte der Kosten beim Zahnersatz aus. Vergleichen Sie auch hier die Preise. Bitten Sie bei Bedarf Ihren Zahnarzt, ein günstigeres Labor zu beauftragen.

Trotz der Zuschussregelung durch die Krankenkassen kommen Zahnbehandlungen viele Menschen teuer zu stehen. Bei größeren Behandlungen und entsprechend hohen Kosten besteht die Möglichkeit, einen Kredit aufzunehmen. Oder: Durch eine Zahnzusatzversicherung die Behandlungskosten, sprich Eigenbeteiligung, zu senken..

Finanzierung des Eigenanteils:

Zusatzversicherung: 

Eine Zahnzusatzversicherung zahlt sich vor allem für Menschen aus, die eine Behandlung über die Regelversorgung hinaus wünschen, die also aus ästhetischen Gründen z. B. eine Krone mit Keramikverblendung möchten. "Gebissreform"

Vorangestellt sei hier aber erst einmal: Es gibt sie nicht, die perfekte Zusatzversicherung, welche die Kosten in beliebiger bzw. unendlicher Höhe vollständig begleicht.

In einigen Tarifen erhält der Kunde beispielsweise nur 20 bis 30 % zur Regelversorgung und in anderen wiederum eine Erstattung von bis zu 90% des gesamten Rechnungsbetrags. Dabei sind 90% die Obergrenze.

Auch die gesetzlichen Krankenkassen bieten Zusatzversicherungen an, die aber häufig nur wenig günstiger sind, als die der privaten Versicherungen. Je nach Anspruch können diese auch teurer sein als eine private Alternative.

Es lohnt sich also, sich auf dem Markt umzusehen. Die Stiftung Warentest bietet eine umfangreiche Service-Seite zu diesem Thema. Hier besteht die Möglichkeit sich einen Vergleich von Zusatzversicherungen für einen geringen Betrag downzuloaden:
Stiftung Warentest

Kredit: 

Im Wartezimmer der Arztpraxen liegen häufig Prospekte oder Formulare aus, mittels derer man Kredite nachfragen kann. Gemeinsam mit zahnärztlichen Organisationen oder Dentallaboren machen dies diverse Banken: Ratenkredite für Zahnersatz. Häufig sind aber ganz normale Kleinkredite günstiger. Fragen Sie daher auch bei Ihrer Hausbank nach und vergleichen Sie immer den dabei den Effektivzins.

Zahnbehandlungen in der Uni Klinik

In den Zahnkliniken der Universitätskrankenhäuser können sich Patienten den Zahnersatz im Rahmen eines Studenten - Seminars von Studierenden der höheren Semester anfertigen lassen. In einigen Kliniken werden sogar nur die reinen Materialkosten berechnet. Die Qualität des Zahnersatzes kann hier sogar besser sein als beim Zahnarzt, denn die Arbeitsschritte der Studenten werden während der Behandlung durch einen erfahrenen Zahnmediziner kontrolliert. Dadurch muss man aber auch mit einem höheren Zeitaufwand rechnen. Und auch die Wartezeiten vor den Behandlungen können lang sein, da die Behandlungen nur während der Semester stattfinden.

Zahnbehandlungen im Ausland

Eine weitere Möglichkeit: die Zahnbehandlung mit einem Urlaub zu verbinden. Z.B. im EU – Ausland. Die Krankenkassen erstatten auch hier nach dem Festzuschuss-Modell die Regelversorgung. Die Zuzahlung ist in der Regel um einiges günstiger. Verlangen Sie - bevor Sie sich für die Behandlung im Ausland entscheiden - eine genaue und detaillierte Auskunft zu den Preisen. Sind auch die Kosten für Röntgenbilder, Betäubung etc. inbegriffen? Auch hier sollten Sie sich genauestens über die Materialzusammenstellung und Hersteller informieren.

Zu bedenken gibt es hierbei, dass Sie bei eventuellen Nachbehandlungen oder Reklamationen wieder diese Reise auf sich nehmen müssten, denn eine Korrektur in Deutschland kann dann auch wieder teuer werden.

Weitere Informationen zum Thema Zahnersatz Sie unter anderem auf folgenden Websites

Stiftung Warentest
Transparency international

Zahnwissen
Ärztezeitung
Zahn-Online

Informationen zu Zahnbehandlungen im Ausland finden Sie unter anderem hier:

Die Endverbraucher 
Europäische Verbraucherzentrale

Mit dem Problem der Gesundheitsreformen hat sich mehrmals befasst u.a. das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, und zwar in folgenden Ausgaben (Nr. der Ausgabe/Jahr) als große und ausführliche Titelgeschichte:
27/2006
35/2005
19/1975
50/1970

 

(tz)