Wie die Recherche begonnen hatte. Und daraus diese Geschichte wurde: "Die Nazis, die Bank und das Bier. Ignatz NACHER und seine Engelhardt-Brauerei"

Ein Telefonanruf

Zufälle entscheiden im Leben eines Journalisten oft vieles. Und damals war ich ein solcher: frei arbeitend, immer mit offenen Augen und Ohren unterwegs, Fragen stellend und regelmäßig stolpernd über Merkwürdigkeiten, Ungereimtheiten, Widersprüche. Ich hatte gerade eine investigative Geschichte über die Baustoffmafia in Berlin gemacht und u.a. in der Illustrierten "stern" veröffentlicht, gleichzeitig ein 75-minütiges Hörstück, dass zeitgleich in Berlin (damals noch "SFB", heute "rbb"), WDR und NDR lief. Kurz zuvor einen 10minütigen Bericht im Berliner Regionalfernsehen ("Abendschau") abgesetzt. Es war mein Einstieg in das Leben eines sogenannten Freelancers. 

Dann ein Anruf des Redakteurs vom NDR. Ob ich mir vorstellen könne, zur 50. Wiederkehr der sogenannten Reichskristallnacht am 9. November 1988 ein Hörstück über "Arisierungen" zu machen?

"Arisierungen"? Im Dritten Reich? Im Fach Geschichte war ich immer sehr gut, es hatte mich interessiert. Aber "Arisierungen": never heard.

Der Redakteur erklärte es mir in kurzen Worten: Enteigungen jüdischer Geschäfte. Und das im großen Stil. Unmittelbar nach dieser Pogromnacht am 9. November 1988. Die war mir ein Begriff: eingeschlagene Fensterscheiben, brennende Synagogen und Mißhandlungen. Aber ein Zuammenhang zwischen Boykott, zerstörten Geschäften, Verhaftungen und Konzentrationslagern - das war mir neu.

Ohne auch nur eine vage Vorstellung zu haben, wie ich dieses Thema angehen sollte (die Arisierungsgewinner würden ja kaum ihre internen Unterlagen herausrücken), sagte ich zu. Das fand ich spannend. Schon deswegen, weil ich nie davon gelesen, weil keiner meiner Geschichtslehrer je ein Wort darüber verloren hatte.

Ich griff sofort zu meinem alten Geschichtsbuch, das sich natürlich noch im Regal befand: "Grundriß der Geschichte, zweibändige Ausgabe, Klett-Verlag Stuttgart, 2. Auflage 1966". Nichts über Arisierungen, nichts über Enteignungen jüdischer Geschäftsleute. Nur das (damals) Übliche: Machtergreifung, nationalsozialistische Ideologie, auf knapp 3 Seiten "Verfolgung von Juden und Kirchen", Weltkrieg. 

New York City

Ich hatte schon seit längerem eine dreiwöchige Reise nach New York gebucht. Wegen "Kaffee": Warum an der dortigen Kaffeebörse das umgesetzte Handelsvolumen an die 15 Male so groß ist wie die produzierte Menge an Kaffee weltweit überhaupt? Wer daran verdient? Und wer nicht oder nur (ganz) wenig? Ob das ein faires Geschäft ist? Undsoweiter.

Aus der Kaffeegeschichte wurde nichts. Ich hatte überhaupt keine Zeit. Außer um mich ein einziges Mal mit einem Verterter der Kaffeeböre zu treffen und einem Gewerkschafter eines der großen Kaffeegiganten irgendwo südlich von New York City.

Meine gesamte Aufmerksamkeit und Zeit galt der anderen Geschichte. Die hatte ja einen festen Abnehmer und ein konkretes Sendedatum.

Erste Vorrecherchen besagten, dass damals in New York mehr Juden als in ganz Israel lebten (was heute nicht mehr so ist). Viele aus ehemals Deutschland: verfolgt und vertrieben oder geflohen, in jedem Fall hier rechtzeitig gelandet, bevor das industrielle Morden begann. "Arisierungen", sprich: Zwangsenteignungen waren eine der Vorstufen - neben den unzähligen Einschüchterungen und Drangsalierungen durch "Deutsche Volksgenossen".

Mein erster Weg führte mich daher in das New Yorker Leo-Baeck-Institut in der 15. West 16th Street, das dort in einem weltweiten Verbund (London, Jerusalem, inzwischen auch in Berlin) die deutsch-jüdische Geschichte aufarbeitet, dokumentiert und archiviert. Damals war alles noch klein und im Aufbau. Heute ist daraus eine riesige Institution geworden.

Mit dem Begriff "Arisierungen" konnte man natürlich etwas anfangen und so wühlte ich mich durch diverse Karteikästen und Karteikarten, teils mit mit Schreibmaschine, teils mit Hand geschrieben und X-Male korrigiert und überschrieben, ließ mir die vohandenen Unterlagen dazu heraussuchen, um zu checken, ob ich damit etwas würde anfangen können, machte Fotokopien.

Viel wichtiger: Namen und Adressen von noch jüdischen Überlebenden, die dem Terror rechtzeitig entkommen konnten. Und diese Gespräche waren es, die knapp drei Wochen füllten, von morgens bis abends. Denn noch nie hatte ich so abenteuerliche Geschichten erfahren, noch nie so beeindruckende Menschen kennen gelernt.

Zum Beispiel

Ilse NEUMANN,

Inhaberin des väterlichen Geschäfts "Optisches Institut Rudolph Neumann" in der heutigen Stresemannstrasse 123 in Berlin (damals: Saarlandstrasse) unmittelbar vor dem Verkehrsknotenpunkt Potsdamer Platz. Am Tag des Großen Boykotts im April 1933 blieb ihr Geschäft verschont. Das Konkurrenzgeschäft gegenüber, die Optikerfirma "Rodenstock" hatte es erwischt: "Rodenstock" klingt jüdisch, "Neumann" arisch.

Lange Zeit ein unsichtbarer Schutz, den auch einer ihrer Dauerkunden nicht bemerkte, der seine Diensträume sozusagen um die Ecke hatte, in der Prinz-Albrecht-Strasse 8: Reinhard HEYDRICH. Er ließ dort seine privaten Filme entwickeln und Abzüge machen.

Als Ilse NEUMANN am 8. März 1939, nachdem endlich ihrem Antrag auf Ausstellung eines neuen Reisepasses am 29. Dezember stattgegeben worden war, der noch nicht mit einem großen "J" gekennzeichnet war, auch das Billet für die Schiffspassage eingetraf, eilte sie - ohne eine Sekunde zu zögern und nur mit einem kleinen Köfferchen in der Hand - schnurstracks zum Lehrter Bahnhof. Sie konnte nicht wissen, dass zeitgleich Kriminalkommissar SEIDENSTÜCKER zu ihr unterwegs war, um ihr den neu ausgestellten Pass wieder abzunehmen: wegen Konkursverschleppung (mehr in einem separaten Kapitel, das NOCH NICHT ONLINE ist).

Der Zug nach Amsterdam fuhr pünktlich - Ilse NEUMANN hatte Glück. Kriminalkommissar Hermann SEIDENSTÜCKER Pech.

Ein telefonischer Hinweis: auf einen Namen in Deutschland

Die Zeit in New York verging wie im Fluge - jeder neue Name führte zu anderen und alle hatten viel erzählen, denn bisher hatten sich so gut wie keine anderen Journalisten aus Deutschland hierher verirrt - knapp 50 Jahre nach der Pogromnacht. Mein (Audio)Bandgerät war pausenlos im Einsatz, Material hatte ich bereits mehr als genug, um eine 60-minütige Hördokumentation zu füllen.

Unmittelbar bevor ich für einige Tage nach Washington aufbrechen wollte (um auf der Hinfahrt auch den besagten Kaffee-Gewerkschaftsfunktionär zu treffen), hatte sich auf eine Anzeige von mir in der deutschsprachigen jüdischen Zeitung "Aufbau" ein weiterer Zeitzeuge gemeldet: der Sohn von Wilhelm LESSING, Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Bamberg. Sein Vater war in der Pogromnacht brutal mißhandelt und zusammengeschlagen worden. Und hatte das nicht überlebt.

Ein Interview wollte der überlebende Sohn nicht, wir konnten nur telefonieren. Er hatte das Trauma auch 50 Jahre danach nicht überwunden.

Sein Vater sei nicht nur Gemeindevorsteher, er wäre im Hauptberuf Geschäftsmann gewesen - Geschäftspartner eines gewissen Ignatz NACHER in Berlin. Und dem habe die Engelhardt-Brauerei gehört. Mehr wolle er nicht sagen. Ich solle zurück nach Berlin. Und dort die Schauspielerin Camilla SPIRA fragen. Die könne mir mehr erzählen.

Die Biermarke "Engelhardt" bzw. das "Charlottenburger Pilsener" waren mir ein Begriff, den Namen NACHER kannte ich nicht. Ein Abgleich mit den bereits im Leo-Baeck-Institut fotokopierten Unterlagen ergab, dass ich bereits einen fünfseitigen "Bericht über Generaldirektor Ignatz Nacher" in Händen hatte, der heute digital zugänglich ist. Verfasser: Ferdinand NACHER, wohnhaft in New York. Doch erreichen konnte ich ihn nicht mehr, Washington stand auf dem Fahrplan. Ich musste mich erstmal mit dem Papier zufrieden geben.

National Archives, Washington

Archive in den USA funktionieren anders als im (ver)bürokratisierten Deutschland. "Study the Past" heißt es dort am Eingangsschild. Und es will sagen: Was wir an Unterlagen haben, darfst Du auch einsehen. Denn dafür ist alles da!

In den USA gab es zu diesem Zeitpunkt schon seit rund 20 Jahren den "Freedom of Information Act" (FOIA), der jedem Menschen auf der Welt Zugang zu allen amtlichen Dokumenten der US-Behörden garantiert (ausgenommen seit dem 11. September 2001: Militärisches, Homeland Security, CIA, NSA etc.). In Deutschland gab es (halbwegs) vergleichbare Gesetze erst zehn Jahre später, und dann auch erst nach und nach in einzelnen Bundesländern. Unterlagen von Bundesbehörden sind - im Prinzip - erst seit 2006 zugänglich - mit vielen Restriktionen und monetären Hürden. Bürokratie und Transparenz - in Deutschland kein wirkliches Zweigespann.

Das, was in der damaligen Bundesrepublik Deutschland vor der "Wende 1989" im "Berlin Document Center" an Unterlagen und Dokumenten aus der Zeit des "Tausendjährigen Reichs" für deutsche Normalbürger und auch Journalisten gesperrt war, konnte man in Washington ohne Probleme als Fotokopie oder auf Mikrofilm einsehen: die Mitgliederkartei der NSDAP mit ihren an die 10 Millionen Namen, SS-Offiziers-Personalakten, Unterlagen des Volksgerichtshofs usw. Das "Document Center" in Berlin unterstand der US-Aufsicht. Aber die hatte ihre Regeln nach den Wünschen der Bonner Regierungen gesetzt, egal wer da den Ton angab.

Nun war ich gezielt auf Suche nach Unterlagen von kleineren Firmen und größeren Unternehmen, die einst jüdischen Besitzern gehört hatten. Aber nicht alles, was auf 35 mm-Rollfilmen mit einer Länge bis zu 60 Metern bzw. bis zu 1.500 Dokumenten abfotografiert archiviert wurde, ist im Katalog namentlich oder sonstwie erfasst. Meistens sind es nur Stichworte, über die man in den Hunderttausenden von Rollfilmen, die im National Archive gelagert sind, stöbern kann.

So blieb nichts anderes übrig, als unsystematisch und doch irgendwie gezielt zu suchen und dabei die Hoffnung nicht aufzugeben. Zufälle sind, wie bereits erwähnt, eine Methode, die man systematisch herausfordern kann, um das unsystematisch geordnete Unbekannte zu finden. Bei Kriminalisten heißt das "Kommissar Zufall".

Und genau der spielt bei recherchierenden Journalisten ebenfalls diese Rolle.

"Kommissar Zufall" erschien in Gestalt des Mikrofilms "T 83, Roll 96". Ungeordnet irgendwo in der Mitte des Rollfilms ein fünfseitiges internes Sitzungsprotokoll der Dresdner Bank aus dem Jahr 1934:

Dort tauchten die Namen "Engelhardt-Brauerei" und "Ignatz Nacher" auf - Namen, die ich kurz vor Weiterreise nach Washington erfahren hatte.

Und jetzt ein weiterer Name: "Dresdner Bank", ein Schwergewicht im deutschen Wirtschaftsleben.

Wer eine große Bank angeht, muss sich seiner Sache sicher sein. Konkret: unwiderlegbare Belege haben. Die alles erklären können. Denn die Bank hat im Zweifel sehr viel mehr an Dokumenten. Die sie jederzeit gezielt vereinzelt vorlegen kann. Um damit abzulenken, etwas kleinzureden oder gleich gezielt zu täuschen.

Zum Beispiel vor Gericht. Mit einer gigantischen Bilanzsumme von vielen Milliarden und Scharen von Anwälten im Gefolge kann man schnell einen unliebsamen Kritiker zum Schweigen bringen.

So war mir klar, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein musste, aber mehr auch nicht. Das Dokument: ein allererster Hinweis auf das Ergebnis - die Dresdner Bank hatte die Aktienmehrheit der Brauerei erworben, im Tausch offenbar gegen einen Teil des weltbekannten Glienicker Parks in Berlin, und es hatte Streit zwischen NACHER und der Engelhardt-Brauerei gegeben. All das erklärt noch nicht eine "Arisierung".

Wieder zurück in Berlin

Meine erste Anlaufadresse in Berlin, die Schauspielerin Camilla SPIRA, brachte mich nicht weiter. Sie wusste nur, dass ihr Schwiegervater, Ignatz NACHER, Besitzer des zweitgrößten deutschen Brauereikonzern gewesen war und dass er im Gefängnis gesessen hatte. Geschäftliche Angelegenheiten und/oder Politik waren damals kein Thema für Frauen.

Camilla SPIRA's Tochter in Berlin wusste (etwas) mehr, nämlich von einem ehemaligen SPIEGEL-Journalisten, der inzwischen einen kleinen Verlag namens "Facta Oblita" ("vergessene Tatsachen") gegründet hatte und einige Dokumente über die Brauerei besaß.

Hätte Wilhelm TELL in unserer Zeit des Telefonierens gelebt, so hätte er - so meine Vermutung - recherchierenden Journalisten das empfohlen: "Frisch gewählt, ist halb verbunden". Ohne Herrn TELL persönlich gekannt zu haben, war das auch meine Devise.

Gesagt, getan, der Verleger in Hamburg war völlig überrascht, dass sich überhaupt jemand für ein solches Thema interessierte, und da er zwei Dokumente besaß, die ich nicht hatte, er aber an dem Dresdner Bank-Dokument interessiert war, wurden wir uns schnell über zwei Dinge einig: Wir tauschten gegenseitig unsere Unterlagen und ich würde ein Buch über Arisierungen und insbesondere über die Engelhardt-Brauerei machen. Unabhängig von dem NDR-Projekt.

Das war jetzt ein anspruchsvolles Unterfangen: mit drei Dokumenten eine Geschichte zu erzählen. Und zwar eine komplizierte. 

Die Recherchen

Nicht alles, was ich gemacht habe, kann ich im Detail oder überhaupt berichten. Da Journalisten, freie allemal, nicht über die Möglichkeiten verfügen, die Kriminalisten oder Staatsanwälten zur Verfügung stehen, kann man das nur durch Kreativität ausgleichen. Und Hartnäckigkeit. Die Grenze dessen, was geht bzw. nicht, verläuft an der Linie zur Strafbarkeit und/oder der zivilrechtlichen Angreifbarkeit.

Berliner Handelsregister

Mein erster Gang führte mich ins Berliner Handelsregister. Da kannte ich mich aus, wusste, was es dort zu finden gibt und wie deutsche Behörden funktionieren: Alles, was da landet, egal wie und aus welchen Gründen, wird feinsäublerich archiviert. Auch das, was da nicht hingehört. Aber ist es ersteinmal in den Händen eines pflichtbewussten Staatsdieners, dann wird es auch ordentlich abgeheftet.

Und so hatte ich ersteinmal nach alten Akten aus der Zeit vor 1945 gefragt: Engelhardt-Brauerei und Co. Da erntet man auf Anhieb nicht unbedingt große Freude. Aber wer schon öfters in einer solchen Behörde war und mit den dort Arbeitenden 'gut kann', weil man sie ernst nimmt und nicht herablassend auf sie herunterschaut, kann Verständnis und sogar Motivation generieren, wenn man das eigene Recherchemotiv vermitteln und den Öffentlich Bediensteten das Gefühl vermitteln kann, dass sie selbst Teil des Projektes sind. Da sich das Berliner Handelsregister im Stadtteil Berlin-Charlottenburg befindet und das "Charlottenburger Pilsner" dem ein und anderen nicht ganz unbekannt war, kamen tatsächlich uralte Akten aus den Tiefen des Kellers zum Vorschein, an die man eigentlich nicht mehr geglaubt hätte. 

Wie erhofft, genauer gesagt: wie erwartet, befanden sich in den antiken Papieren Schriftwechsel zwischen Ignatz NACHER und der Engelhardt-Brauerei sowie von anderen Gesellschaften NACHER's, die alle zum Konzernverbund gehört hatten - Schriftwechsel, die eigentlich für die Anforderungen eines Handelsregisters irrelevant sind, die aber dorthin geschickt wurden, um das unternehmerische Handeln des neuen "Zeitgeistes" zu legitimitieren.

Sie legten eine ganze Reihe an Hinterinformationen offen. Zum Beispiel, dass es 1934 einen Strafprozess gegen NACHER gegeben hatte, also ein Jahr nach der sogenannten Machtergreifung. Das Strafverfahren hatte die offenbar neue Konzernführung benutzt, um NACHER loszuwerden. Recherchen zu den neuen Managern ließen wenig Zweifel: Jetzt waren Nazis in die Brauerei eingezogen und andere hatten ihr Fähnchen nach der neuen Windrichtung aufgestellt.

Die Strafprozessakten des Berliner Landgerichts

Das, was in den 50er Jahren für die überlebenden Nachfahren von Ignatz NACHER in den Akten der Berliner Justiz (angeblich) nicht aufzufinden war, fand sich jetzt: die komplette Strafakte "gegen Nacher und Genossen wegen Betrugs", Aktenzeichen "11 KM 2/33". Vor einer Einsichtnahme allerdings war eine (typisch deutsche) Regel der Strafprozessordnung vor: Ich war an dem damaligen Strafverfahren nicht beteiligt. Und hatte somit keinerlei Recht, zu erfahren, was seinerzeit vor sich gegangen war. 

Ein Bestätigungsschreiben von Camilla SPIRA, deren Name auch in der deutschen Justiz nicht ganz unbekannt war, half weiter: Ich würde in ihrem Auftrag recherchieren. Und so konnte ich an mehreren Tagen - unter Aufsicht eines Justizangestellten selbstverständlich - die umfangreichen Akten studieren und mir Notizen machen.

Einer der damaligen Ermittler, war jung, wollte offenbar im Rückenwind der "Neuen Bewegung" schnell Karriere machen, und tat sich als besonders diensteifrig hervor. Er sammelte alles, was ihm irgendwie in die Hände fiel, häufte Unterlagen an Unterlagen an, wusste, dass das Ermittlungsverfahren auch auf 'oberster Ebene' von den Herren Hermann GÖRING, Roland FREISLER und dem neuen Berliner "Staatskommissar Dr. Julius LIPPERT" beobachtet wurde, denn es war "Chefsache": Das "Judenbier von Engelhardt" musste verschwinden; "jüdisches Bier" in "arischen Kehlen": nicht akzeptabel!

Wie die Nazis das unmittelbar nach der Machtergreifung 1933 eingefädelt hatten, ist ausführlich rekonstruiert im Kapitel Die brutale Enteignung des Ignatz NACHER und seiner Engelhardt-Brauerei 1933/1934. Weil der erste Prozesstermin vor der 6. Großen Strafkammer des Landgerichts Moabit positiv für Ignatz NACHER "und Genossen" ausgegangen war und zwar mangels Beweisen über Betrug und/oder Korruption, hatte der dienstbeflissene Gerichtsassessor eine Vertagung beantragt, der stattgegeben wurde: Er müsse weiter ermitteln.

Wenn deutsche Beamte - aus welchen Gründen auch immer - mehr als ihren Dienst verrichten, dann häufen sich Aktenberge an. Kommt man an die ran, dann entpuppt sich die Sammelwut als Segen für recherchierende Menschen. Und so war es auch hier. Die weiter zusammengetragenen Dokumente erzählten eine Geschichte: eine Geschichte, so wie sie die neuen Machthaber und deren Günstlinge haben wollten. Was nicht in den Kram passte, wurde einfach nicht archiviert. Auch in der Justiz hatte der neue Zeitgeist bereits Einzug gehalten.

Die mühsame Suche nach anderen Belegen: Informationen, die die wahre Geschichte erzählten

Einer, der wohl alles hatte, was die ganze Geschichte erzählt hätte, war der in New York lebende Verfasser des vorhin erwähnten "Berichtes über Generaldirektor Ignatz Nacher", ein Neffe von ihm, den NACHER in seinem Testament an vierter und letzter Stelle als Testamentsvollstrecker eingesetzt hatte. Letzteres erfuhr ich allerdings erst später.

Der Neffe in New York war der erste aus der NACHER'schen Großfamilie in Berlin, der gleich im Jahr 1933 Deutschland verlassen hatte; ihm war das alles nicht geheuer und er hatte recht damit. Sein Onkel Ignatz sowie Camilla SPIRA und ihr Ehemann wollten nicht glauben, dass sich "der Unteroffizier mit dem Schnauzbärtchen da oben" so lange würde halten können. Sie sollten sich täuschen. Aber auch ihre Geschichte kannte ich da noch nicht, die im Kapitel 9. November: das Pogrom, Ignatz NACHER, seine Familie und die der Schauspielerin Camilla SPIRA beschrieben ist.

Weil ich längst wieder zurück in Deutschland war, hatte ich den New Yorker Neffen angeschrieben. Er sprach von "ganzen Waggons voller Unterlagen", die ich auch haben könnte, wenn ich dafür zahlen würde. Das konnte ich natürlich nicht, schon garnicht als freier Jounalist, denn der NDR hatte mir für das Hörfunk-Feature nur das übliche Honorar bezahlt. Die Reisekosten in die USA spielten für ihn keine Rolle, denn nur für Festangestellte gibt es solchen Auslagenersatz. 

So musste ich mich in Deutschland auf die weitere Suche machen. Und die war mühsam. Denn die deutsche Justiz ist ein geschlossenes System. Man könnte sie auch als "verschlossenes" Gebilde bezeichnen: Intransparenz ist ihre wichtigste Eigenschaft. Wer an einem Verfahren nicht direkt beteiligt ist, hat nach § 299 ZPO (Zivilprozessordnung) keinen Anspruch darauf, zu erfahren, was und wie die deutsche Justiz "Im Namen des Volkes" entschieden hat. Egal, ob vor 1945 oder danach.

In den USA ist das anders. Dort kann jeder zu jedem Gerichtsverfahren alles einsehen; die Urteile, die vorangegangenen Schriftsätze, die vorgebrachten Belege und Zeugenaussagen, einfach alles. Heute sogar über das Internet.

Landgerichte Bielefeld und Dortmund

In sogenannten Wiedergutmachungsverfahren hatte man im Nachkriegsdeutschland versucht, nachträglich Gerechtigkeit wieder herzustellen und überlebende Opfer, denen man in der Nazi-Zeit ihre Geschäftsgrundlage und/oder ihr Hab & Gut entzogen hatte, zu entschädigen. Ein schwieriges und langwieriges Unterfangen. Denn vieles an Akten war "durch Kriegseinwirkung" verloren, verbrannt oder "nicht auffindbar". So mancher der Richter in diesen "Spruchkammern" hatte sein Richteramt auch zuvor schon ausgeübt, musste sich nur jetzt dem erneut "neuen Zeitgeist" anpassen. Viele Verfahren dürften darunter gelitten haben.

Die NACHER'schen Nachfahren hatten Glück. Die Richter der diversen Wiedergutmachungskammern an den Landgerichten Bielefeld und Dortmund hatten sich ernsthaft Mühe gegeben. Und immer wieder Beweisbeschlüsse gefasst und neue Zeugen angehört. Die Gerichte in Niedersachsen waren u.a. deshalb zuständig, weil die Engelhardt-Aktien, die sich die Dresdner Bank einverleibt hatte, inzwischen bei "Dr. Oetker" gelandet waren. Und der wollte sie - verständlicherweise - nicht herausrücken. So erwies sich die Rückabwicklung bzw. Entschädigung schwierig, wie in einem gesonderten Kapitel knapp zusammengefasst zu berichten sein wird (NOCH NICHT ONLINE).

Jedenfalls ließen sich mit den vielen Erinnerungen von ehemaligen Geschäftspartner von Ignatz NACHER viele Lücken in den Erklärungen schließen, wie das 1933/1934 im Detail abgelaufen war. Selbst die Aussagen jener, die bei der Arisierung fleißig mitgeholfen hatten, trugen dazu bei, wenn man deren Motivation damals wie heute zu berücksichtigen wusste.

Dr. Josef MÜLLER und SS-Gruppenführer Hans RATTENHUBER

So etwa bei dem in Bayern bekannten "Ochsensepp", Dr. Josef MÜLLER - ein Münchner Rechtsanwalt, der nach 1945 Justizminister wurde, bis er im Zusammenhang mit der Affäre um den Bayerischen Wiedergutmachungsbeauftragten Philipp AUERBACH zurücktreten musste. AUERBACH wusste von einem Brief von MÜLLER an NACHER: MÜLLER hatte ein dubioses Konsortium aus München vertreten, das sich die NACHER'schen Brauereiaktien sichern wollte. Die Dresdner Bank indes war schneller, hatte die besseren Verbindungen zur NSDAP. Die Münchner Konsorten, EIDENSCHINK & Co, hatten das Nachsehen bzw. mussten sich mit den Bayerischen Brauereianteilen von Ignatz NACHER begnügen - obwohl sie ein einflussreiches Schwergewicht vorschicken konnten: SS-Gruppenführer Hans RATTENHUBER - ein Vetter von Georg EIDENSCHINK.

Mehr zu dieser Bayerischen "Spezlwirtschaft" vor und nach 1945 wird sich in einem späteren Kapitel "ABC der Akteure - Was aus den Ariseuren wurde" (NOCH NICHT ONLINE) finden.

Amtsgericht München

Natürlich konnte ich Einblick in die Wiedergutmachungsakten nur deshalb nehmen, weil ich eine schriftliche Bestätigung der in Berlin lebenden NACHER'schen Nachfahren vorweisen konnte. Die ganze Geschichte wäre sonst der (großen) Vergessenheit anheim gefallen. So wie bei vielen anderen unternehmerischen Dramen und menschlichen Tragödien aus der Nazi-Zeit.

Das neue Deutschland, das ab 1949 als "Bundesrepublik Deutschland" firmierte, blieb ersteinmal das, was es auch vorher war: braun; der neue Geist war oftmals der alte bzw. die vormaligen Gesinnungen blieben in vielen Köpfen der neuen Bundesrepublik-Macher erhalten. Der erste demokratisch gewählte Bundeskanzler, Konrad ADENAUER (CDU), hatte es vorgemacht: Er holte sich einen ausgewiesenen Antisemiten als Staatssekretär ins Kanzleramt: Dr. Hans GLOBKE, der sich u.a. 1935 das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" ausgedacht und ausformuliert hatte. "Nürnberger Gesetze" heißt das Stichwort.

Und jetzt München. Das Herz der braunen Bewegung. Hier hatte alles begonnen, lange vorher. Und hier wollte ich nun in den Entnazifizierungsakten von Hans RATTENHUBER und den EIDENSCHINK-Konsorten recherchieren, die im Keller des Amtsgerichts München lagerten. Ich war gespannt, was da auf mich warten würde.

Denn nach offizieller Lesart im Nachkriegsdeutschland (West) gab es eigentlich keine wirklichen Nazis; alle waren nur - gezwungenermaßen natürlich - sogenannte Mitläufer. Das Dritte Reich bestand so besehen eigentlich nur aus 5 Männern: drei davon mit dem Anfangsbuchstaben "H" beginnend (HITLER, HIMMLER, HEYDRICH) und zwei mal "G" (GOEBBELS, GÖRING). Alle anderen waren nur kleine Leute - von wenigen Ausnahmen wie Hans RATTENHUBER abgesehen. Der war zuletzt der persönliche Leibwächter von Adolf HITLER. Und hatte auch dessen Leichnam bei Kriegsende mit Benzin übergossen und angezündet, als der nicht brennen wollte.

Wer beschreibt mein Erstaunen, als im Münchner Amtsgericht alles ziemlich komplikationslos lief. Ich bekam die Akten, konnte sie in Ruhe durchsehen und sogar - im Gegensatz zu den Wiedergutmachungsakten in Bielefeld und Dortmund - Fotokopien machen.

Fotokopien aus den Archiven in Bielefeld und Dortmund bekam ich dann doch noch, aber auf anderem Wege, den ich aber nicht beschreiben kann. Gleiches galt für die Wiedergutmachungsakten in Berlin. Auch hier musste ich mir etwas einfallen lassen.

Andere Orte, andere Quellen und viele 'kleine' hilfsbereite Archivare

Jetzt hatte ich die wichtigsten Unterlagen zusammen - nur für diese Geschichte. Für die anderen Schicksale, die ich in dem Hörfunk-Feature dokumentiert hatte und die ebenfalls und jetzt viel ausführlicher in dem geplanten Buch beschrieben werden sollten, war ich noch lange unterwegs: in den Staatsarchiven Münster und Duisburg, im Hauptstaatsarchiv des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und dort auch im Amtsgericht, im Stadtarchiv von München und ebenso in Hamburg wie auch im dortigen Handelsregister.

Wenige Monate zuvor, im September 1988, hatte anlässlich des dreißigjährigen Bestehens der "Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen" in Ludwigsburg ein Internationales Symposium stattgefunden. Eingeladen war auch der US-amerikanische NS-Fahnder Neal SHER. Er hatte massive Kritik am bundesrepublikanischen Archivwesen geäußert: Man öffne hier immer erst dann die Akten, "wenn auch der letzte Nazi gestorben ist." "Datenschutz", "Persönlichkeitsschutz", das "Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb" usw. - das waren die Schlagworte, mit denen ranghohe Staatsvertreter gerne anderen, die es wissen wollten, Steine in den Weg zu pflegen legten.

Ich meinerseits muss sagen, ich habe viele verständnisvolle Archivare getroffen, die sich zwar an die Regeln halten mussten, um ihren Job nicht zu gefährden, die es aber dennoch verstanden, mir weiterhelfen zu können. Das soll bei dieser Gelegenheit als nachträgliche Anerkennung und als klares "Dankeschön!" verstanden werden.

Brief an die Dresdner Bank

Wenn ein Journalist oder jemand anderes über eine bestimmte Person oder ein Unternehmen recherchiert und Fakten zusammenträgt, die das betreffende "Objekt der Recherche" in einem Licht erscheinen lassen, von dem man ausgehen kann, dass dies dem Betroffenen wenig gefällt, so kann es angeraten sein, das "Objekt der Rercherche" (OdR) mit den recherchierten Fakten bekannt zu machen bzw. zu konfrontieren. Auf dass das "OdR" Gelegenheit habe, dazu Stellung zu nehmen oder gegegebenfalls andere Fakten zu präsentieren.

"Erfüllung der journalistischen Sorgfaltspflicht" heißt das im deutschen Presserecht und durchgesetzt hat es die höchstrichterliche Rechtsprechung. Sinn und Zweck: zu verhindern, dass Journalisten hinterher in Grund und Boden verklagt werden können. Vor allem finanziell. Weil selbst die präziseste und sorgfältigste Rercherche (unbewusste) Fehler enthalten kann, ist man vor ruinösen Schadensersatzklagen sicher, wenn man dem Objekt der Recherche Gelegenheit gegeben hat, dazu etwas sagen zu können. Eine absolut sinnvolle Regelung. Deutschland - ein Land der Pressefreiheit.

Ist man sich seiner Sache absolut sicher, dann kann es zweckdienlich sein, genau dies nicht zu machen. Denn selbst wenn aufgrund der präzisen Recherchearbeit eine Schadensersatzklage aussichtslos erscheint, so kann das OdR andere juristische Wege beschreiten, eine Veröffentlichung mittels einer einstweiligen Verfügung zu stören oder zeitlich hinauszuzögern. Dann muss man warten, bis es vor Gericht zur Verhandlung in der Hauptsache kommt. Und das kann dauern.

Das Buch war auf 16 Kapitel angelegt bzw. genau 400 Seiten. In den meisten Kapiteln geht es um die Dresdner Bank. Nicht nur bei dieser Geschichte, die auf zwei Kapitel verteilt ist. Auch bei vielen anderen Arisierungen spielte die Bank eine Rolle: Arisierungen waren das eine neue Geschäftsfeld, dass sich die Dresdner Bank gleich zu Beginn der Nazi-Zeit erschlossen hatte. Es betraf Unternehmen, meistens größere. Aber auch jüdische Banken, die sich das Geldinstitut einverleibte, um im angekündigten "Tausendjährigen Reich" groß und mächtig zu werden.

Das andere Geschäftsfeld betraf die SS. Die Dresdner Bank wurde zur Hausbank der SS, finanzierte alles, was die brauchte. Zum Beispiel den Bau von Konzentrationslagern, die ja als Wirtschaftsbetriebe geführt wurden. Oder die Einfamilienhäuschen der KZ-Wärter. Oder eine "Kugelmühle", mit der man Knochenmehl herstellen kann. Egal, wo es bei der SS finanziell mangelte, die Dresdner Bank war stets zur Stelle. Nicht nur in der hier dokumentierten Ignatz NACHER-Geschichte taucht die Bank regelmäßig auf. Auch in etwas anderem Zusammenhang haben wir einige Geschäftsaktivitäten dieses Hauses beschrieben: Die SS, die KZs, die Dresdner Bank und das Bundesverdienstkreuz.

Obwohl ich alles (wasserdicht) hatte, auch um die Rolle der Bank zu dokumentieren, hatte ich die Bank angeschrieben. Ich wollte vor allem zwei Dinge aus ihrem Munde erfahren:

  1. War der Anwalt, der NACHER im Gefängnis besucht und ihm die Unterschriften abgepresst hatte, um mit dieser Vollmacht dann die Aktien der Dresdner Bank anbieten zu können, von dieser 'gekauft' oder 'erpresst' worden?
  2. Wofür hatte der oberste Aufseher (Aufsichtsratsvorsitzender) der Dresdner Bank, der dieses Amt vor und nach 1945 innehatte, das Bundesverdienstkreuz im Jahr 1956 erhalten?

Vergleichsweise schnell hatte der "Konzernstab Recht" reagiert:

Auf Frage 1 bekam ich keine direkte Antwort, sondern nur den Hinweis, dass "die seinerzeit ... übertragenen Vermögenswerte ... in vollem Umfang zurückerstattet" worden waren. "Grundlage ... war die Erwägung, dass die von Herrn Ignatz Nacher während seiner Verhaftung unterzeichnete Vollmacht nicht freiwillg erteilt worden sei."
Das war ein klares Eingeständnis zu dem, was ich schreiben wollte, aber keine Antwort auf meine Frage.

Ebenfalls recht allgemein gehalten der andere Hinweis: "Herrn Carl Goetz ist das Bundesverdienstkreuz ... in Anerkennung seiner Verdienste um die deutsche Wirtschaft verliehen worden."
Ob damit die "Verdienste" vor oder nach 1945 oder gar beide gemeint waren, hatte man leider nicht gesagt.

Und im übrigen: "Über einschlägige Unterlagen aus der fraglichen Zeit" würde man "nicht verfügen".

Letzteres war natürlich gelogen. Aber das hatte ich erst später erfahren können. Egal: Ich befand mich auf sicherem Boden.

Das fertige Buch

1989 war es dann soweit, die 400 Seiten erschienen unter dem Titel "Boykott-Enteignung-Mord. Die 'Entjudung' der deutschen Wirtschaft". Der Verleger war auf Nummer Sicher gegangen und hatte ersteinmal eintausend Exemplare drucken lassen - er wollte die Reaktion der Dresdner Bank abwarten. Aber die gab kein Lebenszeichen von sich. Juristisches Gerangel hätte aus ihrer Sicht vermutlich nur zusätzliche Aufmerksamkeit generiert. Und das - da bin ich sicher - wollten die Banker in Frankfurt tunlichst vermeiden.

So kam es dann bald zu einer zweiten Auflage. Und der Hamburger Verlag Facta Oblita, bei dem ich danach ein weiteres Buch untergebracht hatte ("Anleitung zum  Betrug"), ging dann auch schnell pleite. Allerdings nicht wegen meiner beiden Titel, denn die liefen wider Erwarten ziemlich gut. Als der Verlag dann am Ende war, übernahm der Münchner Piper Verlag den Titel und brachte ihn 1992 in dritter Auflage als Taschenbuch heraus (siehe Abbildung). 

Längst ist der Titel offiziell vergriffen und bei den Grossisten nicht mehr gelistet. Einzelne Exemplare der beiden ersten Hardcover-Ausgaben oder das Taschenbuch kann man - jetzt äußerst preisgünstig - über Amazon erwerben.

Lange Jahre war geplant, in einem kleinen Berliner Verlag die 4. Auflage herauszubringen. Aber das klappte nicht, es lag an mir, der ich nie die Zeit gefunden hatte, etwas 'altes' zum Leben wieder zu erwecken; zu viele andere Themen, Geschichten und Projekte hatten meine Kapazitäten in Anspruch genommen, die sich hier auch größtenteils unter www.ansTageslicht.de finden.

Anlässlich des 90. Todestages von Ignatz NACHER sowie des 85. Jahrestages der Besitzergreifung der Engelhardt-Brauerei durch die Dresdner Bank im September 2019 habe ich mich entschossen, zunächst diese Geschichte als Fortsetzungsserie online gehen zu lassen und später dann auch die restlichen Kapitel des ganzen Buches. Es soll die Erinnerung wach halten, auf welche dreiste Art und Weise viele heute bekannte Firmen- und Markennamen groß geworden sind. Und es wird immer auch darum gehen, was aus jenen, die enteignet worden waren, danach geworden ist.

Das Internet bietet andere Möglichkeiten der Darstellung als ein Buch. Und davon habe ich hier Gebrauch gemacht. Dieser Text über die Entstehung der Geschichte geht als 6. Kapitel in das NACHER-Engelhardt-Epos ein. Alles, was dazu gehört, lässt sich mit diesem kurzen (Perma)Link aufrufen: www.ansTageslicht.de/Nacher. Die anderen Kapitel sind auf einem PC immer in der rechten Navigationsleiste zu sehen, auf einem Smartphone muss man dazu ganz nach unten scrollen.

Johannes Ludwig (JL)