Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 20.04.2013

von Christoph MAYER

Klinikchef Schoppik geht nach Hamburg

SÜDWEST PRESSE , 20.04.2013 von Christoph MAYER

Rainer Schoppik wird neuer Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Er verlässt Ulm voraussichtlich im Herbst.


Überraschende Entwicklung am Uni-Klinikum: Rainer Schoppik, seit 2006 Kaufmännischer Direktor auf dem Oberen Eselsberg, sucht eine neue berufliche Herausforderung. Wie das Universitätsklinikum Hampurg-Eppendorf (UKE) gestern in einer Pressemitteilung bekannt gab, hat es den 48-jährigen Betriebswirt zum neuen Kaufmännischen Direktor und Vorstandsmitglied bestellt. Schoppik werde seinen Dienst voraussichtlich zu Beginn des vierten Quartals antreten, heißt es in dem Schreiben des Hamburger Klinikvorstands. Schoppik selbst weilte gestern zu Vertragsverhandlungen in Hamburg und war nach Auskunft seines Büros ganztägig telefonisch nicht zu erreichen.


Nach Mitteilung der Pressestelle der Uni-Klinik Ulm steht der Zeitpunkt des Wechsels von der Donau an die Elbe noch nicht fest. Darüber werde der Aufsichtsrat des Ulmer Klinikums entscheiden, sagte Sprecher Jörg Portius auf Anfrage.


Schoppik stehe als „erfahrener Stratege und Kaufmann für eine moderne, nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Organisation der Universitätsmedizin“, wird der Ärztliche Direktor des UKE, Prof. Martin Zeitz, in der Pressemitteilung aus Hamburg zitiert. „Wir freuen uns, dass wir ihn für den Wechsel gewinnen konnten.“ Ausschlaggebend für die Berufung Schoppiks sei auch gewesen, dass er die Managementform der Ulmer Klinik in kurzer Zeit modernisiert und den Bau der neuen Chirurgie im Zeit- und Kostenplan umgesetzt habe.


Nicht erwähnt wird freilich, dass Schoppik das Ulmer Großkrankenhaus in unruhigen Zeiten verlässt. Unter seiner Leitung hat das Klinikum 2011 und 2012 ein Defizit von jeweils gut sechs Millionen Euro eingefahren, wobei der Gerechtigkeit halber festzustellen ist, dass es vielen anderen Kliniken aufgrund der chronischen Unterfinanzierung des Krankenhaussektors nicht besser geht. Gleichwohl hat der von Schoppik verfügte Sparkurs und Einstellungsstopp in Ulm zu großer Unzufriedenheit insbesondere beim Pflegepersonal, aber auch bei Ärzten geführt. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Protestaktionen und so genannten Gefährdungsanzeigen, weil Pflegekräfte sich infolge von Überbeanspruchung und Unterbesetzung nicht mehr in der Lage sahen, ihrer Arbeit ordnungsgemäß nachzugehen (wir berichteten).


Der Führungsetage der Uni-Klinik steht mit dem Weggang Schoppiks ein kompletter Umbruch bevor. Denn auch der Leitende Ärztliche Direktor Prof. Reinhard Marre hört im September auf, er geht mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand. Die Suche nach einem Nachfolger für Marre gestaltet sich schwierig. Bisher, so ist zu hören, sei noch kein geeigneter Kandidat gesichtet worden.