Die GENERAL-Anzeiger-Berichte, 27.04.2010

Von wegen Verrat

Man kann es in einem Satz zusammenfassen: Wenn die Stadt in den vergangenen Monaten die WCCB-Baustelle so penibel kontrolliert hätte, wie sie heute nach undichten Stellen in ihrem Informationsapparat fahndet, wäre das Desaster nicht passiert.

Anders gesagt: Wieder einmal prügelt man die Überbringer schlechter Botschaften statt deren Verursacher. Die Absicht ist allzu durchsichtig: An die Stelle der Debatte über den eigentlichen Skandal soll die Debatte über den selbst inszenierten Neben-Skandal treten. Wer hat wem was wie zugetragen?

Die Art, wie die Stadt den jüngsten WCCB-Bericht gekennzeichnet hat, um den "Verräter" zu enttarnen, erinnert an schlimme, höflich formuliert vordemokratische Zeiten. Es ist in Deutschland immer mehr zu einer unrühmlichen Praxis geworden, alles, was man nicht gern veröffentlicht sähe, geheim zu stempeln. "Genau anders herum" hätte die Devise des neuen Bonne Oberbürgermeisters Jürgen Nimptsch lauten müssen: Größtmögliche Offenheit vom ersten Tag an.

Schnitt.

Alle Akten auf den Tisch. Stattdessen jetzt dieses Informations-KleinKlein. Im Bundestag kommt demnächst ein Gesetz zur Stärkung der Pressefreiheit auf den Tisch, das Schluss macht mit derartigen Bevormundungsversuchen, die einer Demokratie nicht würdig sind. Warum Bonns OB die Chance solcher Offenheit nicht ergreift, ist bisher sein Geheimnis. Er kann sicher sein: Das wird es nicht bleiben.