Kölner Stadtanzeiger, 18.04.2013

von Peter BERGER

Empörung über Kirchen-Kliniken Behandlung

(Koautor: Arno WIDMANN )

Köln/Düsseldorf. Der Fall des Opfers einer mutmaßlichen Vergewaltigung, dem in zwei katholischen Kölner Krankenhäusern die Behandlung verweigert wurde, hat Empörung ausgelöst. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) kündigte eine Prüfung an, ob die Kliniken gegen Gesetze verstoßen hätten. Dazu müsse zunächst der Sachverhalt zweifelsfrei aufgeklärt werden. "Grundsätzlich darf kein Krankenhaus das Opfer einer Gewalttat abweisen. Neben einer möglicherweise notwendigen Behandlung körperlicher Schäden müssen psychische Schäden therapiert und zudem für die spätere Strafverfolgung schnell und professionell Spuren gesichert werden."

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck sprach von einer menschenverachtenden Handlungsweise. "Ich bin fassungslos, wie Ordensschwestern ihr Gebot der Nächstenliebe so vernachlässigen können." Der Kölner SPD-Landtagsabgeordnete Martin Börschel sagte: "Ich erwarte von meiner Kirche, dass sie sich um die Nöte der Menschen kümmert, statt sie in unmenschlicher Härte abzuweisen." Es müsse "um das Wohl der Patientinnen gehen und nicht um Dienstanweisungen".

Träger entschuldigt sich 

Die Stiftung der Cellitinnen hat sich als Träger beider Kliniken am Donnerstag dafür entschuldigt, die Frau nicht behandelt zu haben. Geschäftsführer André Meiser sagte, dass es bei den diensthabenden Ärzten offenbar ein Missverständnis über die im November herausgegebenen Handlungsempfehlungen der Ethik-Kommission beider Kliniken gegeben habe. Man habe die Mitarbeiter über diese Empfehlung nicht ausreichend informiert. Eine umfassende Behandlung vergewaltigter Frauen sei möglich, nur die "Pille danach" dürfe nicht verschrieben werden.