Thomas BERNDT

panorama

In der Freizeit lässt Redakteur Thomas Berndt beim Lesen von Krimis andere ermitteln. Bei panorama ist sein eigenes Fingerspitzengefühl gefragt: „Recherche ist hier sicherlich das Grundwerkzeug (...), das ist wie ein Puzzlespiel“. Stück für Stück fügt er eine gewonnene Information nach der anderen zusammen. Selbst wenn seine Ergebnisse bereits ein plausibles Bild ergeben, unterliegen sie einigen Prämissen: „Zur Recherche gehört, dass man den ausdauernden Biss hat, auf eine Geschichte zu warten, bis sie wirklich Hand und Fuß hat. Das heißt, dass man auch alle Gegenseiten geprüft hat, und auch mindestens zwei Quellen für seine Informationen hat.“

Auch ein Blick auf seinen Lebenslauf zeigt: Thomas Berndt, 1965 in Hildesheim / Niedersachsen geboren, gibt sich mit keinen halben Sachen zufrieden. Während des Studiums der Politikwissenschaften und der Geschichte wechselte er von Hamburg nach Göttingen, um eine größere Auswahl von unterschiedlichen Medienbetrieben und potentiellen Arbeitgebern zu haben. „Du musst ja im Studium schon versuchen, praktische Erfahrungen zu sammeln, sonst hat man hinterher keine Chance.“ 

Die Praxis lernte er als Student vorwiegend im Hörfunk bei Radio Hamburg, aber auch bei der Nachrichtenagentur dpa und bei Printmedien wie dem Hamburger Abendblatt und der Wochenzeitung DIE ZEIT kennen. Das Volontariat beim NDR - nach Abschluss seines Studiums 1996 - bot durch die bimediale Ausbildung im Hörfunk und Fernsehen einen neuen Reiz: „Da ich Fernsehen nicht kannte, hat es mich natürlich besonders gereizt, dieses Medium mal kennen zu lernen.“ Sein Ziel kristallisierte sich schnell heraus: „panorama ist natürlich eine Fläche gewesen, die für jemanden, der politischen Journalismus machen wollte, genau das Richtige war. Ich bin schon in meinem Volontariat gezielt zu panorama gegangen, weil ich dort hinterher bleiben wollte.“ 

Und er blieb. Anfangs als fester Freier für panorama und NDR aktuell, seit 1999 festangestellt ausschließlich für panorama. „panorama gefiel mir insofern am Besten, und das finde ich nach wie vor, weil die Redaktion ideologisch nicht total vorgeprägt ist. Es ist nicht so, dass aus politischen Überlegungen heraus bestimmte Sachen nicht gemacht würden. Es wird nach allen Richtungen ausgeteilt, ob nach links, rechts, oben oder unten.“ Angetrieben wird seine Arbeit durch seinen investigativen Ehrgeiz, mit dem er „auf Themen aufmerksam machen kann, die vielleicht so in der Öffentlichkeit noch gar nicht bekannt geworden sind und durch eine Berichterstattung durchwegs eine Diskussion über ein Themengebiet anstoßen können.“ 

Eine Arbeit, die Früchte trägt: 1999 erhielt er zusammen mit Volker Steinhoff und Nicola von Hollander den Medienpreis „Sophie“ des Landes Mecklenburg-Vorpommerns, der Heinrich Böll-Stiftung und des Deutschen Gewerkschaftsbundes für das Feature „Die braune Wahlschlacht“, 2002 zusammen mit weiteren Autoren den Grimme-Preis für den Dokumentarfilm „Die Todespiloten“. 

Sein Hauptgewicht liegt bei Geschichten, die sich aus der Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaften und der Polizei entwickeln. Außerdem das Thema Islamismus. Neue Schwerpunkte zu erschließen, lockt ihn nicht. Dies sei auch schwierig, so Thomas Berndt: Er habe sich im Laufe der Jahre ein Kontakt- und Informantennetz aufgebaut. Nur so sei es möglich, an Geschichten heranzukommen und solche mit investigativen Charakter auszugraben. 

Trotzdem trägt der Journalist keine Scheuklappen: „Natürlich sind wir auf Themengebiete spezialisiert, aber letzlich müssen wir auch alle anderen Themenfelder bearbeiten können. Aber das ist auch gut so, da man so wieder den Blick frei hat.“ Und nicht nur wechselnde Aufgaben auch sein Arbeitsplatz erlaubt regelmäßig einen anderen Blick auf die Dinge: Thomas Berndt war mehrmals als Auslandskorrespondent der ARD in Tokio, London und Singapur. 

Seine Arbeit für panorama und sein Engagement sind zwei Teile, die für ihn zusammengehören: „Eine Arbeitsfläche und ein für mich passendes Themengebiet.“

Er verstarb 2011.

Wo die Person ebenfalls eine Rolle spielt: