Die Berichte des Hamburger Abendblatt, 29.06.2006

von Christian DENSO

Der Fall der alten Dame beschäftigt Bürgerschaft

Der Fall von Thea Schädlich, der 68jährigen, deren Haus gegen ihren Willen von ihren gerichtlich bestellten Betreuern verkauft worden war - gestern wurde er zum Thema in der Bürgerschaft. "Die Betreuung von Hilfsbedürftigen ist nicht nur eine rechtspolitische und fiskalische Frage, es geht um Humanität - und auch um Missbrauch. Das hat der Fall von Thea Schädlich überdeutlich gezeigt", sagte etwa der sozialpolitische Sprecher der CDU, Frank-Thorsten Schira. Erst durch die Berichte im Abendblatt sei der Missstand aufgedeckt worden.

Für die SPD forderte Dirk Kienscherf den Senat auf, endlich aussagefähige Zahlen zu vielen Fragen der Betreuung von Hilfsbedürftigen in Hamburg vorzulegen - besonders, weil das Problem immer drängender werde: "Die Zahl der Betreuungen ist in der Hansestadt in nur zwei Jahren von 18 000 auf jetzt 22 000 Menschen angestiegen, die Betreuungskosten dazu um zwei Millionen Euro." Die Reaktion der Leser im Abendblatt zeige unter anderem die Bedeutung auf: "Wir müssen in dem einen oder anderen Fall genauer hinsehen", so Kienscherf, der das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Für die SPD war unter anderem der Fall der Dame aus Kummerfeld (Kreis Pinneberg) Anlass, mit einem 20-Punkte-Antrag beim Senat nachzuhaken (wir berichteten). Martina Gregersen (GAL) regte gestern an, den jetzt zur Diskussion stehenden Bericht zur Situation der Betreuung in Hamburg nicht nur einmalig zu verfassen, sondern in einem Drei-Jahres-Rhythmus zu aktualisieren: "Es ist wichtig, dass wir uns mit diesem Thema befassen."

Einstimmig verwiesen GAL, CDU und SPD das Thema in den Sozialausschuss. Dort sollen jetzt unter anderem Experten zum Stand der Betreuung in Hamburg angehört werden. (cd)