Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 19.02.2013

von Rudi KÜBLER

„Bleiben Sie gesund, wir sparen!“

SÜDWEST PRESSE , 19.02.2013 von Rudi KÜBLER

Bei den Mahnwachen vor dem Uni-Klinikum wurde bislang immer geschwiegen. Gestern diskutierten die Mitarbeiter intensiv mit zwei Klinik-Vorständen.


„Bleiben Sie gesund, wir sparen!“ – „Come in and burn out!“. Bunte Zettel mit diesen und ähnlichen Sätzen kursieren seit ein paar Wochen am Uni-Klinikum Ulm, gedruckt und verteilt von Mitarbeitern. Sie verunsicherten vor allem Patienten, sagte Rainer Schoppik. Der kaufmännische Direktor des Uni-Klinikums hält die Aktion für unklug: „Sie sägen auf dem Ast, auf dem wir sitzen. Aus meiner Sicht geht das nicht.“


Aus der Sicht von Doris Gubler-Rehbock ist die Aktion sehr wohl gerechtfertigt, die Patienten müssten wissen, wie es um die Klinik stehe, sagte die Personalrätin. „Der Personalstand ist auf ein unerträgliches Maß gekürzt worden.“ Was dazu führe, dass die Gesundheit der Mitarbeiter leide, die Krankentage seien „aufgrund permanenter Belastung“ enorm angestiegen. Sprich: Es geht nicht nur um Arbeitsplätze, „es geht um Patientensicherheit“.


Seit ein paar Wochen finden montags Mahnwachen vor dem Uni-Klinikum statt, gestern nun demonstrierten rund 40 Mitarbeiter vor dem Verwaltungsgebäude. „40 Mitarbeiter, das ist ein Bruchteil dessen, was wir an Beschäftigten haben“, wollte Schoppik den Protest relativiert wissen. In einem Punkt stimmte er Gubler-Rehbock zu – und zwar bei den Rahmenbedingungen für die Kliniken. Die Häuser seien nicht korrekt refinanziert von Bund und Land. Damit war aber auch schon die einzige Übereinstimmung erreicht.


Ansonsten machten die Mitarbeiter ihrem Ärger Luft – auf drastische Art und Weise beispielsweise eine Pflegekraft, die alleine eine Station zu betreuen hatte. „Die Kacke ist am Dampfen“, sagte sie. Andere verwiesen auf die vielen Krankheitsausfälle im Pflegebereich, die selbst Rick Pieger, als neuer Pflegedirektor im Klinikumsvorstand, einräumen musste. Bis zu 40 Prozent seien eindeutig zu viel. Überlastungsanzeigen der Mitarbeiter aufgrund von Gesundheits- oder Sicherheitsgefährdung resultierten aus „organisatorischen Schwächen. Jede dieser Anzeigen müssen wir ernst nehmen“, sagte Pieger.


Wenigstens einmal mussten die Demonstranten herzhaft lachen – als Schoppik sagte, noch nie habe das Klinikum so viele Mitarbeiter gehabt. Ein Pfleger konterte die Aussage mit der Frage: Aber wo? Vielleicht in der Verwaltung?