Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 06.01.2016

von Frank THONICKE

HR mit korrupten Methoden

Hessische/Niedersächsische Allgemeine , 23.03.2004

KASSEL. Neue Vorwürfe gegen den HR und seinen Sportchef Jürgen Emig: Für eine Übertragung des Freundschaftsspiels Bayern München gegen Liverpool kassierte der Hessische Rundfunk unter anderem für Moderation und Regie 34500 Mark. Bei Radsportübertragungen, der Spezialität von Jürgen Emig, habe es illegale Absprachen bei Produktionsaufträgen gegeben, schreibt das Magazin Focus. Und ein Sportveranstalter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, berichtet uns von Bauch- und Nierenschmerzen nach Verhandlungen mit Jürgen Emig. 10000 Mark sei der übliche Preis dafür gewesen, dass das Fernsehen einen Übertragungswagen zu einer Sportveranstaltung schickte. Auch in Fulda kassierte der HR für eine Sportübertragung ab.

Es war das Jahr 1994, Fulda wurde 1200 Jahre alt, und zum Jubiläum kickte der FC Bayern gegen den FC Liverpool. Emig und seine Sportredaktion waren an einer Übertragung interessiert - aber nur gegen Bares. Der damalige Veranstalter Hans-Hubert Zeun überwies schließlich an den HR für Moderation, Regie, Aufnahmeleitung und einen Ü-Wagen 34500 Mark. Zeun zur HNA: Ich musste zähneknirschend zahlen.

Mit Jürgen Emig machte der Journalist, der selbst mal für den HR gearbeitet hat, noch andere schlechte Erfahrungen. 1998 war es, als der Osthessencup im Fußball in der Halle der Meirotels in Rotenburg über die Bühne ging. Plötzlich meldete der HR Interesse an. Da das Skispringen in Willingen wegen Schneemangels ausfallen würde, könnte man ja den ganzen Samstag Fußball übertragen. Dafür musste aber der Spielplan umgestellt werden, und statt der erhofften 3000 kamen nur 1600 Zuschauer in die Halle. Dafür, so Zeun, habe der HR damals zugesichert, beim nächsten Osthessencup dem Veranstalter mit der Berichterstattung entgegenzukommen. Als es dann so weit war, habe sich Emigs Sekretärin gemeldet, so Zeun. Man würde übertragen, aber nur gegen die Zahlung von 10000 Mark. Als die Summe Zeun zu hoch war, war man gesprächsbereit. Die wollten wenigstens 8000 haben, erinnert sich Hans-Hubert Zeun. Über derlei Geschäftsgebaren war der Veranstalter schließlich stinksauer. Er erteilte dem HR Hallenverbot.

Der Focus zitiert Zeun in seiner jüngsten Ausgabe mit den Worten: Wir haben mit allen öffentlich-rechtlichen Sendern zu tun, aber der HR ist der einzige mit korrupten Methoden. Die Konsequenz von Zeun: Mit Emig und dem HR will ich nichts mehr zu tun haben.

Im Rotenburger Meirotel, so Zeun, habe er Emig auch einmal erlebt, als auch Uli Hoeneß als Gast einer Trainertagung angereist war. Da sei der Fernsehmann wie ein Staatsgast behandelt worden. Und es gab auch diverse Treffen zwischen Emig und dem Hotel-Geschäftsführer Jürgen Meise, sagt Heide Aust, die damals Sportveranstaltungen der Meirotels abwickelte. Verhandlungen, in denen es möglicherweise auch um Geld ging, hätten die beiden Herren aber nur unter vier Augen geführt. Für Hans-Hubert Zeun sind die Folgen des intensiven Kontakts Emig/Meise klar: Der HR hat doch andauernd über Veranstaltungen der Meirotels berichtet. Das war schon keine Schleichwerbung mehr, das war knallharte Werbung. Beim Radsport, so der Focus, habe Emig immer dieselben Firmen begünstigt. Luftaufnahmen machte die Firma Rotorflug. Deren Mann für Öffentlichkeitsarbeit soll gleichzeitig Produktionsleiter in der HR-Sportredaktion gewesen sein.