Korruption in Russland

Die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) in Berlin geben regelmäßig Länderanalysen, u.a. über Russland heraus. Heft 210 vom November 2010 beschäftigte sich mit Korruption. Aus dieser Ausgabe stellen wir hier einige Informationen zusammen. Das komplette Heft (21 Seiten) ist abrufbar in deutscher Sprache unter Russlandanalysen.

Wie das Ranking der Korruption in Russland im internationalen Vergleich aussieht, haben wir hier unter dem Stichwort Korruption weltweit dokumentiert. Das schlechte Abschneiden verwundert nicht. Denn seit Transparency International weltweit diesen "Korruptions-Wahrnehmungs-Index" (Corruption Perception Index/CPI) erhebt, wird ein Zusammenhang klar: Je offener, demokratischer und transparenter Staat und Wirtschaft sind, umso weniger wird Korruption möglich. Aus diesem Grund stehen beispielsweise die skandinavischen Länder seit langem auf der 'Reinheitsskala' von Korruption ganz oben.

Wie (un)systematisch Korruption in Russland wirklich bekämpft wird, demonstriert die konkrete Geschichte in Wladiwostok und Moskau, in deren Zusammenhang wir uns hier auch mit dem Phänomen Korruption etwas allgemeiner auseinandersetzen.

Wie wichtig das Problem bzw. wie wichtig die Beseitigung des Problems der Korruption wahrgenommen wird, zeigt die folgende Grafik. Es sind Umfrageergebnisse des russischen Lewada-Zentrums in Moskau, einem führenden Meinungsforschungsinstitut, das mit vielen anderen Organisationen und Wissenschaftseinrichtungen weltweit zusammenarbeitet. Aus der Sicht der russischen Bevölkerung ist Korruption eher ein nachrangiges Problem, auch wenn der Stellenwert steigt:

Geschäftsleute, die in Russland investieren (wollen), aber auch einheimische Businessleute sehen Korruption bzw. die Eindämmung von Bestechung und Korruption als dringlicher an. So die Umfrage eines nicht-russischen Meinungsforschungsinstituts:

Die Originalgrafiken sind in dem eingangs erwähnten Heft "Russland-Analysen" Nr. 210 enthalten. In einer Ausgabe der englischsprachigen Zeitschrift "Russian Analytical Digest", die von der Forschungsstelle Osteuropa an der Uni Bremen und dem Center for Security Studies (CSS) an der ETH Zürich herausgegeben wird, geht es ebenfalls um das Thema. Die dort zusammengetragenen Informationen und Umfrageergebnisse datieren aus den Jahren 2005/2006. Das Heft kann im digitalen Archiv downgeloadet werden: RAD No. 11, 2006: Corruption. (PDF-Download auf anstageslicht.de)

Die wichtigsten Ergebnisse, was und wie die Menschen Korruption sehen

Die ersten drei Umfragen wurden von der Public Opinion Foundation (FOM) durchgeführt:

Die beiden letzten Umfrage hatte die Polling Institution VTsIOM (WCIOM.ru) erhoben:

Interessant ist die Einschätzung der russischen Bevölkerung, dass der mit Abstand wichtigste bzw. "effektivste" Faktor bei der Korruptionsbekämpfung nicht einzelne Institutionen oder politische Personen sind, sondern die Zivilgesellschaft als Ganzes ("all of society/no one").


Die spezifische Situation in der Region Primorje, die sich u.a. aus den vielfältigen Verflechtungen zwischen Staatsapparat, Wirtschaft und Medien heraus erklären lässt, ist zum Teil auch beschrieben in einer Analyse der weltweiten Journalistenvereinigung "Reporter ohne Grenzen" aus dem Jahre 2009: In ihr wird die Situation in insgesamt 7 russischen Regionen beschrieben, u.a. auch in Primorje: Helden und Handlanger. Die Arbeit von Journalisten und Medien in den russischen Regionen (S. 59-69)

 

(JL)