Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 21.09.2013

von Rudi KÜBLER

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SÜDWEST PRESSE , 21.09.2013 von Rudi KÜBLER

Wer wird Kaufmännischer Direktor am Uni-Klinikum? Und wer Stellvertreter? Der Aufsichtsrat berät am Dienstag, der Personalrat baut schon vor: Franziska Harant schlägt Misstrauen entgegen.


Dem Uni-Klinikum läuft die Zeit davon – und der Kaufmännische Direktor. Freilich: Dass Rüdiger Strehl (66) Ende des Monats das Klinikum wieder verlassen wird, war von Anfang an klar. Nur unter der Maßgabe, die Geschäfte interimistisch zu führen, hatte der Ruheständler seine Bereitschaft bis Ende September erklärt. Nicht wissend, dass er fünf Monate lang nur damit beschäftigt sein würde, die Bücher nach weiteren Millionenverlusten zu durchforsten – und Klartext zu reden, was das vom vorigen Vorstand angerichtete finanzielle Desaster angeht. Allenthalben ist zu hören, dass Strehl in der Kürze der Zeit einen „super Job“ geleistet hat; kein Geheimnis ist auch, dass der Leitende Ärztliche Direktor Klaus-Michael Debatin den „Aufräumer“ am liebsten noch für einige Monate zur Seite gehabt hätte. Doch Strehl wird wie angekündigt gehen, „ich habe nichts Gegenteiliges gehört“, sagt denn auch Jörg Portius, Pressesprecher des Klinikums.


Was Portius sonst gehört hat? Dass es mehr als einen Kandidaten für die Stelle des Kaufmännischen Direktors gibt – wer letztlich als Nachfolger Strehls gekürt wird, darüber entscheide der Aufsichtsrat des Uni-Klinikums aller Voraussicht nach am kommenden Dienstag. Namen will und kann Portius nicht nennen, auch nicht, ob der Neue bereits am 1. Oktober seinen Job antritt. Was erstens reichlich unrealistisch erscheint. Was zweitens aber das Klinikum in schwere Verdrückung bringen könnte. Ohne Kaufmännischen Direktor ist der Vorstand nämlich nicht geschäftsfähig, zumal es derzeit keinen Stellvertreter gibt. Der alte Vorstand hatte Albert Müller, Leiter des Bereichs III Finanzen, Ende 2012 dieser Aufgabe entbunden, stattdessen sollte Franziska Harant installiert werden. Im ersten Anlauf fiel Harant, die den Bereich Personal und Controlling leitet und außerdem Geschäftsführerin der klinikeigenen Dienstleistungsgesellschaft DUU ist, jedoch damals durch.


Dennoch wurde ihr Name immer wieder gehandelt – auch jetzt scheint er wieder aufs Tapet zu kommen. Und zwar durch die Hintertür, so die Befürchtung des Personalrats, der ein tiefes Misstrauen gegenüber Harant hegt, weil sie „Teil des alten Systems“ ist. In einer Mitteilung an die Beschäftigten wird sie als „die Schalt-und Machtzentrale des früheren Kaufmännischen Direktors und des Leitenden Ärztlichen Direktors“ bezeichnet. Harant habe den Personalabbau am Klinikum und den Personalausbau sowie die prekären Arbeitsverhältnisse in der Billigtochter DUU mitverantwortet und vorangetrieben. „Für unsere Beschäftigten wäre es kein Neuanfang, wenn sie noch mehr Macht und Einfluss bekommt . . . Wir bitten die Ministerin und den Aufsichtsrat, im Interesse einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und aus Respekt vor den Beschäftigten, von der geplanten Bestellung der Leiterin Controlling und Personal zum Stellvertreter des Kaufmännischen Direktors abzusehen“, heißt es abschließend im Aushang.


Dass ferner der stellvertretende Leitende Ärztliche Direktor bestellt werden soll, gerät fast zu Nebensache. Als Kandidaten werden die Professoren Hartmut Döhner, Thomas Seufferlein, Florian Gebhardt und Doris Henne-Bruns gehandelt.