Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 20.07.2012

von Rudi KÜBLER, Christoph MAYER

Chirurgie noch nicht topfit

SÜDWEST PRESSE , 20.07.2012 von Christoph MAYER

Fünf Wochen nach Inbetriebnahme läuft noch nicht alles rund in der neuen Chirurgie. Die Klinikleitung zieht gleichwohl eine positive Bilanz und spricht von Anlaufschwierigkeiten, die man bald im Griff habe.

„Die neue Chirurgie läuft noch nicht perfekt, aber gut.“ So beschreibt der Leitende Ärztliche Direktor der Uni-Klinik, Prof. Reinhard Marre, am Tag 35 nach Inbetriebnahme des 240-Millionen-Gebäudes die Situation auf dem Oberen Eselsberg. Dass es hie und da Kinderkrankheiten gebe, sei angesichts der Größe des Vorhabens logisch. „Das Projekt Chirurgie ist etwas gigantisch Komplexes.“

Als Beleg für den unterm Strich reibungslosen Start wertet Marre die Patientenzahlen, sowohl stationär als auch ambulant. „Wir hatten für die ersten Wochen Einbrüche erwartet, aber es blieb absolut stabil.“ Sein Fazit: „Die Klinik wird gut angenommen, Patientensicherheit und -zufriedenheit sind hoch.“ Positiv äußert sich auch Prof. Florian Gebhard, geschäftsführender Direktor der Chirurgie. Der hochmoderne OP-Bereich sei „sensationell“ gestartet. Und auch Thomas Meier-Kramm, Chef des Kernprojektteams „Neubau“, stimmt ein Loblied an. Fünf Klinik-Inbetriebnahmen habe er in den vergangenen Jahren gemanagt, sagt der Ingenieur. „Ich kenne kein Beispiel, wo es so gut gelaufen ist wie in Ulm.“

Was nicht heißt, dass es nichts zu bemängeln gibt. Erfahrungsgemäß, so Meier-Kramm, dauere es acht Wochen. „Dann erst sind die dicken Brocken aus dem Weg geräumt.“ Bis sich betriebliche Routine einstelle, vergehe im Schnitt ein halbes Jahr. Was noch nicht rund läuft?

Die Klimaanlage müsse noch an den Betrieb angepasst werden, sagt Meier-Kramm (siehe Info-Kasten).

Die im Zuge des Neubaus erweiterte unterirdische Warentransportanlage, mittels der das Versorgungszentrum in der Staudingerstraße die Kliniken auf dem Oberen Eselsberg mit Medikamenten, Materialien und Essen beliefert, weise „eine Reihe“ technischer Störungen auf. „Kommt das Frühstück zu spät an, wirkt sich das natürlich auf den Tagesablauf der Station aus.“ Man habe jetzt mehrere Fahrwerke umgerüstet. „Bis alles glatt läuft, dauert es noch fünf Wochen.“

Die Wegeführung wurde beziehungsweise wird durch zusätzliche Beschilderung vereinfacht. Offenbar haben Patienten öfter mal den Überblick im Haus verloren.

Ein neues Bestuhlungs- und Wegeführungskonzept soll dafür sorgen, dass in den Spezialambulanzen weniger Gedränge herrscht. Der Eindruck, im Foyer gebe es zu viel Platz und in den Ambulanzen zu wenig, sei falsch, sagt Gebhard. Beispiel Untersuchungskabinen: Am Safranberg waren sie sechs Quadratmeter groß, jetzt seien es 14 Quadratmeter. „Das ist chirurgisch gesehen ein Quantensprung.“ Wenn im September die Cafeteria ins Foyer einziehe, sei auch der „Tanzsaal-Eindruck“ verflogen.

Dass aktuell nur 11 der 13 OP-Säle in Betrieb sind, habe nichts mit baulichen Mängeln, sondern mit kurzfristigen Personalengpässen zu tun, sagt Klinik-Sprecherin Petra Schultze. Und die seien einfach zu erklären. „Wir hatten während der Umzugsphase eine Urlaubssperre, jetzt holen viele Mitarbeiter ihren Urlaub nach.“ Zudem seien weniger Operationen ein „allgemeines Sommerphänomen“.