Die 56 Berichte der SÜDWEST PRESSE aus Ulm, 05.11.2013

von Christoph MAYER

Rücktrittsdrohungen im Klinik-Aufsichtsrat

SÜDWEST PRESSE , 05.11.2013 von Christoph MAYER

Auch im Klinik-Aufsichtsrat ist der designierte kaufmännische Chef Joachim Stumpp umstritten. Das Ansinnen, seine Berufung zu kippen, scheiterte aber.


Obwohl der designierte Kaufmännische Direktor der Uni-Klinik Ulm, Dr. Joachim Stumpp, noch gar nicht in Ulm angefangen hat, war er doch schon Gegenstand einer außerplanmäßigen – und kontroversen – Sitzung des zehnköpfigen Klinik-Aufsichtsrates. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, sollen Aufsichtsratsmitglieder am 22. Oktober mit Rücktritt gedroht haben, falls das Gremium die Bestellung Stumpps nicht rückgängig mache. Dafür wäre allerdings eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig gewesen, die nicht zustande kam.


Hintergrund des Streits ist die in Ludwigshafener Medien geäußerte Kritik am Führungsstil Stumpps, die Ende September publik wurde (wir berichteten). Dortige Aufsichtsräte hatten dem Geschäftsführer des Ludwigshafener Klinikums dessen abrupten Abschied angekreidet, da er mit dem Bau eines neuen Herzzentrums ein 40-Millionen-Euro-Projekt angeleiert habe, das er nun nicht zu Ende bringe. Unter Stumpp hätten „große Teile der Belegschaft gelitten“, hatte die Klinik-Aufsichtsrätin Heike Scharfenberger der „Rheinpfalz“ gesagt.


Eine deutliche Mehrheit der Ulmer Aufsichtsräte scheint allerdings hinter Stumpp zu stehen. Er sei der „mit Abstand beste“ Bewerber und zudem Wunschkandidat des kommissarischen Klinikdirektors Rüdiger Strehl gewesen, heißt es.


Einem Dienstbeginn Stumps auf dem Oberen Eselsberg Anfang 2014 scheint somit nichts mehr im Wege zu stehen. Der Aufsichtsrat des Klinikums Ludwigshafen hat den Vertrag mit dem 48-jährigen Geschäftsführer auf dessen Wunsch hin am vergangenen Donnerstag vorzeitig aufgelöst. Stumpp scheide zum Jahresende aus, teilte die Klinik mit. Das Krankenhaus stehe wirtschaftlich gut da und habe 2012 einen Überschuss von 5,7 Millionen Euro erwirtschaftet, heißt es in einer Stellungnahme der Ludwigshafener Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzenden Eva Lohse (SPD). „Aus diesem Grund hat der Aufsichtsrat auch Herrn Stumpp für seine geleistete Arbeit gedankt.“


In diesem „auch“ klingt freilich an, dass man über den Abschied nicht ganz unglücklich ist. So zitiert die Ludwigshafener „Rheinpfalz“ in einem am 30. Oktober veröffentlichten Artikel den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Mindl („Reisende soll man nicht aufhalten“) und lässt auch den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Arnold Kolbert zu Wort kommen. Der nimmt kein Blatt vor den Mund. Als Sanierer sei Stumpp zwar „unschlagbar“ gewesen, doch habe er in den vergangenen Jahren Mitarbeiter vom Chefarzt bis zur Reinigungskraft „abgekanzelt, bedroht, massiv unter Druck gesetzt“ und so das Betriebsklima vergiftet. „Als Stumpps Abschied bekannt wurde, ging ein Aufatmen durchs ganze Klinikum.“