PFT - Berichte der WamS, 29.12.2015

350 Millionen Euro für eine saubere Ruhr

Welt am Sonntag (WamS) , 22.06.2008 von David SCHRAVEN

Nach monatelangem Zögern bewegt sich der Ruhrverband im PFT-Skandal. So kündigte der Verband an, mit einem Aktionskonzept für reineres Trinkwasser aus der Ruhr zu sorgen. In den nächsten zehn Jahren sollen 350 Millionen Euro in die Kläranlagen des Verbandes investiert werden, heißt es in einer Presseerklärung. Im Ruhrverband sind die Städte und über 500 Industrieunternehmen zusammengeschlossen, um auf eigene Kosten die Abwässer zu reinigen, die in die Ruhr fließen. Bereits vor Monaten hatten die Wasserwerke an der Ruhr angekündigt, 140 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Anlagen zu stecken, um sie PFT-sicher zu machen.


Die Anlagen des Ruhrverbandes sind bis jetzt nicht besonders leistungsstark. Aus den Klärwerken des Verbandes stammen 50 Prozent der Verseuchung mit der krebserregenden Chemikalie PFT an der Ruhr. Zudem fließt aus den Anlagen ein Cocktail mit Dutzenden anderen Chemikalien und Spurenstoffen, die bis in die Trinkwasserversorgung durchschlagen. Die Anlagen des Verbandes sind aktuell nicht in der Lage, Medikamentenrückstände, Flammschutzmittel oder Komplexbilder vollständig auszufiltern. Teilweise gelangen Gifte ohne nennenswerten Klärerfolg direkt in den wichtigsten Trinkwasserfluss von NRW, aus dem vier Millionen Menschen versorgt werden. Die Kläranlagen sind darüber hinaus vermutlich auch zum Teil verantwortlich für die PFT-Verschmutzung im Sauerland.


Der Ruhrverband kündigte an, Forschungen voranzutreiben, um festzustellen, welche Chemikalien wie aus dem Abwasser gefiltert werden können.


Auch das nordrhein-westfälische Umweltministerium versucht diese Forschungen voranzutreiben. Seit fast einem Jahr wird im Auftrag des zuständigen Ministers Eckhard Uhlenberg (CDU) ein Gutachten an der Universität Aachen vorbereitet, in dem untersucht werden soll, mit welchen Methoden der Ruhrverband die Chemikalien aus dem Wasser klären kann. Weiter soll in dem Gutachten untersucht werden, wie teuer die Maßnahmen werden könnten, und wer diese bezahlen soll. Erste Ergebnisse des Gutachtens sollten bereits im März vorliegen. Bislang allerdings gebe es keine Ergebnisse, sagte ein Sprecher des Ministers auf wiederholte Anfrage. Der Chef des Ruhrverbandes Harro Bode hatte in den vergangenen Monaten versucht, die Wasserwerke an der Ruhr zur Finanzierung der Kläranlagenaufrüstung heranzuziehen. Doch damit ist er offensichtlich gescheitert. "Dies ist allein Aufgabe des Ruhrverbandes", sagte ein beteiligter Wasserversorger der "Welt am Sonntag".


Bode sagte nun der Westfälischen Rundschau, es sei nicht auszuschließen, dass Kläranlagenbetreiber künftig vom Gesetzgeber weitere Auflagen erhielten. Deswegen "sind wir gut beraten, weitergehende Entfernungstechnologien auf ihre Tauglichkeit und Kosten zu überprüfen."