Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 09.10.2012

von Rudi KÜBLER

„Die Reha-Medizin ist ein Leuchtturm“

SÜDWEST PRESSE , 09.10.2012 von Rudi KÜBLER

Die Pläne des Uni-Klinikums, die Reha-Medizin in Teilen zu privatisieren, sorgt für Ärger – bei Abgeordneten. Und für Verunsicherung bei Herzpatienten.


Jürgen Filius hatte vor kurzem noch gedacht, der Konflikt um die Rehabilitationsmedizin sei vom Tisch. Vom Uni-Klinikum habe er die Nachricht erhalten, dass eine Lösung gefunden sei. Was der Grünen-Abgeordnete dahingehend interpretierte, dass sich die beiden Seiten, Uni-Klinikum auf der einen, Prof. Jürgen Steinacker auf der anderen, geeinigt hätten. Dass das Klinikum jetzt die ambulante Rehabilitation teilprivatisiert, „kann doch nicht sein“ (wir berichteten). Man müsse zwar die Autonomie des Klinikums respektieren, „aber ein Uni-Klinikum muss ein solches Segment einfach im Angebot haben. Die Abtrennung der Rehabilitationsmedizin ist nicht meine politische Zielsetzung“, macht Filius deutlich. Zumal der Sektionsleiter Prof. Steinacker national und international den besten Ruf habe. Die Sport- und Rehabilitationsmedizin bezeichnet der Grüne als „Leuchtturmprojekt.“


Monika Stolz verweist ebenfalls auf die Autonomie des Klinikums, aus diesem Grund will sich die CDU-Landtagsabgeordnete nicht zum Vorgang an und für sich äußern. Aus ihrer Zeit als Sozialministerin weiß sie um den Kostendruck, der an den Kliniken herrscht. Die Entscheidung nennt sie dennoch „ärgerlich, vor allem in Bezug auf die Arbeit Steinackers und dessen Team“. Für die Patienten hofft sie, dass die privat angeboten Leistungen den bisherigen entsprechen. „Das muss man beobachten.“


Die Erbacher Herzsportgruppen werden schon „eine gefühlte Ewigkeit“ von der Ulmer Sportmedizin betreut, sagt Wolfgang Schweikart, Vorsitzender des Vereins Herzsport Erbach, der 170 Mitglieder hat. „Die Zusammenarbeit ist sehr gut, bei jeder Sportstunde ist ein Arzt da – und es ist immer derselbe.“ Schweikart befürchtet, dass sich dies ändern könnte, wenn die Rehabilitationsmedizin von der Sportmedizin abgetrennt werde. „Manche Herzsportgruppen klagen schon darüber, dass sie keinen Arzt kriegen.“


Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport bei der Stadt Ulm, sieht die Entwicklung kritisch. „Es war immer ein Anliegen der Stadt, den Reha-Sport mit Hallenzeiten unterstützen.“ Das Angebot werde stark nachgefragt; kommerzielle Anbieter würden allerdings keine Hallen bekommen, „wir sind primär für den Schul- und Vereinssport da“.