Kölner Stadtanzeiger, 22.02.2013

von Joachim FRANK

Bischöfe folgen Meisners Kurs zu "Pille danach"

Trier. Die deutschen katholischen Bischöfe haben zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier die Kehrtwende von Kardinal Joachim Meisner zur "Pille danach" im Grundsatz mitvollzogen. Voraussetzung für die Vergabe in katholischen Kliniken sei, dass das Präparat lediglich verhütend, nicht aber abtreibend wirke. "Medizinisch-pharmazeutische Methoden, die den Tod eines Embryos bewirken, dürfen weiterhin nicht angewendet werden." Auf der Grundlage dieser "moralischen Vorgaben" bekennt sich die Bischofskonferenz zur fachlichen Autonomie der Ärzte in katholischen Krankenhäusern und zur Gewissensentscheidung der Frauen, die zu respektieren sei.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) äußerte sich unzufrieden mit dieser Haltung. Sie falle hinter Meisners Position zurück und schaffe neue Unsicherheiten, weil die Bischöfe weiteren Gesprächsbedarf mit Ärzten und Wissenschaftlern sowie mit dem Vatikan anmeldeten. Die Organisation "pro familia" begrüßte die Erklärung der Bischöfe hingegen als "Meilenstein in Richtung eines Notfallpakets für mutmaßliche Opfer" von Vergewaltigungen.

In Trier bekräftigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, die Haltung der Bischöfe, dass Vergewaltigungsopfer in katholischen Kliniken "selbstverständlich menschliche, medizinische, psychologische und seelsorgliche Hilfe erhalten". Daran hatte es Zweifel gegeben, nachdem zwei Kölner Kliniken im Dezember 2012 die Behandlung einer vergewaltigten Frau verweigert hatten, weil sie womöglich über die "Pille danach" hätten aufklären müssen, die damals strikt untersagt war. Meisner hatte das Verbot dann im Alleingang faktisch aufgehoben.

Weitere Absprache mit Rom

Zollitsch pochte auf die "volle Übereinstimmung" mit Meisner. Die Bischöfe könnten aber den Streit der Fachleute über die bloß empfängnisverhütende oder zusätzlich auch abtreibende Wirkung der Pille nicht entscheiden. Solche Fragen müssten "auch im Kontakt mit den in Rom Zuständigen" vertieft ergründet werden.