Wie das korrupte System der FIFA ins Wanken gerät. Und welche Rolle der Funktionär Chuck BLAZER spielt

Die Vita eines korrupten Kronzeugen, der seinen A.... retten will

An der FIFA und ihren betrügerischen sowie korrupten Machenschaften haben sich schon einige hartnäckig recherchierende Journalisten die Zähne ausgebissen und erfolgreich ihre Recherchen veröffentlicht.

So z.B. der englische Investigativjournalist Andrew JENNINGS, der sich auf den Sportbereich konzentriert hat. 2007 erschien sein Buch "Foul! The secret world of FIFA - Bribes vote rigging and ticket scandal". Dazu zahllose Artikel in diversen Zeitungen und Zeitschriften. JENNINGS hatte aber auch Olympia im Visier (1992: Geld, Macht und Doping. Das Ende der olympischen Idee; 1996: Das Olympia-Kartell). 

Oder der deutsche Sportjournalist Jens WEINREICH, ein sogenannter Freelancer. Von ihm stammt das Buch "FIFA CONFIDENTIAL. Der Zusammenbruch eines kriminellen Imperiums". Und er hat ebenfalls zahllose Einzelrecherchen durchgeführt und seine Ergebnisse hier, da und dort veröffentlicht. Vieles auch auf seinem Blog, den er tagtäglich ergänzt: www.jensweinreich.de

ABER: Trotz der vielen Publikationen, teilweise auch in gewichtigen Medien: die Justiz hatte nie reagiert. Die schweizerischen Eidgenossen sowieso nicht - die FIFA residiert nicht zufällig im Land der Diskretion und Verschwiegenheit. Staatsanwälte in anderen Ländern hatten sich ebenfalls nie für die FIFA interessiert - die korrupten Bosse kommen schließlich aus fast aller Herren Länder.

Erst die Ermittlungen der US-amerikanischen Steuerbehörde gegen den hochrangigen FIFA-Funktionär Chuck BLAZER wegen Steuerhinterziehung bringen das FBI und die Staatsanwaltschaft auf Trab. Und sie machen aus dem Steuerbetrüger einen Kronzeugen, der nun still und heimlich seine Kollegen ausspioniert. Gegen Strafnachlass, natürlich. Chuck BLAZER ist kein Whistleblower. Von sich aus hätte er nie ausgepackt. Erst das drohende Strafmaß hat ihn zum Reden gebracht. Trotzdem rekonstruieren wir seine Geschichte - als Beispiel dafür, was erst geschehen muss, bis die Justiz in die Gänge kommt und ernst macht. Immerhin geht es um runde 150 Millionen US-Dollar, die in der FIFA - nach Ermittlungen der US-amerikanischen Behörden - als Bestechungsgelder an einige Funktionäre geflossen sind: unversteuert und weiß gewaschen.

Hier die Rekonstruktion der Vorgänge (Chronologie):

Wie das korrupte System der FIFA aufgedeckt wird

Anfang der 90er Jahre

Fußball repräsentiert für Millionen von Menschen weltweit eine heile Welt: Das Spiel mit dem Ball garantiert Spannung und Nervenkitzel, Abwechslung vom Alltag und auch nationale Identität. Diese - für viele Millionen außerirdische - Welt spielt sich auf unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen ab: für die meisten vor dem Fernseher, für manche im Fußballstadion vor Ort und für einige Zahlungskräftige auf der Tribüne bei den großen Events wie EM oder WM.

Die Fußballwelt spielt sich aber auch hinter verschlossenen Türen ab. Auch da geht es um Millionen. Aber in Dollars oder Euros gerechnet, und die für die Funktionärs-Elite des FIFA-Apparats. Es ist ein flächendeckendes System der Günstlingswirtschaft und Korruption: jeder profitiert und jeder deckt den anderen. Interesse am 'Auspacken' hat niemand. 

1990 wird Chuck BLAZER, einer dieser FIFA-Repräsentanten, Generalsekretär von Jack Austin WARNER, der im selben Jahr zum CONCACAF-Präsident (Kontinentalverbands für Nord- und Mittelamerika) aufsteigt (siehe Karte):

1993 wird Chuck BLAZER selbst Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee. Es ist dies - neben den Spitzenvertretern der FIFA - das oberste und wichtigste Entscheidungsgremium.

Chuck BLAZER häuft sich in dieser Zeit ein Millionenvermögen an, leistet sich ein Apartment mit Blick auf den Central Park im New Yorker Trump Tower mit einer Miete von 18.000 Dollar im Monat. Er besitzt zusätzlich noch eine Wohnung für seine Katzen und außerdem Luxusresidenzen in Miami und auf den Bahamas. BLAZER ist in der Branche bekannt als „Mr. 10 Prozent“ - das ist die Summe, die er regelmäßig kassiert: z.B. bei der Vergabe von Fernsehrechten oder Ticketverkäufen - seine private Korruptionsmarge.

Zusätzlich wird er in seinen knapp 20 Amtsjahren insgesamt 26 Millionen $ über seine private American-Express-Kreditkarte als "Geschäftsausgaben" abrechnen. Das bringt ihm - nebenbei - noch "Bonuspunkte" ein - er kann damit 208 Round-Trip-Flüge nach Europa finanzieren, als First Class-Passagier, selbstverständlich. 


1997

wird WARNER FIFA-Vizepräsident und somit treuster Stimmenbeschaffer und Mitstreiter von Sepp BLATTER, der sich 1998 zum FIFA-Boss wählen lässt


2001 - 2009

Unmittelbar nach der Jahrtausendwende geht die mit der FIFA eng liierte Fa. ISL - International Sports and Leisure pleite, die bis dahin Verwertungsrechte weiterverkauft hat und Marketing betreibt. Obwohl in diesem 'Geschäftszweig' (sehr) viel Geld als regulärer Verdienst bei den Verantwortlichen hängen bleibt, wird das Unternehmen insolvent: unter dubiosen Umständen, wie man so sagt. 65 Millionen Euro sind von FIFA-Konten verschwunden, auf die die ISL-Manager Zugriff hatten.

Ein Jahr drauf meldet sich bei dem britischen Enthüllungsjournalisten Andrew JENNINGS ein Whistleblower, der detailliert über Korruption von Feinsten innerhalb des FIFA-Apparats berichtet. JENNINGS war bereits 1996 mit einem kritischen Buch über das IOC an die Öffentlichkeit getreten: "The New Lords of the Rings". JENNINGS sammelt diese Informationen.

2005 lässt der schweizerische Sonderstaatsanwalt Thomas HILDBRAND, der eine Anzeige der FIFA selbst wegen "ungetreuer Geschäftsbesorgung" bei der Fa. ISL bearbeiten muss, Geschäftsräume der FIFA durchsuchen. Und beschlagnahmt Dokumente. HILDBRAND arbeitet unkonventionell, beantwortet Anfragen von Medien und Journalisten.

2007 wartet Andrew JENNINGS mit einem neuen Buch auf: "Foul - The Secret World of FIFA: Bribes Vote Rigging and Ticket Scandals." Außerdem lässt er in der BBC-Reihe panorama seinen Dokumentarfilm über die Bildschirme gehen: "The Beautiful Bung: Corruption and the World  Cup". Kurz darauf einen weiteren Film: "FIFA & Co, in dem konkrete Bestechungsvorwürfe gegen Jack WARNER erhoben werden.

JENNING's Informationen sind so präzise, dass das US-amerikanische FBI Kontakt zum Journalisten aufnimmt


2010

Am 29. November lässt die britische BBC eine weitere Dokumentation von Andrew JENNINGS über den Bildschirm gehen: "FIFA's Dirty Secrets". Die Sendung läuft wenige Tage, bevor die Entscheidungen um die 'Bewerbungen' um die Austragungsorte für die WM 2018 und 2022 bekannt gegeben werden: Russland und Katar.

Bei diesem Event in Zürich kommt es bei der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar zum Bruch zwischen BLAZER und WARNER. BLAZER unterstützt bei der Vergabe die USA und ist nicht erfreut, als er herausfindet, dass sein Freund Jack WARNER seine Stimme an Katar verkauft hat. WARNER kassiert hierfür fast zwei Millionen Dollar. BLAZER empfindet das als Verrat an der Sache, obwohl er selbst überall die Hand aufhält. Aber so funktioniert das System


2011

folgt die Rache für den „Verrat“, als Sepp BLATTER für die vierte Amtszeit als FIFA-Boss kandidiert. Mohammed bin HAMMAM aus Katar, ein jahrelanger Gefolgsmann von BLATTER tritt gegen ihn an. HAMMAM und WARNER verbünden sich und versuchen Stimmen von Delegierten zu kaufen bis Chuck BLAZER die beiden bei der FIFA verpfeift. WARNER muss von all seinen Ämtern zurücktreten, HAMMAM wird auf Lebenszeit gesperrt.

Niemand ahnt, dass BLAZER inzwischen mit der US-Bundepolizei, dem FBI, zusammenarbeitet. Die Polizei hat genug Beweise gesammelt, um BLAZER wegen Steuerhinterziehung und Korruption zu verhaften. Denn er hat zwischen 2005 und 2010 keine Steuererklärung abgegeben und seine Einkünfte nicht ordnungsgemäß deklariert. Die Ermittler nehmen dies als Druckmittel, um ihn zur Kooperation zu zwingen. Um sich vor jahrelanger Gefängnisstrafe zu schützen, wird BLAZER zum Kronzeugen der US-Justiz, zahlt 1,9 Millionen Dollar zurück und horcht ab nun Fußballfunktionäre auf der ganzen Welt aus – er soll handfeste Belege für das korrupte System der FIFA beschaffen.

2011 ist das Jahr, in dem erstmals eine Vertreterin auspackt: Phaedra AL-MAJID, Mitglied im Katar-Gremium, erkärt der Sunday Times gegenüber, dass die Entscheidung zugunsten des kleinen Wüstenstaates, in dem es im Sommer um die 50 Grad Celsius heiß ist, mit (viel) Geld gekauft wurde: der CAF-Präsident sowie die Vertreter der Elfenbeinküste und Nigerias hätten 1,5 Millionen Dollar erhalten und dafür ihre Stimme für Katar abgegeben.

Das britische Parlament macht daraufhin diese Vorwürfe zum Gegenstand einer Untersuchung. Und auch gegenüber FIFA-Präsident Joseph BLATTER soll sie diese Anschuldigungen wiederholen.

AL-MAJID bekommt es mit der Angst zu tun. Sie widerruft wenige Wochen drauf ihre Vorwürfe. Und betont dabei,

  • dass sie gelogen habe, um einige Schlagzeilen zu erzeugen,
  • dass es ihr sehr leid tue und
  • dass sie weder von Katar bezahlt würde, diese Anschuldigungen zurückzuziehen,
  • noch dass sie unter Druck gesetzt worden sei.

Phaedra AL-MAJID, weiblich und Muslimin in der FIFA-Männerwelt, wird sich erst 2014 getrauen, wieder die Wahrheit zu sagen (siehe 2014) ...


2012

spioniert  Chuck BLAZER mehrere FIFA-Funktionäre bei den Olympischen Spielen in London aus. in seinem Hotel organisiert er eine Reihe von Meetings mit der FIFA-Spitze. Er trägt dabei ein Mikrofon, das in einem Schüsselanhänger versteckt ist. Mit der Hilfe von BLAZER soll Sepp BLATTER vor die US Gerichtsbarkeit gebracht werden.

2012 ist auch das Jahr, in dem die FIFA den früheren US-Staatsanwalt Michael J. GARCIA beauftragt, den vielen Anschuldigungen gegenüber einigen - angeblich wenigen - FIFA-Funktionäre nachzugehen. GARCIA wird seinen Bericht im September 2014 vorlegen


2013

Die rechtssprechende Kammer der Ethikkommission der FIFA sperrt unter dem Vorsitz von Hans-Joachim ECKERT, Chuck BLAZER lebenslang für jegliche nationale und internationale Fußballtätigkeit. Grund: Die Ermittlungen, die von der Untersuchungskammer der Ethikkommission aufgrund des Schlussberichts des CONCACAF-Ausschusses vorgenommen werden, und die neusten Fakten, die von der Staatsanwaltschaft Bezirk Ost von New York dem Gericht vorgelegt werden

Was die US-Justiz den FIFA-Funktionären vorwirft: FIFA-Anklageschrift


Mai 2013

Die Ethikkommission setzt das Untersuchungsverfahren im Zusammenhang mit Chuck BLAZER bis mindestens Ende 2013 vorläufig aus. Da BLAZER  schriftlich bestätigt, bis mindestens 31. Dezember 2013 keine Tätigkeit im Fußball auszuüben, und er keinen guten Gesundheitszustand hat, entscheidet sich die Kommission für die vorläufige Aussetzung. BLAZER ist seit längerem an Krebs erkrankt, ist übergewichtig, zudem zuckerkrank und hat Herzprobleme 


5. November 2013

BLAZER legt ein Geständnis vor dem Bundesgericht in Brooklyn ab. Richter Raymond J. DEARIE lässt den Saal verriegeln, um absolute Verschwiegenheit zu bewahren. BLAZER bekennt sich in 10 Taten für schuldig:

 

  •       Steuerhinterziehung
  •       den Empfang von Bestechungsgeldern
  •       bandenartige Verschwörung, um sich zusammen mit anderen zu bereichern
  •       Betrug
  •       Geldwäsche
  •       und das Versäumnis ausländische Konten und deren Zwischenstand einmal im Jahr den Finanzbehörden zu melden

 

BLAZER kommt nach einer Kautionszahlung von zehn Millionen Dollar auf freien Fuß.

Ein Schlüsselmoment während der Ermittlungen: Chuck BLAZERS Aussageprotokoll


2014

Michael GARCIA legt seinen 430 Seiten umfassenden Bericht um die Vergabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar vor. Der Bericht wird nun vom Leiter der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission, dem deutschen Richter Hans-Joachuim ECKERT, ausgewertet. GARCIA ist/war nur für die Ermittlungen zuständig. 

ECKERT sieht keine "gravierenden Verstöße" bei den Vergabemodalitäten für Russland und Katar. GARCIA widerspricht. Sein Einspruch wird von der FIFA-Spitze zurückgewiesen. GARCIA gibt auf. Und legt sein Amt nieder. Begründung: "Kein unabhängiges Governance Komitee, Ermittler oder Schiedsgericht kann die Kultur einer Organisation ändern. Durch die Entscheidung Eckerts vom 13. November 2014 ist mein Vertrauen in die Unabhängigkeit der rechtsprechenden Kammer verloren gegangen".

Und:

"Zumindest auf absehbare Zeit wird die Entscheidung Eckerts zur Ausschreibung der WM 2018/2022 als letztes Wort so stehen bleiben." Da mache alles keinen Sinn mehr. Auch weil die FIFA-Spitze sich weigere, den Bericht zu veröffentlichen.

Im Rahmen seiner Ermittlungen hatte GARCIA auch Phaedra AL-MAJID befragt. Vor ihm hatte sie ihre ursprünglichen Vorwürfe der Stimmenkäuflichkeit klar wiederholt. Und dies unmittelbar nach ihrem offiziellen Rückzieher im Juli 2011 auch gegenüber dem FBI getan. Seither fürchtet sie um ihr Leben.

GARCIA's Nachfolger, Dr. Cornel BORBELY, übernimmt im Dezember das Amt als Vorsitzender der unabhängigen Untersuchungskammer der Ethikkommission. Er hebt die Aussetzung der Sperre von BLAZER auf und leitete ein neues Verfahren gegen ihn ein


27. Mai 2015

Einen Tag vor dem 65. FIFA-Kongress in der Schweiz werden sechs hochrangige FIFA-Funktionäre in dem Luxushotel "Baur Au Lac" in Zürich verhaftet. Darunter die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey WEBB (Cayman Islands) und Eugenio FIGUEREIDO (Uruguay). Gegen Insgesamt 14 FIFA-Mitgliedern wird Anklage erhoben.

BLAZER's Insiderwissen zieht sich wie ein roter Faden durch die 164 Seiten starke Anklage. Nur BLAZER kommt darin namentlich nicht vor


danach

Der europäische Fußballspitzenverband und gleichzeitig FIFA-Unterveband, die UEFA, droht nach den Festnahmen am 28. Mai mit Wahlboykott. Die Ereignisse seien ein Desaster für die FIFA und schadeten dem Image des Fußballs. Die UEFA will eine Verschiebung der Präsidentenwahl beim Weltverband der FIFA. Die europäischen Verbände sollen darüber nachdenken, die Versammlung der 209 FIFA-Mitgliedsländer zu boykottieren, damit die FIFA eine neue Führung bekommt


Juni + Juli 2015

Ex-CONCACAF-Boss Jack WARNER stellt sich in seiner Heimat Trinidad und Tobago den Behörden und droht mit eigenen neuen Enthüllungen: Er habe detaillierte Unterlagen zusammengestellt, inklusive Schecks und andere Unterlagen, die gewisse Transaktionen der FIFA klar belegen würden. Und auch Joseph BLATTER sei davon nicht ausgenommen. 

Jetzt macht WARNER geltend, dass er um sein Leben fürchten müsse: "Not even death will stop the avalanche that is coming. The die is cast. There can be no turning back. Let the chips fall where they fall."

WARNER wird nichts veröffentlichen.

Kurz darauf wird bekannt, dass WARNER sich im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM nach Südafrika hat bestechen lassen. Südafrika's Sportminister Fikile MBALULA verneint, dass die 10 Millionen Dollar "Bestechungsgelder" gewesen seien.

Und wieder kurz danach veröffentlicht das FBI eines der Vernehmungsprotokolle von Chuck BLAZER, in dem er sich 2013 als schuldig bekannt hatte. BLAZER: "Er "and "and others, while acting in our official capacities, agreed to participate in a scheme to defraud FIFA and CONCACAF of the right to honest services by taking undisclosed bribes". Und dass er "agreed with others in or around 1992 to facilitate the acceptance of a bribe in conjunction with the selection of the host nation for the 1998 World Cup. I and others on the FIFA executive committee agreed to accept bribes in conjunction with the selection of South Africa as the host nation for the 2010 World Cup."

Jetzt kommt auch die Whistleblowerin Phaedra AL-MAJID wieder ins Spiel: Nachdem sie Kronzeugenschutz durch das FBI bekam, bekräftigt sie ihre Vorwürfe aus dem Jahr 2011, die sie kurz darauf widerrufen hatte, weil sie um ihr Leben fürchtete. 

Chuck BLAZER wird am 9. Juli von der Ethikkommission für nationale und internationale Fußballtätigkeit gesperrt: lebenslang

Am 8. Oktober werden Fußball-Weltverbandspräsident Joseph BLATTER und UEFA-Chef Michel PLATINI vorläufig für jeweils 90 Tage gesperrt. Zudem wird FIFA-Generalsekretär Jérôme VALCKE suspendiert. Ihm wird vorgeworfen VIP-Ticketpakete an die Fa. JB Sports Marketing AG vergeben zu haben (Geschäftsführer ist der Schweizer Jurist Heinz SCHILD). Jeweils 8.700 Tickets für die Weltmeisterschaften 2010, 2014, 2018 und 2022. Dafür soll ihm die Hälfte des Erlöses zugesichert worden sein.


Herbst 2015

Am 17. Oktober wartet DER SPIEGEL mit einer neuen Enthüllung auf, dem "Sommermärchen" der WM 2006 in Deutschland. Im Fokus des Geschehens: "Kaiser Franz" mit Nachnamen BECKENBAUER. Um ihn und einigen anderen ranken sich merkwürdige Zahlungen, die im Zusammenhang mit der WM-Vergabe nach Deutschland geflossen sind. Jetzt ist die ewigdauernde FIFA-Affäre auch hier angekommen.

BECKENBAUER und (dubioses) Geld: keine Neuigkeit. Mehr unter SCHLÖTTERER, Franz BECKENBAUER und 5 Bayerische Finanzminister

Am 21. Dezember wird Joseph BLATTER und Michel PLATINI die dubiose Zahlung von 1,8 Millionen Euro, die PLATINI von BLATTER angeblich für lange zurückliegende Beratertätigkeiten erhalten hatte, zum Verhängnis. Die Ermittler vermuten Schmiergeld für BLATTERS Sieg bei der Präsidentschaftswahl im Sommer 2011. Die Ethikkommission sperrt beide für acht Jahre


2016

Am 24. Februar wird die Sperre von Sepp BLATTER von acht auf sechs Jahre durch ein Berufungsgericht reduziert.

Zur Wahl des neuen FIFA-Präsidenten stehen der Generalsekretär der UEFA, Gianni INFANTINO, Scheich Salman bin Ibrahim AL KHALIFA, Prinz Ali bin AL HUSSEIN, Jerome CHAMPAGNE und Tokyo SEXWALE. Gesucht wird ein Nachfolger für den gesperrten Joseph S. BLATTER.

Die FIFA reicht am 16. März bei den US-Behörden Dokumente ein, um mehrere dutzend Millionen US-Dollar zurückzufordern, die korrupte FIFA-Funktionäre und andere veruntreut haben. Die FIFA fordert von 41 ehemaligen Funktionären, z.B. Chuck BLAZER, Jack WARNER und Jeffrey WEBB, die vom US-Justizministerium im Rahmen der laufenden Ermittlungen angeklagt wurden, Schadenersatz - die FIFA hat gemäß dem "Mandatory Restitution to Victims Act, 18 U.S.C. § 3663A ff" Anspruch auf eine Entschädigung.

Wie sich derweil in den USA herausstellt, ist das schweizerische Bankhaus Julius Bär mit Sitz in Zürich und 'Filialen' in der Karibik sozusagen die Hausbank der FIFA: 5 von 28 in den USA verurteilten Funktionäre haben (hatten) sehr enge Kontakte zu dieser Bank. Und über deren Konten sind in großem Stil die Schmiergelder verteilt worden. Bankhaus Julius Bär gehört weltweit zu den ganz 'Großen' bei allen Geschäften, die illegal und kriminell sind (mehr unter www.ansTageslicht.de/Elmer).

Hier ist die Liste der 28 FIFA-Funktionäre:


26. Februar 2016

Der neue FIFA-Präsident ist gewählt. Gianni INFANTINO, der ebenfalls Schweizer ist, wird der neue Präsident des krisengeschüttelten Weltfußballverbandes – auf einem außerordentlichen Kongress in Zürich, bei dem die 207 FIFA-Delegierten den Nachfolger von Sepp BLATTER küren.

 Vor der Wahl winkten die Funktionäre ein Paket zur Reform der schwer angeschlagenen Organisation durch. Die inhaftierten FIFA-Funktionäre in der Schweiz werden nach und nach an die US-Justiz ausgeliefert.


danach

Für die weiteren Ereignisse bei der Aufarbeitung des Molochs FIFA empfehlen wir den Blog von Jens WEINREICH, Stichwort "FIFA":


Mai 2017

"Wir werden den Respekt gegenüber der FIFA wieder herstellen und die ganze Welt wird uns applaudieren!". Sagte im Februar 2016 der neu installierte FIFA-Präsident Gianni INFANTINO. 

Inzwischen sind rund 70 FIFA-Funktionäre aus dem Amt entfernt. Dies hatten die Ethik-Kommission unter Vorsitz des früheren deutschen Richters Hans-Joachim ECKERT sowie die Untersuchungskammer unter seinem Chefermittler Cornel BORBELY erreicht. Nun steht die Wiederwahl an.

Doch INFANTINO hat offenbar von Kritik und Sauberkeit im Fußball genug. Auf sein Geheiß werden die bisherigen erfolgreichen Kontrolleure nicht wieder aufgestellt. Anders gesagt: mehr oder weniger entlassen. INFANTINO sieht sich und seine Ratskollegen offenbar als "Geiseln" der Kontrolleure, wie er - hinter vorgehaltener Hand - gesagt haben soll. Auch der frühere Generalstaatsanwalt am Europäischen Gerichtshof, Luis Miguel Poiares MADURO, wird als Vorsitzender der Governance Kommission nicht wieder vorgeschlagen. Stattdessen sind offenbar willfährigere Kandidaten vorgesehen. 

Die FIFA fällt damit wieder in ihre alten, sprich dunklen Zeiten zurück, wie Johannes NEDO im Berliner Tagesspiegel kommentiert: Die hässliche Fratze der FIFA.


(maj/JL)