Die Berichte des Hamburger Abendblatt, 30.12.2006

Der Kampf der alten Dame fand ein glückliches Ende



Es war im Februar, als Thea Schädlich die Redaktion der Pinneberger Zeitung betrat. Auf ihren Krückstock gestützt, erzählte sie ihre Geschichte. Wie gerichtlich bestellte Betreuer ihr Grundstück in Kummerfeld gegen ihren ausdrücklichen Willen verkauften - und sie alles verlor.

Wegen eines angeblichen Vermüllungssyndroms war die heute 68-Jährige auf Betreiben des Amtes Pinneberg-Land Mitte 2004 unter Betreuung gestellt worden. Der Gutachter, der sie untersuchen sollte, sprach nur einmal mit ihr - bei einem Zufallstreffen. Weil Erbschaftssteuern und andere Forderungen aus Sicht der Betreuer anders nicht hätten beglichen werden können, veräußerten sie das Filetstück Ende 2005 an die Gemeinde Kummerfeld, die bei einer kleinteiligen Bebauung des Geländes große Gewinne hätte erzielen können.

"Bereichert sich ein Dorf auf ihre Kosten?" lautete die erste Schlagzeile, mit der die "Betreuungsaffäre" ins Rollen kam. Sie beschäftigte das ganze Jahr über zahlreiche Medien - und Gerichte. Auf Betreiben eines ihrer ehemaligen Betreuer wurde Hamburger Abendblatt/Pinneberger Zeitung verboten, identifizierend über den Fall zu berichten.

Unter dem Synonym der "alten Dame" wurde dennoch die Berichterstattung fortgesetzt - und der gerichtliche Maulkorb kassiert, nachdem der Verlag Rechtsmittel einlegte. Und kurz vor Weihnachten, nach ersten Rückschlägen, wendete sich für Thea Schädlich das Blatt. Das Landgericht Itzehoe widerrief die Entscheidung des Amtsgerichts Pinneberg, das im November 2005 als Vormundschaftsgericht den Grundstücksverkauf durch die Betreuer gebilligt hatte. Die Richter betonten aber, dass erst zu einem späteren Zeitpunkt klar war, dass die Forderungen anders hätte beglichen werden können.

Damit ist für die 68-Jährige der Weg frei, ihr Grundstück zurückzuerhalten. Entsprechende Schritte hat ihr Anwalt Gunther Giese bereits eingeleitet. Und er will im Namen seiner Mandantin auch Schadenersatzforderungen gegen die im Laufe des Jahres abgelösten Betreuer stellen, weil sie nicht verhindert haben, das Haus und Grundstück seitens des Amtes geräumt wurden und dabei aus Sicht Schädlichs erhebliche Vermögenswerte vernichtet worden seien.