Die Nazis, die Bank und das Bier: Ignatz NACHER und die Engelhardt-Brauerei. Die Geschichte einer "Arisierung"

Diese Rekonstruktion geht als Fortsetzungsgeschichte online und begann am 15. September 2019, dem neunzigsten Todestag von Ignatz NACHER, der die Engelhardt-Brauerei zur zweitgrößten Brauerei-Gruppe Deutschlands aufgebaut hatte: mit vielen Innovationen und kaufmännischem Verstand. Bis er 1933/1934 alles verlor. NACHER war jüdisch.

Gleichzeitig markiert der 19. September 2019 ein 85jähriges 'Jubiläum': Die Dresdner Bank hatte sich an diesem Tag 1934 den größten Teil der Beute gesichert.

Die wichtigsten Ereignisse dazu sind dokumentiert in der Chronologie Die brutale Enteignung des Ignatz NACHER und seiner Engelhardt-Brauerei. Dieses Kapitel ist als erstes online gegangen - parallel mit einem Artikel in der "Berliner Morgenpost": Die vergessene Geschichte des Ignatz NACHER

Im zweiten Teil berichten wir, wie es nach 1934 bis 1945 weitergegangen ist: 9. November 1938: das Progrom, Ignatz NACHER, seine Familie und die der Schauspielerin Camilla SPIRA.

Im Teil 3 haben wir die Entstehung der Brauerei im 19. Jahrhundert rekonstruiert. Und wie dabei die Pfandflasche entstanden ist, die bis heute, also seit rund 120 Jahren, im Dauereinsatz ist: Die Erfindung der Pfandflasche. Oder: Wie Ignatz NACHER aus einer Mini-Brauerei einen Großkonzern namens Engelhardt-Brauerei AG macht. Diese Rekonstruktion endet im Jahr 1933, an das sich dann - zeitlich gesehen - die Dokumentation der Enteignung (s.o.) anschließt.

Als 4. Kapitel sind wir dem Schicksal von NACHER's Großneffen nachgegangen. Er wurde kurz vor seinem 12. Geburtstag exekutiert: am Tag des "Rigaer Blutsonntag". Für die Deutschen war dies auch ein besonderer Tag: sie feierten den 1. Advent: Das kurze Leben von Ignatz NACHER's Großneffen Thomas MUNDERSTEIN.

Im berühmten Glienicker Park, da wo man über die Glienicker Brücke, bekannt auch als "Spy Bridge" aus dem Kalten Krieg nach Potsdam gelangt, hängen hier, da und dort Hinweisschilder, dass der Park 1934 und 1939 "in städtisches Eigentum" übergegangen war. Auf welche Weise dies geschah und welche Rolle die Arisierung der Engelhardt-Brauerei dabei spielt, wird nicht erklärt. Dies geschieht bei uns: Wie der Glienicker Park "in das Eigentum der Stadt Berlin" überging.

Wie diese Geschichte überhaupt zustande kam, ist dokumentiert unter Wie die Recherche begonnen hatte. Und wo sie überall stattgefunden hatte: New York, Washington, Berlin, Bielefeld, Dortmund, München.

2011 hatte es einen besonderes Event gegeben, bei dem es um Bier, Kunst, Geschichte und Erinnern gegangen war: Eine Bibliothekarin und eine Künstlerin hatten einen Tag des Gedenkens an die Brauerei und Ignatz NACHER organisiert, an die sonst nichts in Berlin erinnert: "Ignatz is back".

Die Erinnerungen lassen sich aber in vielen alten Fotografien und Stichen, Bierdeckeln und künstlerisch gemalten Brauereimotiven bewahren. Dem widmen wir das Kapitel Die Engelhardt-Brauerei in Bildern.

Kapitel Nr. 9 rekonstruiert die Umstände, wie NACHER's Landgut Sauersberg bei Bad Tölz an den Großindustriellen Friedrich FLICK geraten ist, der nach 1945 als "Kriegsverbrecher" verurteilt wurde. Heute gehört das Anwesen seiner Enkelin. Diese Recherchen konnten wir noch nicht beenden, weil wir warten müssen, bis einige Archive wieder zugänglich sind.

Wir haben deshalb mit der Zusammenstellung begonnen Was aus ihnen wurde: ABC der Ariseure und Profiteure, Mitmacher und Mörder. Da dokumentieren wir, wie die Akteure nach dem Zusammenbruch des "Tausendjährigen Reichs" die Bundesrepublik erlebt haben.

Als letzte Kapitel im Zusammenhang mit NACHER's Arisierung werden folgen:

  • Die Fertigstellung des Kapitels über Ignatz NACHER's Landgut Sauersberg
  • Die Quellen. Und wo sich heute alle Unterlagen befinden

Sie können diese ganze Geschichte direkt aufrufen und verlinken mit der Kurzformel www.ansTageslicht.de/Nacher. Wenn Sie über die Fortsetzungen informiert werden wollen, genügt eine Email an redaktion[at]ansTageslicht.de und in der Betreffzeile "Engelhardt" oder "Nacher".

(JL)


Die brutale Enteignung des Ignatz NACHER und seiner Engelhardt-Brauerei 1933/1934

Keine zwei Jahre hat es gedauert, bis der erfolgreiche self-made-Unternehmer Ignatz NACHER alles los war, was er zuvor aufgebaut hatte: den zweitgrößten Brauereikonzern im Deutschlands. Die Beute hatten sich mehrere geteilt: die Stadt Berlin, die Dresdner Bank und eine bayerische Gruppe mit Hilfe des späteren Leibwächters von Adolf HITLER, Hans RATTENHUBER: die Chronologie der wichtigsten Ereignisse

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9. November 1938: das Progrom, Ignatz NACHER, seine Familie und die der Schauspielerin Camilla SPIRA

Dieses Datum markiert einen Wendepunkt für Ignatz NACHER, seine Familie und einen seiner ehemaligen Geschäftsfreunde in Bamberg. NACHER, der enteignet wurde, will Deutschland verlassen. So wie viele andere auch.

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Die Erfindung der Pfandflasche. Oder: Wie Ignatz NACHER aus einer Mini-Brauerei einen Großkonzern namens "Engelhardt" macht

Seit knapp 120 Jahren gibt es die Pfandflasche. Sie ist ein Ergebnis der Anstrengungen von Ignatz NACHER, mit Hilfe der Erkenntnisse von Louis PASTEUR in Paris die Qualität des Bieres zu verbessern. Die Engelhardt-Brauerei steuert auf Erfolgskurs. Bis sich 1933 alles zu ändern beginnt ...

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Das kurze Leben von Ignatz NACHER's Großneffen Thomas MUNDERSTEIN

Im Januar 2020, wenn dieses Kapitel online geht, wäre er 90 Jahre alt geworden und hätte noch leben können. Wenn er nicht fünf Wochen vor seinem 12. Geburtstag zusammen mit seiner Mutter und Großmutter erschossen worden wäre: am 1. Advent 1941, einem Sonntag, der als "Rigaer Blutsonntag" in die Annalen eingegangen ist.

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Wie es dem 9jährigen Spielkameraden von Thomas MUNDERSTEIN gelang, unter falschem Namen den Nazi-Schergen zu entkommen

Es sind nur wenige gewesen, denen das Überleben als Jude im Krieg gelungen ist. Ohne fremde Hilfe ging das nicht. Und ohne zielgerichtetes Handeln zum richtigen Zeitpunkt auch nicht. Selbst wenn man die Hilfe von SS-Leuten in Anspruch nehmen musste. Überleben lässt selten eine Auswahl der Möglichkeiten zu. Und so auch hier.

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Wie der Glienicker Park "in das Eigentum der Stadt Berlin" überging

Die offiziellen Hinweistafeln verheimlichen die Wahrheit. Geschichtsklitterung im 21. Jahrhundert? Über die tatsächlichen Geschehnisse wollen die Behörden nichts wissen. Sie haben - angeblich - keine Akten mehr. Eine Spurensuche belegt das Gegenteil: Der Park ist unter massivem Zwang in "städtisches Eigentum" gelangt.

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Wie die Recherche begonnen hatte. Und daraus diese Geschichte wurde: "Die Nazis, die Bank und das Bier. Ignatz NACHER und seine Engelhardt-Brauerei"

Erst ein Telefonanruf, dann New York + Washington, Berlin, Bielefeld + Dortmund, München und zum Schluss die Dresdner Bank. Es wurde eine aufwändige Investigation.

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"Ignatz is back"

Das war das Motto, mit dem im Jahr 2011 eine Künstlergruppe unter der Leitung von Anat LIWIN (USA) und der Bibliothekarin Michaela KNÖR, Berlin, der Engelhardt-Brauerei und ihres Generaldirektors Ignatz NACHER gedachte. Eigens dafür gebraut: das "Ignatzbier".

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Die Engelhardt-Brauerei in Bildern: grafische Zeichnungen, alte Fotos, Schilder, Briefmarken und Malerei

Die Brauerei und alles, was dazugehörte, fand in vielem ihren Niederschlag und war gern benutztes Motiv für unterschiedliche künstlerische und dokumentarische Produktionen. Wir haben eine kleine Bildergalerie zusammen gestellt.

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Ignatz NACHER und sein Landgut Sauersberg: seine letzte Arisierung

Berlin bedeutete für Ignatz NACHER "Arbeit" und "Brauerei", sein Landgut in Bayern galt der "Erholung", seiner "Familie" und war Treffpunkt für viele seiner Freunde und Bekannte. Heute gehört es der Enkelin des als "Kriegsverbrecher" Verurteilten Friedrich FLICK. Wir wollen den Eigentumsübergang klären. Das Grundbuchamt im Amtsgericht Wolfratshausen mauert ...

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Was aus ihnen wurde:

den Ariseuren und Profiteuren, den Mitmachern und Mördern: Das findet sich in einem eigenen Themenschwerpunkt, den Sie hier aufrufen können: ABC der Ariseure und Profiteure, Mitmacher und Mörder nach 1945.

Andere, die an Menschen erinnern,

die in der NS-Zeit ausgrenzt, terrorisiert, verfolgt, deportiert und ermordet worden:

Z.B. das Projekt www.DenkmalamOrt.de. Es hält derzeit Erinnerungen an Deutsche aus (ehemals) Frankfurt, München und Berlin bereit.