Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 14.08.2013

von Christoph MAYER

Berater kassiert 100 000 Euro

SÜDWEST PRESSE , 14.08.2013 von Christoph MAYER

Eine Anfrage der Grünen deckt auf: Für die Vermittlung Rainer Schoppiks an die Uni-Klinik Hamburg hat ein Headhunter 100 000 Euro Honorar erhalten.


Die Personalie Rainer Schoppik sorgt in Hamburg weiter für Wirbel. Der ehemalige Kaufmännische Direktor der Uni-Klinik Ulm soll am 1. September als Finanzchef der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf (UKE) anfangen. Weil er in Ulm wegen eines mittlerweile zu Tage getretenen Klinikdefizits von rund 40 Millionen Euro in der Kritik steht und nach den Worten seines Nachfolgers Rüdiger Strehl „zwischen 2009 und 2013 aufhörte zu rechnen“, haben Hamburgs Grüne Zweifel an Schoppiks Eignung.


Ein von UKE und Senat veröffentlichtes Statement, man halte an Schoppik fest, da dieser von einem „professionellen Berater“ vermittelt und in einem „geordneten Verfahren“ bestellt worden sei, stellte die Grünen nicht zufrieden. In einer Anfrage an den Senat wollte die Fraktion Details zum Verfahren wissen. Welche Agentur wurde zu welchen Kosten beauftragt? War die finanziell prekäre Situation der Uni-Klinik Ulm bekannt?


Dazu teilt der Senat nun mit: Die Findungskommission habe im Februar 2013 das Unternehmen Odgers Berndtson (Frankfurt) mit der Suche nach einem Klinik-Finanzchef beauftragt. Im Lauf des Verfahrens seien Berichte zur finanziellen Situation der Ulmer Klinik vorgelegt worden – etwa die Prognose eines negativen Jahresergebnisses für 2012. Bei der Entscheidung für Schoppik habe die Kommission berücksichtigt, dass auch andere Uni-Kliniken in Deutschland rote Zahlen schreiben, teilt der Senat mit. Die Personalagentur habe inklusive Steuern 100 000 Euro Honorar erhalten.


Für die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Eva Gümbel, wird der Vorgang „immer undurchsichtiger“. Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt habe frühzeitig gewusst, dass das Uni-Klinikum Ulm unter Schoppiks Leitung in finanzielle Schieflage geriet. Notfalls müsse sie nun die Reißleine ziehen. „Noch ist das UKE in solidem Fahrwasser.“


Wie berichtet, hatte die Uni-Klinik Ulm ihre Defizitprognose für 2012 mit angegebenen 6 Millionen Euro nach unten frisiert. De facto machte man trotz eines von Schoppik verhängten Sparkurses einen Verlust von 15 Millionen Euro.