Die Geschichte von Dr. Erich DIEFENBACHER im Überblick

 

Dr. Erich DIEFENBACHER:

  • 1945 in Abwesenheit zum Tode verurteilt
  • 1991 nach Deutschland geflohen: aus der Schweiz. Jenem Land, wo er eigentlich nach dem Krieg seine Heimat gefunden hatte


Für Nazi-Deutschland war er ein Verräter und Deserteur – er hatte in den letzten Kriegstagen als 17jähriger Flakhelfer zwölf ihm militärisch unterstellte Männer nach Hause geschickt, an statt sie beim Einmarsch der US-Truppen nach Wiesbaden zu verheizen. Er selbst war in ein Versteck geflohen.

In der Schweiz wurde er schnell zum Störenfried. U.a. wurde er zur Zielscheibe der drei schweizerischen Großbanken bzw. des "Schweizer Banken- und Anwaltkartells", wie es in der obigen Geheimakte der Schweiz. Bundespolizei heißt.

Mordanschläge wurden auf ihn verübt: „Das Motiv für die Amici, den Anwalt zu beseitigen oder zumindest durch einen Nervenkrieg zu zermürben, sieht Diefenbacher in einem nun schon fast elfjährigen Erbschafts-Streit, der zugleich zu einem der größten Steuer-Skandale der Schweiz gedieh“, hatte DER SPIEGEL 1973 geschrieben. DIEFENBACHER war im Rahmen seiner Rechtsanwaltstätigkeit auf das System Liechtenstein gestoßen und hatte sich nicht gescheut, über illegalen Kapitaltransfer und Steuerflüchtlinge öffentlich zu reden.

Das System Liechtensetin ist eng mit dem System Schweiz verbunden. In Vaduz sind nur die (virtuellen) Briefkästen und Stiftungen registriert. Das Geld, das auf diese Weise versteckt werden soll, liegt auf Schweizer Konten – das kleine Fürstentum und die Eidgenossen praktizieren seit jeher eine Währungsunion.
 
Über 600 Milliarden $ ausländische Gelder sind dort gebunkert. Das entspricht etwa dem Doppelten des Schweizer Bruttoinlandprodukts, also zweimal so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung der Schweiz in einem Jahr. Verständlich, dass die Schweizer Finanzindustrie kein Interesse hat, daran etwas zu ändern. Verständlich, dass alle, die das öffentlich kommunizieren und/oder im Rahmen anwaltlicher Vertretungstätigkeit aufbohren wollen, unerwünscht sind.

DIEFENBACHER war unerwünscht. Da Schweizer Politiker (z.B. Nationalräte) oder Richter gleichzeitig mit dem Bankengewerbe eng liiertsind, weil beide die gleichen Interessen verfechten, setzte man den unermüdlichen Advokaten immer mehr unter Druck: z.B. mit hohen (fiktiven) Steuernachzahlungen. Wie in anderen Ländern auch: wenn das Finanzamt Geld eintreibt, muss man sofort zahlen. Die Rechtmäßigkeit einer solchen Forderung kann man immer erst hinterher vor Gericht klären lassen.

DIEFENBACHER emigigrierte deshalb nach Deutschland, zurück in seine Geburtstadt Wiesbaden. Von dort hatte es ihn dann nach Wende in den Oderbruch in die Nähe von Frankfurt/Oder verschlagen. Wir wollten Anfang 2009 sein aufregendes Leben nachzeichnen, ihn nach seinen Mandaten in Sachen

  • Marcos-Milliarden (philippinischer Diktator)
  • den Geldern des persischen Schah
  • seinen Einsatz für einen der bedeutensten Whistleblower in der Schweiz, der die weltweiten Vitaminkartelle des Pharmariesen Hoffmann-La Roche angezeigt hatte (Stanley ADAMS)

und nach vielen anderen Dingen befragen. Drei Tage vor unserem Interviewtermin erlitt Erich DIEFENBACHER, wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag, einen zweiten sehr schweren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte.

Das Leben und Wirken von Erich DIEFENBACHER haben wir in einer Chronologie Einmal Schweiz und wieder zurück nachgezeichnet. Ebenso seinen größten ‚Fall’ in der Schweiz: System Christian SCHMID = System Schweiz und die CHRISANUS-Stiftung: ein ehemaliger Weggefährte des italienischen Duce Benito MUSSOLINI, der sein Vermögen nach Liechtenstein/Schweiz verschoben hatte.

Die Schweiz hatte natürlich auch Dossiers über Erich DIEFENBACHER angelegt: bei der Bundespolizei und der Bundesstaatsanwaltschaft. Wir gewähren Einblick in die geheimen Akten.

In einem ABC der Akteure haben wir die Namen jener gelistet, die Erich DIEFENBACHER im positiven wie negativen Zusammenhang verbunden waren.

Literatur von und über DIEFENBACHER gibt es hier. Außerdem: Das letze Gespräch mit Erich DIEFENBACHER.

Aus der Zeit der 90er Jahre stammen Ton-Aufzeichnungen mit ihm über einen seiner härtesten Widersacher, Rechtsanwalt Dr. Brenno GALLI aus Lugano, der auch die Steuerflüchtlinge Helmut HORTEN sowie THYSSEN auf ihrem Weg in den Tessin beraten hatte. GALLI’s Kanzleikollege war schweizerischer Finanzminister und später Bundespräsident. GALLI selbst saß im Parlament (Nationalrat), war Präsident des Bankrats der Schweizerischen Nationalbank sowie Mitglied des so genannten Bankenausschusses.

Zum ehemaligen Kaufhauskönig Helmut HORTEN, der im Dritten Reich durch die Enteignung (Arisierung) zweier jüdischer Kaufhäuser ‚groß’ geworden war, und dann sein Vermögen in die steuerfreundliche Schweiz transferierte, hatte uns DIEFENBACHER seinerzeit ebenfalls einiges zu erzählen: Steuerflüchtling HORTEN (demnächst aktiv).

Durch Erich DIEFENBACHER wissen wir sehr viel mehr über

  • das "Schweizer Banken- und Anwaltskartell"
  • und über das System Liechtenstein/Schweiz,

was sonst nicht ans Tageslicht gekommen wäre.

 

(JL)