Andere über Fume Events, Kabinenluft und aerotoxisches Syndrom

Eine ganze Reihe von Menschen und Institutionen haben sich zu diesem Thema bereits geäußert, geforscht, publiziert, Statements abgegeben und öffentlich darauf aufmerksam gemacht. Schließlich ist dieses Problem spätestens seit den 50er Jahren bekannt. Bei einigen schon früher (Flugzeugbauer, Turbinenölproduzenten). Wie dieses Problem in immer mehr Teilbereichen der Öffentlichkeit bekannt wurde, haben wir chonologisch rekonstruiert: Kontaminierte Kabinenluft: ein Problem wird zur Gewissheit (NOCH NICHT ONLINE). Wie das Thema in Deutschland die politische Ebene erreichte unter Die Politik und das aerotoxische Syndrom (NOCH NICHT ONLINE). 

Wir versuchen, hier die wichtigsten Forschungsergebnisse, Stellungnahmen und besonders herausragende Veröffentlichungen medialer Art zu dokumentieren. Die Aufzählung haben wir des Überblickes wegen sortiert: nach den Quellen bzw. Autoren: 


Filme / Videos:

Die wohl bedeutenste filmische Aufarbeitung stammt van Tim van BEVEREN aus dem Jahr 2015: Der Dokumentarfilm "Ungefiltert-eingeatmet. Die Wahrheit über das aerotoxische Syndrom".

Ursprünglich sollte dies eine Dokumentation des WDR in der Reihe Die Story werden. Der Sender bekam aber irgendwann offenbar kalte Füsse und setzte den Autor Tim van BEVEREN vor die Tür. Diesen Vorgang hat die taz, die tageszeitung dokumentiert: Ausgenutzt, ausgebeutet

Tim van BEVEREN, selbst Pilot und Journalist, Kameramann und Filmemacher in einer Person, hat sein Material dann zu einem eigenen Film verarbeitet: ausführlich in 131 Minuten. Den gibt es in (derzeit) drei Sprachen: DE, EN, FR für 8,50 €. Bestellbar im Webshop-TvBMedia

Der Film ist international bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. In den 131 Minuten wird die ganze Palette der Aspekte ausgebreitet und alle maßgeblichen 'Vertreter' dieses Themas kommen zu Wort - sofern sie sich dazu bereit erklärt haben. Die meisten jener, die das alles für Verschwörungstheorie halten, haben sich verweigert. Wie das so meistens der Fall ist, wenn man Farbe bekennen und auf konkrete Fragen konkrete Antworten geben soll.

Tim van BEVEREN hat in den Jahren 2009 bis 2011 mehrere TV-Berichte gemacht, die meisten für den WDR, als der noch voll hinter diesem Thema stand. Man kann sie heute noch anschauen, auf YouTube und eingebunden auf der Website von Tim van BEVEREN: www.timvanbeveren.de . Allerdings sind sie dort weder chronologisch geordnet noch mit Sendedaten versehen. Dies wiederum haben wir in der Chronologie gemacht: Kontaminierte Kabinenluft: ein Gesundheitsproblem wird zur Gewissheit.


Ebenfalls im Jahr 2015 hat der frühere British Airways-Pilot, Captain Tristan LORAINE, einen mehr auf Thriller getrimmten Film über das aerotoxische Syndrom gemacht: A Dark Reflection

LORAINE verlor seine Fluglizenz im Jahr 2006 im Alter von 44 Jahren. Er war in mehrere Fume Events geraten, wurde krank und konnte nicht mehr fliegen. Seine Erfahrungen kombinierte er mit den Vorfällen eines konkreten Fluges und machte daraus einen spannenden Film (81 Minuten lang).

Der Handlungsstrang: 2 Journalisten spüren das Geheimnis der Gründe für das aerotoxische Syndrom auf. Als daraufhin aufgrund des öffentlichen Drucks ein neuer CEO der Fluglinie eingesetzt wird, steht dieser vor einem Dilemma und muss sich entscheiden: entweder für den Profit seines Unternehmens oder für die öffentliche Sicherheit?  


Stellungnahmen und Veröffentlichungen des Luftfahrt-Business:

Sie sind hier zeitlich geordnet: die jüngsten an erster Stelle, ältere dahinter:


Februar 2017: Lufthansa: Cabin Air Quality Crew Info
Dieses Rundschreiben wendet sich an die eigenen Angestellten - wie so oft, und nicht an die Kunden bzw. die Passagiere. Unseres Wissens hat bisher noch keine Airline ein Schreiben dieser oder ähnlicher Art an die Flugpassagiere verteilt, auch nicht die Lufthansa.

Der Info-Brief der Lufthansa über den Info-Brief der Lufthansa: "Gemeinsam nehmen wir das Thema Cabin Air Quality (CAQ) sehr ernst und untersuchen akribisch jeden gemeldeten Geruchsvorfall. Unser aller Ziel ist es, jegliche Gefährdung für unsere Mitarbeiter und Kunden auszuschließen." 

Ebenfalls Februar 2017: BG Verkehr: Geruchsereignisse in Flugzeugen
Eine der Kernaussagen der Berufsgenossenschaft (die u.a. von der Luftfahrtindustrie finanziert wird):

"Die BG Verkehr nimmt die Unfallmeldungen ihrer Versicherten aber sehr ernst, untersucht sie sorgfältig und stimmt sich mit namhaften Institutionen und Wissenschaftlern ab. Unabhängig von dem vorliegenden Fall konnten bislang keine Gefahrstoffe, die zu einer längeren Erkrankung führen können, in relevanter Dosis in der Kabinenluft nachgewiesen werden. Die Gerüche und die Einbringung von Substanzen in die Frischluftversorgung werden jedoch weiter untersucht."

Februar 2017: Die Suche auf der Website von www.airbus.com unter den Stichworten "cabin air", "cabin air quality". "fume events" oder "aerotoxic syndrome" ergab immer das gleiche Resultat: "NO results found"


Was sich unter WIKIPEDIA finden lässt, und zwar in deutschen wie englischen Ausgabe, haben wir analysiert und dokumentiert unter Die Darstellung des Problems kontaminierter Kabinenluft im WIKIPEDIA.


Regelmäßig zum Thema äußert sich Prof. Michael BAGSHAW. Zuletzt 2013 mit einem Statement unter dem Titel Cabin Air Quality: A review of current aviation medical understanding.  Bereits 2008 hat er sich zum aerotoxischen Syndrom geäußert: aerotoxic syndrome.

Die Kernaussagen: "Genetic or particular susceptibility to a particular adverse effect of certain chemicals on the part of an individual does not alter the need for there to have been a sufficient chemical exposure to cause the injury or damage. For the reasons set out above, the possible exposure levels to ToCP on aircraft are so low relative to what is required to create a toxic effect through inhalation that a toxic injury is simply not medically feasible with current understanding.

In seeking to explain the cause of reported symptoms and signs, aviation medical professionals throughout the world continue to monitor the scientific evidence and remain receptive to objective peer-reviewed evidence." 

Hintergrund: Michael BAGSHAW war vormals "Chief Medical Officer" bei British Airways, dann Professor am King's College London und der Cranfield University, bevor er Berater bei Airbus wurde. 


Die BG Verkehr hatte im Juni 2013 eine Branchenkonferenz "Luftverkehr in Verkehrsflugzeugen" abgehalten. Dazu waren Vertreter der Airlines (Lufthansa, Air Berlin, Germanwings), Airbus, die zuständigen Aufsichtsbehörden BFU, LBA, die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und UFO, Vertreter der im Bundestag arbeitenden Parteien u.a. eingeladen.

Hier sind die Stellungnahmen des Luftfahrt-Business und der zuständigen Behörden nachzulesen:

 Hier das Statement einer Einrichtung des Bundes: 

Und hier die Darstellungen zweier medizinisch-wissenschaftlichen Institutionen, die allerdings eng entweder mit dem Luftfahrt-Business verknüpft sind (Gutachtenaufträge: MHH) oder der Gesetzlichen Unfallversicherung (die wenig Interesse an neuen Krankheitsbildern haben kann):


Wenig überraschend: Je näher eine Institution mit der Luftfahrtindustrie verknüpft ist, umso entschiedener wird den Risiken keine nennenswerte Bedeutung beigemessen: Entweder gibt es keine kausalen Belege oder die messbaren Werte sind zu gering als dass davon irgendeine Gefahr ausgehen könnte. Nicht anders war es beim Thema Asbest oder dem Holzschutzmittel-Syndrom (siehe Gesundheit, Wissenschaft und wirtschaftliche Interessen beim aerotoxisches Syndrom)


Hochschulen: Wissenschaft & Forschung

Ganz generell kann man unterscheiden in Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Untersuchungen, die in der Regel ein spezifisches Ziel im Blickfeld haben. Beide Varianten können an Hochschulen in unabhängiger, also selbstbestimmter Form geschehen, aber auch im Rahmen von Auftragsforschung. Im letzteren Fall kann die Unabhängigkeit der Ergebnisse beeinträchtigt sein, wenn Auftraggeber bzw. Finanziers ein spezifisches Ergebnis erwarten. Diese Zusammenhänge sollte man im Auge behalten, wenn es um "wissenschaftliche" Studien geht. Wenn derlei Untersuchungen von sich aus auf Einschränkungen in der Interpretation oder Unzulänglichkeiten ihrer Ergebnisse weisen, ist dies immer ein Zeichen dafür, dass sich die Autoren ihrer Grenzen bewusst sind und nicht unbedingt Allgemeingültigkeitsansprüche erheben.

 

Mit einem völlig anderen Ansatz als die medizinisch-chemische Perspektive arbeitet Dr. Simon BENNETT, Direktor der Civil Safety and Security Unit an der Universität Leicester (UK). Er ist auf Aspekte des Risikomanagements spezialisiert sowie effiziente Kommunikationsprozesse in Teams. BENNETT hat mehrere Jahre "on aircraft flight decks" zugebracht und Unternehmen wie GoFly, EasyJet und DHL Air beraten. In seinen Veröffentlichungen, die sich sehr oft auf das Luftfahrt-Business zugeschnitten sind (2006: A Sociology of Commercial Flight Crew; 2005: The Role of Social Amplification and News Values in the Re-presentation of Risk Research: A Case Study u.a.) stellt BENNET vor allem heraus, dass die Medienberichterstattung zum Thema Fume Events und aerotoxisches Syndrom mehr oder weniger maßlos überzogen ist. 

Gründe: Zum einen gilt im Journalismus die Regel "Bad news are good news", zum anderen spricht er ein altbekanntes Phänomen der asymmetrischen Wahrnehmung an, egal ob es sich dabei um die kognitive Dissonanz handelt, den Inertia-Effekt oder asymmetrische Informationsauslese. BENNETT bemüht z.B. in seinem Artikel Through a Glass Darkly (Aviation Week, 21.8.2006) KASPERSON's Theorie der "Social Amplification of Risk". Danach werden Informationen negativer Art in ihrer Wahrnehmung einseitig verstärkt und tragen zur Stigmatisierung bei. Danach richtet sich dann auch die mediale Berichterstattung aus - zumindest dann, wenn man Auflage und Reichweite steigern möchte. 


Cranfield University

Wissenstransfer und Partnerhip lautet das Motto dieser Hochschule. Sie ist weitgehend spezialisiert auf alles, was mit Fliegen, Luft- und Raumfahrt zu tun hat. Z.B.

Für diese Fragen und Themen ist es die Forschungs- und Lehrstätte in Großbritannien. Sie erhält Aufträge von staatlichen Stellen, aber auch Behörden wie der EASA. Und sie repräsentiert den Stand der Technologie und wissenschaftlichen Diskussion so wie man es aus der Luftfahrt kennt: Sicherheits- und Präventionsdenken wird groß geschrieben. Und ist auch flächendeckend erfolgreich. Ausnahme: das Thema der vielen und teilweise hinsichtlich ihrer Wirkung unbekannten Chemikalien in der Kabinenluft, die sich nicht immer dort befinden, aber eben ab und an. Zum Beispiel, wenn es zu Fume Events kommt.

2007 hatte das Transportministerium (UK) eine Studie in Auftrag gegeben, die 2011 veröffentlicht wurde: Aircraft Cabin Air Sampling Study. Ergebnis: Die fraglichen Chemikalien (z.B. TCP, TBP u.a.) sind zwar vorhanden, tauchen aber nur in so geringen Mengen auf, dass sie nicht als gefährdend gelten (S. 43 ff). 

Bemerkenswert auch: in der Literaturliste und auch in der Analyse wird an keiner Stelle auf die izwischen umfangreichen Untersuchungen und Ergebnisse jener eingegangen, die das aerotoxische Syndrom grundsätzlich für ein Problem halten (z.B. WINDER, BALOUET, ABU-DONIA u.a.m.)


Die Aufstellung wird fortgeführt - nach und nach. Wir bitten um Geduld!

Danke

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