Der BDL und seine (Laut)Sprecher

Aufgabe eines jeden Interessen- und Lobbyistenverbandes ist es, die eigenen Interessen zu protegieren. Das ist legitim. Man muss eben nur berücksichtigen, dass Aktionen und öffentliche Statements solcher Institutionen interessensgebunden sind. Dann kann jeder selbst einordnen, wie er was zu sehen oder zu interpretieren hat.

Der BDL arbeitet aber vor allem auch hinter den Kulissen - intransparent und unsichtbar für andere. Und weil die Luftfahrt nicht nur eine politisch-nationale Angelegenheit ist, sondern auch ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor, ist der Einfluss des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) entsprechend groß. 

Beim Agieren hinter den Kulissen wird es allerdings kritisch. Vor allem dann, wenn man seine Macht uneingeschränkt durchsetzen kann, ohne dass alle anderen es merken. Insbesondere wenn es jene nicht merken, gegen die gezielte Aktivitäten gerichtet sind.

Claudia NEHRING, eine der Pressesprecherinnen, ist offenbar fest in derlei Schattenaktivitäten eingebunden. Auf der Website des BDL, auf der die Mitarbeiter vorgestellt werden, stand bis vor kurzem als Zuständigkeitsbereich für Claudia NEHRING, die aktuell "in Elternzeit" (Mai 2018) ist, dass sie "die Pressearbeit zu den Themen Klimaschutz im Luftverkehr, Luftsicherheit und Flugsicherheit sowie die Onlinekommunikation verantwortet."

Der Verfasser dieses und anderer Texte im Zusammenhang mit den Themen Fume Events, Kabinenluft und Arbeitsmedizin hat das selbst zu spüren bekommen.

2017 hatte das ZDF am 26. Juli im Rahmen des Formats ZDFzoom einen TV-Bericht "Dicke Luft im Flieger" gesendet - heute noch zu sehen auf YouTube. Da ging es um Fume Events und kontaminierte Kabinenluft. Einer der 'Kronzeugen': Prof. Dr. Dieter SCHOLZ von der HAW Hamburg, zuständig für die Lehre Flugzeugmechanik, Flugzeugbau. Flugzeugsysteme - ein Kollege von mir. Ursprünglich war der Beitrag für den 12. Juli geplant, also noch vor Beginn der Urlaubszeit.

Geplant und durchgeführt wurde allerdings ein Interview mit mir im Frühstücksfernsehen im Format "Volle Kanne" (nicht mehr online), das eigentlich als Teaser für den dann verschobenen 'Hauptfilm' spätabends dienen sollte. Thema: Fume Events, Schweigekartell usw. 

Das wiederum nahm die Zeitschrift TravelTribune zum Anlass, mit mir ein ausführlicheres Interview zu führen. In dem konnte ich die Sachverhalte etwas detaillierter darstellen. Nachzulesen auf der Seite der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten VDRJ: Stillhaltekartell bei giftiger Kabinenluft. 

Offenbar sehr zum Missfallen des BDL.

Als dann die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) die wichtigsten Thesen am 3. August 2017 in einem Miniartikel aufnahm, war das Maß für den BDL offenbar voll. Offensichtlich wusste man dort vorher nichts von diesem Beitrag.

Jedenfalls rief der BDL, vertreten durch Marian KORTAS," Leiter Flugbetrieb, Technik & Safety zuständig für Themen wie den Single European Sky und das Air Traffic Management", bei mir an, wollte von mir wissen, wie man als Kommunikationswissenschaftler dazu käme, sich über a) technische und b) medizinische Fragen zu äußern. Der Herr war schlecht vorbereitet, hatte sich nicht wirklich informiert, bei wem er anruft, denn er musste schnell aufgeben, weil ich ihm klarmachte, dass ich mich als "Kommunikationswissenschaftler" nicht nur mit technischen und medizinischen Fragestellungen auseinandersetzen würde, sondern sogar über Politik öffentlich reden würde. 

Der letzte Satz des BDL-Mann war bezeichnend: Ich stünde nun unter "Beobachtung".

Man wird im Leben mit viel konfrontiert, aber jetzt machte ich die Probe aufs Exempel und rief bei der Zeitschrift TravelTribune an. Ja, dort habe eine Claudia NEHRING vom BDL angerufen und versucht, mich als "inkompetenten" Gesprächspartner darzustellen.

Jetzt verstand ich auch besser, weshalb der frühere Moderator des ZDF heute journals, Klaus Peter SIEGLOCH, einst die Seiten wechselte und 2011 bis 2015 als - sicher "kompetenter" - Präsident des BDL fungierte. Wer könnte besser mit Chefredakteuren und Redaktionsleitern auf gleicher Augenhöhe kommunizieren, wenn irgendwo eine Bericht erschienen wäre, der so garnicht den Gefallen des BDL gefunden hätte?

(JL)

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