Der 220 Mio € - Deal und das Mobbing-Protokoll der DZ Bank - Chronologie Teil I

01.12.1993

Andrea FUCHS wird bei der DG Bank in Frankfurt am Main als Wertpapierhändlerin angestellt. Sie hat umfangreiche Erfahrungen im Wertpapier- und Börsengeschäft, hatte längere Zeit als Niederlassungsleiterin eines Börsenmaklers 34 Mitarbeitern vorgestanden.
Auch bei der DG Bank läuft alles perfekt. Sie arbeitet als Eigenhändlerin der Bank, besitzt Zulassungen nicht nur an der Frankfurter Börse, sondern auch in London und an der Wall Street in New York City. Sie ist spezialisiert auf den Handel mit großen Aktienpaketen, ist erfolgreich und erhält eine Gehaltserhöhung nach der anderen - u.a. wegen "außerordentlicher Leistung", wie es in der Vorlage der Personalabteilung heißt: 

Im August 1994, also neun Monate nach Dienstantritt, erhält sie bereits Procura


1995

Im Februar wird sie in einem "Beurteilungs- und Fördergespräch" von ihrem Vorgesetzten in 4 von 7 Punkten mit der Note "1", in den anderen Aspekten mit der Note "2" beurteilt. Außerdem werden ihr "ausgezeichnete Kenntnisse des Börsenhandels und der entsprechenden rechtlichen Vorschriften" bestätigt. Schließlich ist gerade das Zweite Finanzmarktförderungsgesetz in Kraft getreten, in dem erstmals auch ein Insider-Straftatbestand eingeführt wurde.

"Chlamydia Pneumoniae"

Wenig später lässt die DG-Bank im so genannten Flachbau zwischen den beiden Türmen auf 3 Etagen die Klimaanlage austauschen. Die Handwerker kommen abends nach Dienstschluss und arbeiten bis morgens früh um sechs Uhr. Dann wird schnell eine Putzkolonne durch die Räume gescheucht, bevor wenig später bereits die ersten DG-Bank-Angestellten an ihre Schreibtische eilen. Alle geben sich die Klinke in die Hand.
Ein sinnvolles Verfahren ist das nicht. Da die Klimaanlage während des Totalumbaus ausfällt, wird es tagsüber teilweise bis zu 40 Grad Celsius heiß. Da Böden und Decken aufgerissen werden und trotz Putzkolonne überall Staub auf den Tischen liegt, knistert die Luft vor Trockenheit - ideal für einen Keim, der den Namen "Chlamydia pneumoniae" trägt.
Keime sind unsichtbar und ohne dass man es merken könnte, befallen sie auch den ein oder anderen Mitarbeiter. 
Die wissen das noch nicht. Sie merken nur, dass sie öfters krank werden, sich wie bei einer Grippe fühlen, aber kein Fieber haben. Alle führen ihre Schwächeanfälle auf Überarbeitung zurück


ab 1996

Die Bayerische Landesbank plant ihre Anteile an der Versicherungsgruppe „Aachen-Münchener Beteiligungs AG“ (AMB) auf dem Aktienmarkt zu verkaufen. Sie möchte, dass weder die AMB selbst noch der Versicherungsriese Allianz AG als potentielle Käufer über den geplanten Verkauf des 230 Mio. Mark schweren Aktienpaketes informiert werden. Die Landesbank verspricht sich durch dieses Verfahren einen höheren Verkaufspreis


24.10.1996

Für die Abwicklung des Geschäfts hat die Bayerische Landesbank die Londoner Brokerfirma Fidelity Capital Markets Europe (FCME) beauftragt, eine Tochter der renommierten Vermögensverwaltung Fidelity (FMR) mit Sitz in Boston, USA. 
Um zu gewährleisten, dass niemand unberechtigterweise von so genannten Insiderinformationen profitieren kann, kontaktiert Christian LANDERS, Direktor für institutionelle Großkunden bei FCME in London, die Wertpapierhändlerin der DG Bank, Andrea FUCHS i Frankfurt/Main. Sie soll den Verkauf des 230 Mio. Mark schweren Aktienpakets der AMB professionell organisieren. Dabei dürfen weder die AMB selbst noch Konkurrenten der AMB von diesem Geschäft erfahren. 
Neben Andrea FUCHS informiert LANDERS noch ihren direkten Vorgesetzten Kurt BÜRKIN, Hauptabteilungsleiter Aktien, mit dem Andrea FUCHS ein gutes Verhältnis pflegt - er hat sie eingestellt. 
Um den großen Deal professionell einzutüten, fliegt LANDERS nach Frankfurt/Main. Es kommt es zu einem persönlichen Treffen in der DG Bank zwischen ihm und dem Vorstandsmitglied Uwe E. FLACH der DG Bank, zuständig für den Wertpapierbereich. LANDERS unterrichtet FLACH über den erteilten AMB-Auftrag und die Konditionen. LANDERS erklärt auch, weshalb er diesen Auftrag über die DG-Bank und vor allem mit Hilfe von Andrea FUCHS ausführen lassen möchte:

  • Man habe mit der DG-Bank ja schon mehrere andere großvolumige Wertpapiergeschäfte getätigt 
  • und mit Andrea FUCHS besonders gute Erfahrungen gemacht. Dies hätte sich gerade wieder bei der Platzierung einer größeren Beteiligung an der ADIDAS AG gezeigt

28.10.1996

Vier Tage nach diesem Treffen erleidet Andrea FUCHS während ihrer Arbeitszeit ihren gesundheitlichen Supergau:

  • erst setzt die Lunge aus, danach das Herz 
  • dem hauseigenen Arzt gelingt es, Andrea FUCHS mit einem Sauerstoffgerät zu reanimieren. 

Andrea FUCHS muss sich in den nächsten Wochen regelmäßig ärztlich betreuen lassen: Sie will wissen, was und warum es passiert ist. In der Frankfurter Uni-Klinik wird sie von Prof. Dr. med. VOGEL betreut, dem Chefarzt der Lungenklinik - einem Experten auf seinem Gebiet. 
Nach und nach stellen sich zwei Dinge heraus:

  • Andrea FUCHS trifft in der Fachklinik mehrere Kollegen, die ähnliche gesundheitliche Symptome, sprich Atmungsprobleme haben - sie haben ebenfalls im Flachbau der DG-Bank gearbeitet 
  • bei ihr selbst wird eine so genannte restriktive Ventilationsstörung aufgrund des "Chlamydia Pneumoniae"-Keims festgestellt. Bedeutet: ihr Lungenvolumen beträgt nur noch knapp 40 %. Außerdem leidet sie an Rheuma und Sarkoidose. 

Die Prognose: Zwar kann man mit der Krankheit leben und arbeiten, die Erkrankung ist aber unheilbar. In jedem Fall ist sie mit hohen Kosten verbunden, wenn man die Folgen eindämmen und weiterhin arbeiten will. Deshalb sei es sinnvoll, einen Antrag auf Behinderung zu stellen, damit die Krankenkassen die Kosten langfristig übernehmen


März 1997

Knapp ein halbes Jahr später ereignen sich mehrere Dinge in diesem Monat März, die sich innerhalb des Blickfelds von Andrea FUCHS abspielen:

  • London: Christian LANDERS von FCME erhält am 3. März aus Hongkong einen zweiten Verkaufsauftrag über 117.800 AMB-Aktien. Beide Parteien vereinbaren, dieses Aktienpaket mit dem bisherigen 230 Mio. Mark schweren Verkaufsauftrag zusammenzulegen, der bereits bei der DG-Bank in Frankfurt/M. liegt. Das zu verkaufende Aktienpaket der AMB vergrößert sich auf nunmehr 250.000 Aktien mit einem Gesamtvolumen von rund 400 Mio. Mark bzw. umgerechnet rund 220 Millionen Euro. Es entspricht somit mehr als fünf Prozent des vinkulierten Namensaktienkapitals der AMB 
  • Frankfurt/M.: am 7. März das jährliche "Beurteilungs- und Fördergespräch". Dieses Mal erhält Andrea FUCHS in 6 von 7 Punkten die Bestnote "1". Und wieder werden ihre "erstklassigen rechtlichen Kenntnisse für Präsenzbörse, wie auch die fachlichen" hervorgehoben. Sie verfüge über "sehr gutes rechtliches/fachliches Wissen im Aktienrecht, Börsenrecht, Wertpapierhandelsgesetz, Wohlverhaltensregeln, Aktien- und Optionshandel, Aktienleihe etc.". Und unter der Rubrik "Zusätzliche Beurteilungskriterien für Führungskräfte heißt es: "Frau Fuchs hat bewiesen, dass sie trotz vieler Vorurteile und Diskriminierungen in der Vergangenheit durch Altbewährte Mitarbeiter die ihr übertragenen Aufgaben mit Bravur zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllte.". Aus diesen Gründen wird auch eine weitere Gehaltserhöhung rückwirkend zum 1. Januar festgehalten sowie dass sie ab 1. April nun auch offiziell Gruppenleiterin in ihrem Bereich werden soll - ein Job, den sie bisher "kommissarisch" erledigt hat. Das 5seitige Protokoll lässt sich im aktiven Bildausschnitt öffnen 
  • die DG-Bank zahlt Andrea FUCHS eine Bonuszahlung in Höhe von 150.000 DM - für ihre "besonderen Leistungen" im abgelaufenen Jahr 1996 
  • Trotz ihrer Erkrankung will Andrea FUCHS weiter arbeiten und macht dies auch. Sie mag ihren Job - nicht nur, weil sie erfolgreich ist. Um das auch weiterhin zu gewährleisten, beabsichtigt sie, beim Frankfurter Versorgungsamt einen Antrag auf Schwerbehinderten-Status zu stellen. Nur dann übernimmt die Krankenkasse die hohen Kosten. Der Chefarzt der Lungenklinik, Prof. VOGEL, hat ihr dies geraten.
    Andrea FUCHS spricht darüber mit ihrem direkten Vorgesetzten, Kurt BÜRKIN. Der versteht ihr Ansinnen, rät allerdings davon ab: Ein solcher Antrag würde ihre anstehende Beförderung im April gefährden. Andrea verschiebt ihren Plan

April 1997

Die ersten Störungen


Noch Ende März wird bekannt, dass ab Juli ein neuer Mann Abteilungsleiter "Wertpapiere" werden soll: Hans-Jörg SCHREIWEIS, der aus der Abteilung Aktienresearch umgesetzt wird. In seiner neuen Funktion wird er auch direkter Vorgesetzter von Andrea FUCHS und ihrem übergeordneten Vorgesetzten Kurt BÜRKIN werden. In diesem Zusammenhang erfährt SCHREIWEIS auch von dem anstehenden 400-Millionen-Deal.

Mitte April erhält Andrea FUCHS kein Gehalt mehr überwiesen. Auf Nachfrage bei ihrer zuständigen Personalbetreuerin Annette DAHL, die vor 5 Wochen noch die Gehaltserhöhung und die zugesagte Beförderung unterschrieben hatte, bekommt Andrea FUCHS zur Antwort, sie habe einen zu hohen Bonus ausgezahlt bekommen. Aus diesem Grund werde ihr Gehalt zu 100 Prozent einbehalten, bis der überzahlte Bonus ausgeglichen sei. Im Übrigen solle sie mal ihren Arbeitsvertrag genauer studieren!

Andrea FUCHS versteht die Welt nicht mehr. 

Egal, was und wie: Im Vertrag ist klar geregelt, dass im Falle eines Falles Gehälter nur ab der Pfändungsfreigrenze einbehalten werden dürfen. Nun erhält sie aber überhaupt kein Gehalt. Die Beförderung zur Gruppenleiterin der Abteilung "Wertpapiere", wie von ihrem direkten Vorgesetzten BÜRKIN avisiert, klappt ebenfalls nicht.

Stattdessen erhält sie ein Schreiben ihrer Personalbetreuerin Annette DAHL, die ihr mitteilt, dass die Überzahlung des Bonus auf Grund eines "Eingabefehlers" zustande gekommen sei.

Jetzt wendet sich auch ihr derzeitiger Vorgesetzter, Kurt BÜRKIN, von ihr ab und will von dem Bonus in Höhe von 150.000 DM nichts mehr wissen. Andrea kann sich den Stimmungsumschwung überhaupt nicht erklären.

War BÜRKIN bisher stets ein Ansprechpartner, so weicht er allen Gesprächsversuchen aus. Das hindert ihn nicht, am 22. April ein Telefongespräch mit Christian LANDERS von FCME in London zu führen. Das Gespräch dreht sich um die "BHW"-Neu-Emissionen (Beamten Heimstätten Werk). Zu Beginn des geplanten Börsengangs der BHW-Holding hatte Andrea FUCHS von FCME einen Zeichnungsauftrag von 15 Mio. BHW-Aktien erhalten. Dieser musste später wieder storniert werden, da Andrea FUCHS festgestellt hatte, dass laut Vertrag der an der Aktienausgabe beteiligten Partner von der DG Bank keine Zeichnungen von ausländischen Investoren entgegengenommen werden dürfen. 
BÜRKIN fordert nun im Telefonat mit LANDERS diesen quasi zur Beihilfe zum Betrug auf, da er, BÜRKIN, den Zeichnungsauftrag von FCME zurück haben will. Details dieses Telefonats finden sich hier - in der Branche ist es der Schnelligkeit wegen üblich, statt alles schwarz auf weiß zu verhandeln, Gespräche und Vereinbarungen telefonisch aufzuzeichnen - statt Aktenvermerke hier eben Telefonmitschnitte: 

Ebenso findet an diesem Tag ein weiteres Telefonat statt: Zwischen dem künftigen Wertpapier-Abteilungsleiter SCHREIWEIS und LANDERS in London. SCHREIWEIS lässt sich über die geplante Verkaufsoperation der AMB-Aktien informieren


Juni 1997

Inzwischen hat die DG Bank drei Monatsgehälter von Andrea FUCHS einbehalten - wegen Verrechnung mit ihrer Bonuszahlung vor drei Monaten aufgrund ihrer "besonderen Leistungen". Mit dem Einbehalt der Gehälter auch für die nächsten beiden Monate Juli und August 1997 wäre dann die angebliche Bonusüberzahlung vom März ausgeglichen - so die DG Bank.
Weil der Personalratsvorsitzende KLEINERT ebenfalls nichts von sich hören lässt, obwohl er sich darum kümmern wollte, muss Andrea FUCHS jetzt vor dem Arbeitsgericht klagen: auf Gehaltszahlung. Ein erster (Güte)Termin findet am 20. des Monats statt. Die DG Bank bleibt bei ihrer Darstellung der Überzahlung. Um Beweise der Argumente geht es bei einem solchen "Gütetermin" noch nicht. Das spielt erst beim zweiten Termin eine Rolle, dem "Kammertermin". Ein solcher wird auch vereinbart: für den 18. Februar im nächsten Jahr. Also in 8 Monaten. 
Derweil kursieren innerhalb der Bank erste Gerüchte über diverse sexuelle Verhältnisse - Andrea FUCHS denkt sich erst einmal nichts dabei.
Vier Tage später feiert der derzeitige Vorgesetzte von Andrea FUCHS, Kurt BÜRKIN, seinen 40. Geburtstag. Er organisiert einen kleinen Umtrunk. Andrea nimmt - wegen der merkwürdigen und ungeklärten Atmosphäre - nicht teil.
Dafür wird ihr kolportiert, dass einer ihrer Kollegen von der für Andrea FUCHS zuständigen Personalbetreuerin Annette DAHL erfahren habe,

  • dass die Situation mit Andrea FUCHS "am Eskalieren" sei und 
  • Andrea FUCHS "wohl nicht mehr länger als bis Ende August Mitarbeiterin" wäre. 
  • Und ein anderer Kollege wiederum habe ihm in diesem Zusammenhang geraten, "den weiteren Kontakt mit ihr zu meiden und keine weiteren Gesprächemehr mit ihr zu führen"

Andrea FUCHS fängt an nachdenklich zu werden ...


27.06.1997

Trotzdem konzentriert sie sich auf ihren Job, nimmt diesen ernst und arbeitet gründlich. Um das bevorstehende AMB-Geschäft professionell über die Bühne zu bekommen, will sie sich mit LANDERS in London treffen. Bisher war er immer nach Frankfurt gekommen.
Die Vorgesetzten von Andrea FUCHS lehnen im Zusammenhang mit dem 400 Millionen-DM- bzw. rund 220 Millionen Euro-Geschäft eine "Dienstreise" ab. Sie nimmt sich deshalb Urlaub und fliegt auf eigene Kosten zu FCME. Immerhin sind noch eine ganze Reihe von Fragen zu klären, die sich im persönlichen Gespräch vertraulicher besprechen lassen. 
In London wird sie von ihrem Kooperationspartner LANDERS auf einen Brief angesprochen, den LANDERS an sie geschickt hatte: vor über drei Wochen. Andrea muss passen: Von diesem Brief weiß sie nichts. Es ging nochmals um die relevanten Rahmendaten und Platzierungsrestriktionen für den AMB-Deal gegenüber der DG Bank. Obwohl diese Fakten rechtlich bereits untermauert sind, will FCME sich nochmals absichern, dass sowohl die AMB als auch die Allianz nichts vom bevorstehenden Verkauf des AMB-Aktienpakets erfahren dürfen:

Irgendjemand aus der DG-Bank muss diesen Brief an sie abgefangen haben. Dass er angekommen ist, steht fest: BÜRKIN, Andrea's Vorgesetzter, hat danach mit LANDERS telefoniert


01.07.1997

Ab jetzt ist der AMB-Aktienblock zur Platzierung freigegeben


02.07.1997 Mittwoch

Das anstehende 220-Millionen-Aktiengeschäft


Der neue Abteilungsleiter "Wertpapiere" SCHREIWEIS, neuer direkter Vorgesetzter von Andrea FUCHS und seit heute offiziell 'im Amt', kontaktiert LANDERS - er bittet um detailliertere Informationen zum AMB-Aktiengeschäft. Er will wiederum seinen Chef 'ganz oben', den Generalbevollmächtigten für Aktien in der DG-Bank, Dr. Norbert BRÄUER, unterrichten. Andrea FUCHS ist noch nicht in Frankfurt - sie hat sich ja einige Tage Urlaub genommen.
LANDERS faxt den bei Andrea FUCHS nicht angekommenen Brief auch an SCHREIWEIS: "Für Ihr Gespräch mit Dr. Bräuer":

Auf Seite 2 steht ganz unmissverständlich: der Versicherungsriese ALLIANZ und die AMB, um deren Aktien es geht, sowie deren Tochtergesellschaften "are exempted from beeing approached"


07.07.1997 Montag 13:00 Uhr

Inzwischen ist Andrea FUCHS wieder in Frankfurt. Das AMB-Aktienpaket mit verlängerter Valuta im Vorfeld des 1. Juli (Sperrfrist bis zum 1. Juli) ist bisher noch nicht verkauft, als es am 7. Juli um 13 Uhr zu einem Treffen kommt - zu einem Dreiergespräch: zwischen ihr, SCHREIWEIS und Dr. Norbert BRÄUER, dem Generalbevollmächtigen für den Aktienbereich der DG Bank, und zwar in dessen Büro. In der Runde sollen die Einzelheiten zum Verkauf besprochen werden. Potentielle Käufer gibt es bereits.
Im Gespräch will BRÄUER von FUCHS wissen, wer hinter dem Auftrag von FCME steht. Er gibt ihr zu verstehen, dass er als Bereichsleiter bei Verkäufen dieser Größenordnung so etwas wissen müsse. 
FUCHS erklärt ihm, dass sie 

  • erstens, den eigentlichen Verkäufer, der die FCME als Vermittler eingeschaltet hat, selbst gar nicht kennt, und dass es 
  • zweitens, einen insiderrechtlichen Verstoß darstellen würde, wenn sie ihm den Auftraggeber nennen würde. Und Insiderwissen weiter zu geben bzw. selbst anzuwenden (Insidergeschäfte) ist strafbar! So sehen es die kürzlich in Kraft getretenen Gesetze vor, z.B. das Zweite Finanzmarktförderungsgesetz. 

Daraufhin erklärt BRÄUER, dass er um einen potenziellen Käufer wisse, nämlich den italienischen Versicherungskonzern Generali, der AMB mehrheitlich übernehmen wolle. Und deswegen würde er die AMB über den geplanten Aktienverkauf in Kenntnis setzen. Dies wolle er über das Vorstandsmitglied der DG-Bank machen, das ganz oben für das Wertpapiergeschäft zuständig sei: Dr. Friedrich-Leopold Freiherr von STECHOW. Der habe beste Kontakte zu seinen Vorstandskollegen bei der AMB.
Aus diesem Grund erteilt BRÄUER Andrea FUCHS die Order, doch nochmals bei FCME in London nachzufragen, ob die DG-Bank die AMB oder potenzielle Käufer über den geplanten Verkauf unterrichten dürfe. Andrea weiß, dass dieses Telefonat überflüssig sein wird: Fidelity wird darauf bestehen, dass dieses Insiderwissen nicht weitergegeben werden darf


immer noch Montag 14:15 Uhr laut Telefonmitschnitt

Andrea FUCHS telefoniert mit LANDERS. Hier findet sich die schriftliche Fassung des Mitschnitts. Sie berichtet ihm die Bitte des Generalbevollmächtigten BRÄUER, die AMB über den geplanten Verkauf ihrer eigenen Aktien doch informieren zu dürfen. Insbesondere dass die Generali das Aktienpaket kaufen wolle. LANDERS gibt daraufhin zu verstehen, dass FCM in keinem Fall ihre Zustimmung zur Ansprache der AMB oder und der Allianz geben wird. Dies sei die ausdrückliche Vorgabe des Verkäufers. Und an die müsse und wolle man sich auch halten.
LANDERS beginnt während des Telefonats sich Gedanken zu machen, die er auch äußert (siehe Mitschnitt S. 6 bis 8):

  • Dass nun auch plötzlich "BRÄUER seine Hände drin hat", da kommen ihm "ernste Bedenken hoch"
  • "Die ganze Sache stinkt doch"
  • "Will er (gemeint: BRÄUER) für sich selbst etwas rausschlagen?" "Oder hat er andere dominierende Interessen, die er vertritt?
  • "Will er Dir (gemeint: Andrea FUCHS) eine Falle stellen, um Dich los zu werden?"
  • "Da läuft es nämlich oberfaul ab, das ganze"

Andrea FUCHS ist verunsichert. 

Ungeachtet dessen weiß der AMB-Vorstand durch BRÄUER und von STECHOW über den geplanten Deal längst Bescheid:

  • BRÄUER sprach sogar mehrfach mit dem designierten AMB-Vorstandvorsitzenden Hans JÄGER über die bevorstehende Transaktion. Bei der AMB sind aktuell immerhin drei Vorstands-Posten vakant. Und das Image eines Vorstands in einer Versicherungsgesellschaft ist nicht nur in der Branche, sondern auch in der Öffentlichkeit bedeutend höher als das eines "Bankers" 
  • Parallel dazu unterrichtet bei der DG-Bank zuständige Wertpapier-Vorstand von STECHOW seinen AMB-Vorstandskollegen Wolfgang KASKE. 

Damit ist genau das eingetreten, was die Verkäuferin, die Bayerische Landesbank, verhindern wollte. Unabhängig davon: Die Informationsweitergabe in beiden Fällen gilt nach dem Wertpapierhandelsgesetz als Insiderverrat.

Nach dem 'erfolglosen' Telefonat mit Fidelity in London spricht FUCHS mit ihrem neuen Vorgesetzten SCHREIWEIS über die Absicht BRÄUERs und von STECHOWs, die AMB über den Verkauf zu informieren: LANDERS stimmt der Ansprache der AMB nicht zu. Und außerdem würde dies Insiderverrat bedeuten.
SCHREIWEIS will BRÄUER von diesem Ergebnis selbst informieren


08.07.1997 Dienstag, vormittags

Morgens telefoniert Andrea FUCHS mit dem Chefs-Fondsmanager der Schweizer Rückversicherung über einen Verkauf der AMB-Namensaktien. Die Schweizer Rück ist an einem Aktien-Block einer deutschen Versicherung interessiert, da sie ihren Anteil an der Victoria Versicherung abstoßen möchte und dafür eine andere Versicherungs-Beteiligung sucht. 
Der Schweizer Fondsmanager gibt FUCHS zu verstehen, dass sein Haus Interesse an den AMB Aktien hat. Sie vereinbaren eine Frist von 24 Stunden, damit der Vorstand der Schweizer Rück über einen potentiellen Kauf informiert werden kann. Innerhalb dieser Frist darf FUCHS jetzt keinem anderen Kunden diesen Aktienblock anbieten. Andrea FUCHS hält sich an solche Absprachen mit Kunden - egal, ob Käufer oder Verkäufer.

Derweil setzt die AMB, an der die deutsche ALLIANZ-Versicherung ca. 5% der Aktien hält, die ALLIANZ über den bevorstehenden Verkauf des großen Pakets von Aktien durch die Chefs der DG Bank in Kenntnis. Die ALLIANZ wiederum sondiert daraufhin jetzt direkte Kaufoptionen - sie setzt sich mit der Bayerischen Landesbank in Verbindung und fordert diese auf, das AMB-Geschäft doch ohne Einschaltung der FCME und der DG Bank direkt mit ihr zu tätigen.
Die Bayern LB ist schockiert über den Insiderverstoß und beschwert sich noch am selben Tag bei LANDERS von FCME in London


immer noch dienstags 17:42 Uhr

Jetzt ruft der Generalbevollmächtigte Dr. BRÄUER ("Br.") bei Andrea FUCHS ("F.") in ihrem Büro an. Er teilt ihr mit, die AMB bereits über den Deal informiert zu haben und nun den Verkauf selbst organisieren zu wollen. Andrea ist schockiert. 
Und so kommt es noch während des Telefonats zu einer kleinen Auseinandersetzung. Doch weder ein Verstoß gegen das Finanzmarktförderungsgesetz (Insiderverrat n. § 14 WpHG + §§ 31-34 WpHG) noch der mögliche Bruch des Bankgeheimnisses scheinen den Generalbevollmächtigten der DG Bank, Dr. Norbert BRÄUER, zu stören. Gegenüber FUCHS erklärt er, dass ihm AMB als Kunde wichtiger sei als FCME. 
Wie gut der Generalbevollmächtigte der DG-Bank, Dr. Norbert BRÄUER, über die gesetzlichen Regelungen hinsichtlich Insidervertöße informiert ist, zeigt sich an seinen Bemerkungen während des Telefonats:

Andrea FUCHS ist völlig fertig. Kaum zuhause erhält sie am frühen Abend einen Anruf von Christian LANDERS aus London. Der gibt zu verstehen, dass die Indiskretion seitens BRÄUERs und STECHOWs gegenüber der AMB bereits aufgeflogen ist: Der Vorstand der Bayern LB hat bereits einen Anruf von der Allianz erhalten, die die Aktien nunmehr direkt von der Bayern LB kaufen will. 

Konsequenz: Der nun auch unter Druck stehende LANDERS entzieht der DG Bank den Auftrag. Der 400 Mio. DM bzw. 220 Mio. €-Deal und die damit verbundenen Kommissionseinnahmen in Höhe von mindestens 14 Mio. DM bzw. 7 Mio. Euro sind für die DG Bank geplatzt.
Weitere Folgen: Die Bayern LB setzt dennoch weiter auf ihren Vermittler Fidelity (FCME). Über sie lässt die Bayern LB schrittweise 127.800 AMB Aktien über die Börse verkaufen. Das Geschäft wird jetzt von dem kanadischen Broker REFCO und einem in Frankfurt ansässigen Börsenmakler abgewickelt.
Weniger Glück hat Fidelity mit ihrem Kunden aus Hongkong, der den zweiten Block über rund 122.200 Aktien storniert. 
Folgen:

  • Die FCME verliert - neben ihrem Image - eine Provision in Höhe von rund 3 Mio. Euro. 
  • Der DG Bank entgehen ebenfalls Kommissioneinnahmen in Höhe von rund 7 Millionen Euro. Unter Einbeziehung der Folgeaufträge dürften das an die 20 bis 25 Millionen Euro sein. 

Für die verantwortlichen Führungskräfte der DG Bank, SCHREIWEIS, BRÄUER und von STECHOW wird das keinerlei negative Konsequenzen haben. Allerdings für Andrea FUCHS. Sie kann das noch nicht wissen.

Andrea FUCHS geht es schlecht. Sie kann nicht mehr schlafen. Der Blutdruck steigt. Sie wird nervös. Quälende Fragen trommeln in ihrem Kopf: 

  • Muss sie jetzt mit einer Schadensersatzklage rechnen? Immerhin entgehen der Bank an die 20 Millionen Provisionseinnamen? 
  • Wird man ihr das vor dem laufenden Prozess vor dem Arbeitsgericht ankreiden? Und sie deshalb dort verlieren? 
  • Und wie steht es mit dem Gerücht, das längst durch die DG Bank geistert, dass sie "zum Abschuss" freigegeben sei?

einen Tag später, Mittwoch 9. Juli

Die Frist für die Schweizer Rückversicherung, ein Kaufangebot für die AMB-Aktien abzugeben, verfällt. Außerdem hat Fidelity in London der DG-Bank den kompletten Verkaufsantrag wieder entzogen. Das erhält die DG-Bank bereits am frühen Morgen schwarz auf weiß.
Andrea FUCHS versucht deswegen den Generalbevollmächtigten BRÄUER anzurufen. Der ist indes nicht greifbar. Gegen 10:00 trifft FUCHS im Handelssaal der DG-Bank ihren neuen Vorgesetzten SCHREIWEIS. Der teilt ihr lapidar mit, dass sie nicht länger für die Bank tätig sein würde.
Andrea FUCHS reagiert ob dieser Ankündigung erneut schockiert. Sie sucht in ihrer Mittagspause sofort ihren Rechtsanwalt auf.
Während sich Andrea FUCHS noch mit ihrem Anwalt berät, klingelt gegen 14 Uhr auf ihrem Handy eine Mitarbeiterin der DG Bank durch. Sie teilt ihr nüchtern mit

  • dass sie nicht mehr in die Bank zurückkehren brauche, 
  • weil alles für sie gesperrt sei: Ausweis, Telefon, PC, Ausweiskarte undsoweiter 

Andrea bricht jetzt völlig zusammen. Sie muss in der Anwaltskanzlei durch einen Notarzt versorgt werden.
Währenddessen ruft Abteilungsleiter SCHREIWEIS in London an - er will wissen, ob sich das Geschäft doch noch irgendwie 'retten' lässt. Fidelity lässt ihn abblitzen


tags drauf 10.07.1997

landet bei Andrea FUCHS bereits ein Schreiben der DG Bank in ihrem Briefkasten zuhause: Die offizielle Bestätigung, dass sie suspendiert ist und Hausverbot hat


11.07.1997, Freitag

Andrea FUCHS fühlt sich noch immer nicht besonders. Der Stress der letzten Tage hat sie fertig gemacht - sie wird für zwei Wochen krank geschrieben. Sie leidet ohnehin an dem inzwischen diagnostizierten und unheilbaren Keim "Chlamydia pneumoniae" und dessen Folgen. 
Zeitgleich erhält sie erneut Post von der DG-Bank: "Beschwerden über dienstliches Verhalten".
Inhalt: Es sind mehrere Beschwerden über ihr dienstliches Verhalten von Kollegen und Vorgesetzten in der Personalabteilung eingegangen. Deshalb erwäge man, das Arbeitsverhältnis durch eine außerordentliche, fristlose Kündigung zu beenden. Ihr werde jedoch, wie vom Arbeitsrecht vorgesehen, die Möglichkeit geben, zu den Vorwürfen am 14. Juli im Büro des Personalchefs MÜLLER-METHLING, mündlich Stellung zu nehmen. Falls sie krank sein sollte, müsse sie sich ordnungsgemäß entschuldigen


14.07.1997, Montag

Das vorgesehene Personalgespräch im Personalbüro der DG-Bank findet nicht statt - Andrea FUCHS ist krank geschrieben. 
Weil sich der "Chlamydia pneumoniae"-Keim im Zusammenhang mit dem aktuellen Stress erst recht bei Andrea FUCHS auswirkt, stellen ihre Anwälte den längst fälligen Antrag auf Anerkennung ihrer Schwerbehinderung beim Versorgungsamt Frankfurt. Einer von ihnen wirft diesen höchstpersönlich beim Versorgungsamt Frankfurt/M. in den sogenannten Fristenbriefkasten. Ebenso wird die DG Bank fristgerecht über diesen Antrag in Kenntnis gesetzt. 
Die DG Bank reicht daraufhin einen Antrag auf Zustimmung zur fristlosen Kündigung beim Landeswohlfahrtsamt ein. Diese Zustimmung ist für Arbeitgeber notwendig bei Angestellten, die als schwerbeschädigt gelten. Denn Schwerbehinderte genießen einen besonderen Kündigungsschutz. Dabei kommt es nicht auf den Zeitpunkt der endgültigen Feststellung des Schwerbeschädigtenstatus an, sondern bereits auf den Zeitpunkt der Antragsstellung. 
Andrea FUCHS wollte diesen Antrag bereits im Frühjahr stellen, hatte dies aber auf Anraten ihres direkten Vorgesetzten BÜRKIN mit Hinweis auf eine anstehende Beförderung verschoben - bis vor wenigen Tage


24.07.1997

Die erste Kündigung

Sechzehn Tage nach dem endgültigen Platzen des AMB-Geschäfts erhält Andrea FUCHS ein Schreiben, in dem sie fristlos gekündigt ist: "aus wichtigem Grund". Diese Formulierung bedeutet im Arbeitsrecht: Der Grund ist so schwerwiegend, dass der Arbeitgeber ihn zum Schutze des Arbeitnehmers nicht nennen möchte. Zum Beispiel im Falle von schweren Straftaten. 
Allerdings: Die Kündigung, die vom 22.7. datiert, bei Andrea FUCHS aber erst an diesem Tag im Briefkasten liegt, ist ungültig:

  • Bei fristloser Kündigung muss die Kündigung dem Betroffenen innerhalb von 14 Tagen nach Bekanntwerden des Kündigungsgrundes mitgeteilt worden sein. 
  • Und nach Anhörung des Betriebsrates dürfen nicht mehr als 3 Tage vergangen sein. 

Andrea's Anwalt reicht sogleich Kündigungsschutzklage dagegen ein.
Um die Kündigung juristisch aufrecht zu erhalten, greift die DG-Bank zu den üblichen Instrumentarien, derer sich Arbeitgeber in solchen Fällen bedienen: Sie behauptet, das Kündigungsschreiben wäre am 23. Juli persönlich, also fristgerecht übergeben worden.

Ein Jahr später wird der Personalchef der DG-Bank, Jürgen MÜLLER-METHLING, schwarz auf weiß festhalten, dass das (1.) Kündigungsschreiben tatsächlich erst am 24. Juli zugestellt worden ist. ""Damit wären die Kündigungsgründe zum Ausspruch einer außerordentlichen Kündigung zu unserem Bedauern verfristet. Wir sind trotzdem übereingekommen, bei unserer Darstellung zu bleiben und es darauf ankommen zu lassen", empfiehlt der Personalchef. Das macht er natürlich nicht offiziell und schon garnicht Andrea FUCHS gegenüber, sondern in einem internen Vermerk. Und weiter empfiehlt der edle Personalmanager seinen Kollegen "auf Anweisung" des Vorstandsvorsitzenden der DG Bank, Dr. Bernd THIEMANN: Es "soll ab sofort jede sich bietende Möglichkeit genutzt werden, weitere Kündigungen gegenüber Frau Fuchs auszusprechen." 
Hier ist das interne Schreiben des Personalmanagers, der auch schon längst einen externen "Dienstleister", will sagen eine Firma fürs Grobe beauftragt hat, nicht nur ein "Bewegungsprofil" zu erstellen, sondern auch alle Bankkonten und Steuererklärungen beim Finanzamt von Andrea FUCHS auszuforschen:


27.08.1997

Weil bei der Kündigung von Schwerbehinderten besondere Kündigungsschutzgründe gelten, muss für den Fall einer geplanten Kündigung die Zustimmung beim Integrationsamt eingeholt werden. Dies beantragt die DG-Bank an diesem Tag: eine fristlose sowie ersatzweise eine fristgerechte Kündigung. Sie will Andrea FUCHS endgültig los werden.
Allerdings versagt das Integrationsamt seine Zustimmung - auch dieser Antrag seitens der DG-Bank kommt zu spät - auch dies hätte innerhalb er ersten 14 Tagen geschehen müssen. Die Bank geht daraufhin in das Widerspruchsverfahren


September 1997

Derweil steuert in Europa die große Fusionswelle im Versicherungssektor auf ihren Höhepunkt zu: die Übernahmeschlacht und Neuaufstellung fast aller großer Versicherungsriesen beginnt:

  • Der Allianz gelingt es, sich die Mehrheit an Frankreichs größtem Versicherungsunternehmen, der AGF, zu sichern. Damit ist sie jetzt das größte Versicherungsunternehmen europaweit 
  • Zuvor hatte die italienische Assicurazioni Generali versucht, der AGF habhaft zu werden. Um dies zu verhindern, macht die Allianz mit der Generali ein Tauschgeschäft und bietet ihr ihre eigene 5%ge Beteiligung an der AMB sowie weitere Unterstützung beim Erwerb weiterer Aktienanteile als Gegenleistung an. Damit wird die Generali mit 65% Mehrheitseigner an der AMB

September 1997

Derweil steuert in Europa die große Fusionswelle im Versicherungssektor auf ihren Höhepunkt zu: die Übernahmeschlacht und Neuaufstellung fast aller großer Versicherungsriesen beginnt:

  • Der Allianz gelingt es, sich die Mehrheit an Frankreichs größtem Versicherungsunternehmen, der AGF, zu sichern. Damit ist sie jetzt das größte Versicherungsunternehmen europaweit 
  • Zuvor hatte die italienische Assicurazioni Generali versucht, der AGF habhaft zu werden. Um dies zu verhindern, macht die Allianz mit der Generali ein Tauschgeschäft und bietet ihr ihre eigene 5%ge Beteiligung an der AMB sowie weitere Unterstützung beim Erwerb weiterer Aktienanteile als Gegenleistung an. Damit wird die Generali mit 65% Mehrheitseigner an der AMB

Herbst 1997

Im Oktober findet der erste (Güte)Termin in Sachen Kündigung vor dem Arbeitsgericht statt. Das Verfahren wegen der Gehaltskürzung läuft dazu parallel. 
Dass dies der Auftakt zu einer ganzen Kündigungskaskade sein wird, kann Andrea FUCHS noch nicht ahnen. Schon garnicht, dass dies auf 20 Kündigungsverfahren hinauslaufen wird (Stand Frühjahr 2013).

Das DG Bank-interne Mobbing-Protokoll

Andrea FUCHS kann auch nicht wissen, dass ihre Kündigung bereits im April beschlossene Sache war. Ihr neuer Chef, Abteilungsleiter Hans Jörg SCHRWEIS, der ab 1. Juli diese Funktion übernehmen sollte, hatte von Anfang an klargemacht, auf keinen Fall mit Andrea FUCHS zusammen arbeiten zu wollen. Dies wurde auf einer Sitzung bereits am 7.April beschlossen. Anwesend: u. a. die Personalreferentin DAHL sowie der Generalbevollmächtige Dr. BRÄUER. Andrea's übergeordneter Vorgesetzter BÜRKIN war dabei ausgeschlossen worden. Er nämlich hätte dagegen gehalten, weil er weiß, dass die Bank eigentlich auf eine Mitarbeiterin wie FUCHS nicht verzichten könne und es schwierig werden würde, eine Kündigung zu kommunizieren "ohne der DG BANK zu schaden".Doch nun waren die vorgesetzten Neider auf Andrea FUCHS unter sich und trafen ihre Entscheidungen. Der Generalbevollmächtigte BRÄUER gab dabei die Linie vor:

  • nachträgliche Kürzung des Bonus und Verrechnung mit Andrea's laufendem Gehalt 
  • Kürzung der genehmigten Gehaltserhöhung im Nachhinein 
  • keinerlei Unterlagen mehr an Andrea FUCHS auszuhändigen 
  • keine Urlaubs- und Dienstreisen mehr zu genehmigen 
  • sie nur noch "mit trivialen Aufgaben zu betreuen, um sie daran zu hindern am normalen Geschäftsablauf teilnehmen zu können
  • ihr den Kundenstamm "peu à peu zu entziehen" und auf andere Mitarbeiter zu verteilen 
  • möglichst viele Fehler nachweisen und "diese mit angeblichen Kundenbeschwerden" zu untermauern 
  • Überwachung aller Gespräche ihres Diensttelefons 
  • Außerdem: "Die Apparate-Nummer 1230 von Frau Fuchs soll im Telefonregister 3. Quartal bereits einem anderen Mitarbeiter zugeteilt werden". 

Zum Schluß des die Sitzung zusammenfassenden Protokolls heißt es: "Auf ausdrücklichen Wunsch Dr. Bräuers und in Absprache der Personalabteilung soll sich am Status von Frau Fuchs aus rein taktischen Gründen offiziell nichts ändern, sodaß das anstehende große WP-Geschäft nicht gefährdet wird."
Und am Ende ist schriftlich festgehalten, wie man innerhalb der DG Bank die eigene Belegschaft diszipliniert, um Andrea FUCHS flächendeckend auszugrenzen:

"Es muss deutlich kommuniziert werden, dass Mitarbeiter-Kontakte zu Frau Fuchs jeglicher Art nicht dienlich für das persönliche Fortkommen in der DG BANK, sowie für die weitere dienliche Zusammenarbeit mit der DG BANK, sind."

Hier ist das DG BANK-interne 4 1/2 seitige Mobbing-Dokument zu lesen:

Das Protokoll, das als "DG intern" deklariert ist, geht an die anwesenden Sitzungsteilnehmer und an 2 Vertreter des Vorstands, darunter den Vorstandsvorsitzenden der DG Bank, Dr. Bernd THIEMANN.


Andrea FUCHS weiß von dieser internen Mobbing-Strategie der DG Bank nichts. Sie wird von diesem Protokoll erst 9 Jahre später erfahren


danach

Die Kündigung Nr. 1 ist erst der Anfang einer ganzen Kündigungswelle, die sich über 15 Jahre hin erstrecken wird. In diesem Zeitraum werden u.a. 3 Zeugen, die für Andrea FUCHS aussagen könnten, eines natürlichen Todes sterben. Die Richter in der Bankenmetropole Frankfurt/Main, die über diesen Fall urteilen, werden sie nicht anhören - kein Interesse.
Wie es konkret die nächsten 15 Jahre weitergeht, erfahren sie im Teil II der Chronologie, der beginnenden Kündigungskaskade, deren Folgen bis heute anhalten werden ...