Vorbemerkung zum Fall Detlef TIEGEL bzw. Datenmissbrauch und Datenhandel

"Das Wohl vieler überwiegt das Wohl des Einzelnen!" Dies ist nicht nur das Leitmotiv des Mr. SPOCK vom Raumschiff Enterprise, sondern auch die Devise von Detlef TIEGEL, geboren 1972 und seit über 12 Jahren in der Call-Center-Branche tätig. 

TIEGEL hatte im Jahr 2008 - einem Jahr, in dem viele andere Skandale um Datenmissbrauch und Datenhandel publik wurden (Deutsche Telekom, Deutsche Bahn) - die Praktiken des Call-Centers "Hanseservice" ans Tageslicht gebracht, in dem er gerade angefangen hatte zu arbeiten.

Die Usancen erschienen ihm mehr als rechtlich fragwürdig und als sein Chef auf seine Vorhaltungen nicht reagierte, ging er an die Öffentlichkeit. Zunächst verschickte er anonym eine CD mit 17.000 sensiblen Datensätzen an die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein - um damit zu demonstrieren, mit welchen Daten welche illegalen Geschäfte abgewickelt werden können. Dann stellte er sich dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL als Informant zur Verfügung: um auszupacken. 

Mit seinem Alarmschlagen verlor er seine Vollzeitanstellung, musste sich ersteinmal arbeitslos melden. Auf seine rund 30 Bewerbungen reagierte zunächst niemand - Detlef TIEGEL galt als 'verbrannt'. Erst im November 2008 kontaktierte ihn eine Zeitarbeitsfirma, um ihn an ein sehr großes Call-Center zu vermitteln. Dort kann er aber nur halbtags arbeiten - ein spürbarer Einkommensverlust. TIEGEL liebt seinen Job. Aber er will ihn erhrlich machen. Dazu nimmt er auch Nachteile in Kauf. 


Am Ende der Ereignisse steht die Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes im Juli 2009, die ohnehin vorgesehen war. Durch die durch TIEGEL bekannt gewordenen Praktiken wurden aber (zunächst) weitergehende Vorschriften geplant. Die allerdings wurden im politischen Entscheidungsprozess immer weiter aufgeweicht. Zum Schluss blieb nur noch ein verwässertes Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) übrig. 

Um deutlich zu machen, was sich sonst noch im Bereich des Datenmissbrauchs abspielen kann, haben wir ein anderes Beispiel dokumentiert: Unliebsame Journalisten im Visier der Telekom.

Diese Geschichte lässt sich auch direkt aufrufen und verlinken: unter www.ansTageslicht.de/Tiegel