Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 27.01.2014

von Rudi KÜBLER

Endlich die Reißleine gezogen

SÜDWEST PRESSE , 27.01.2014 von Rudi KÜBLER

Was ist von einem Aufsichtsratsvorsitzenden zu halten, der von Liquiditätsengpässen des Klinikums weiß, seine Aufsichtsratskollegen aber nicht darüber informiert? Der von Krediten weiß, die der alte Vorstand am Aufsichtsrat vorbei aufgenommen hat, aber auch mit diesem Wissen hinterm Berg hält? Der dem ehemaligen Direktoren-Duo blind vertraute und es weiterwursteln ließ?


Diese Fragen sind rein rhetorischer Natur – in der freien Wirtschaft wäre der Mann oder die Frau längst weg vom Fenster. Der Leitende Ministerialrat Dr. Hartmut Schrade aber konnte sich als Aufsichtsratsvorsitzender des Uni-Klinikums Ulm halten, obwohl er mit seinen Versäumnissen das finanzielle Debakel mitverursacht hat. Wenn er jetzt ausgetauscht wird mit der Bemerkung, das Klinikum sei jetzt Chefsache, dann ist das als Eingeständnis der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zu werten: dass am Klinikum einiges schief gelaufen und das Vertrauen in ihren Spitzen-Beamten erschüttert ist.


Die Ablösung Schrades kommt viel zu spät. Bereits vor einem halben Jahr, als der neue Vorstand das desaströse Zahlenwerk veröffentlichte und die Verantwortlichen nannte, hätte auch an der Spitze des Aufsichtsrats ein Neubeginn stattfinden sollen. Seither treten die Verhandlungen zwischen Ministerium und Klinikum um finanzielle Hilfen auf der Stelle. Eine Hängepartie können sich aber beide Seiten eigentlich nicht leisten.