Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 06.01.2016

von Frank THONICKE

"Ungerecht, egoistisch, rücksichtslos"

Hessische/Niedersächsische Allgemeine , 26.08.2008

Jürgen Emig, der wegen Untreue, Betrug und Bestechlichkeit angeklagt ist, sei ein ungerechter, egoistischer und manchmal rücksichtsloser Mensch, sagte Damm. Charmant und höflich sei er nur, wenn er etwas von jemanden wolle. Tritt man Emig auf die Füße, würden diese Eigenschaften ins Gegenteil umschlagen. Werner Damm zu Jürgen Emig: "Du hast die Leute - und mich auch - schlicht benutzt."

Werner Damm beschwerte sich zwei Mal offiziell über seinen Chef wegen dessen mangelnden Führungsqualitäten, zunächst schriftlich beim Intendanten. Die Folge: Emig entband Damm zeitweise von der Moderation. Später ging er zusammen mit drei anderen Kollegen zum Personalrat. Doch auch dieser Schuss ging nach hinten los. Werner Damm: "Jürgen Emig hatte Deckung im Haus."

Derart auf die Nase gefallen, ließ die Zivilcourage des Journalisten Damm schlagartig nach. Er machte, was man ihm sagte. Und er half, Sponsoren an Land zu ziehen, die für HR-Sendungen zahlten.

Zum Beispiel beim Askina-Sportfest 2001 in Kassel. Damm sorgte dafür, dass der Askina-Veranstalter 40.000 Mark an die Produktionsfirma AKK bezahlte, die die Übertragung für den HR sicherstellte. Werner Damm war froh, dass er dem Sender ein so gutes Geschäft eingebracht hatte - und bekam vom Vorgesetzten Jürgen Emig einen heftigen Rüffel: "Was machst Du da", schrie Emig seinen Kollegen Damm an. "Alles muss doch über SMP laufen." SMP war die Agentur, die je zur Hälfte der Emig-Ehefrau Atlanta Killinger und dem Mitangeklagten Harald Frahm gehörte.
Wie SMP auch sonst kräftig abkassierte, sah Damm, nachdem Jürgen Emig im Jahr 2004 entlassen worden war und er mal in die Unterlagen schaute: SMP kassierte etwa vom Veranstalter des Frankfurter Iron-Man 80.000 Euro und reichte an den HR 30.000 Euro weiter.

Jürgen Emig war unbestritten erfolgreich, sagte Werner Damm. Er tat immer neue Geldquellen auf, was beim HR wohlgelitten war - schließlich war die Sportredaktion hoffnungslos unterfinanziert und musste ständig mit Defiziten kämpfen.

Merkwürdig waren nur manche Anweisungen von Jürgen Emig: Etwa, ein Interview mit Rudi Altig ausdrücklich im Frankfurter Nordwest-Zentrum zu führen, das für die Werbung natürlich zahlte. Oder die Anweisungen des Sportchefs an die Kameramänner beim Radrennen um den Henninger Turm, wie am besten Sposoren ins Bild zu bringen sind. Emigs Lohn: Über 500.00 Euro soll er laut Anklage so in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Die exzessiv betriebene Methode, nachdem die Sportveranstalter zahlen mussten, um Sendezeit zu bekommen, ließ erst nach dem Rausschmiss von Emig nach, sagte Damm. Der damals neue HR-Intendant Helmut Reitze ( er wird am 3. September aussagen) verbot, dass sich Veranstalter an den Produktionskosten beteiligen oder sie gänzlich bezahlen. Erlaubt ist nur noch das so genannte Titelsponsoring ("Diese Sendung wir präsentiert von....). Die Folge: Für manche Sportveranstalter wurde es inzwischen billiger, ins Fensehen zu kommen. Andere Ereignisse, wie das Askina-Sportfest in Kassel, werden nicht mehr stundenlang übertragen. Eine Live-Sendung wäre zu teuer.