Plagiate an der Universität Leipzig? Ein System?

Die Spannweite wissenschaftlichen Fehlverhaltens ist groß. Täuschung ist eine Variante: Betrug am wissenschaftlichen Fortschritt. Geht dies zulasten von Menschen, dann wird es spätestens hier kriminell.

Betrug spielt sich beispielsweise auch dann ab, wenn man sich mit fremden Federn schmückt. Und die Sauberkeitsregeln der Wissenschaft missachtet, die im Kodex "Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" festgeschrieben sind. Diese Leitlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurden 1997 installiert - als Folge eines der größten wissenschaftlichen Fälschungsskandale in Deutschland, konkret in der medizinischen Forschung. Sie gelten als 'Katechismus' einer sauberen Wissenschaft.

Nicht alle halten sich daran. Das Streben nach einem Doktortitel verleitet schnell zum Täuschen, wenn man nicht wirklich wissenschaftlich motiviert und bereit ist, durch hartnäckige Arbeit etwas Neues herauszufinden. Sondern wenn man den akademischen Grad benutzen möchte, um das eigene Image zu fördern. Denn ein "Dr." vor dem eigenen Namen kann als akademischer Grad in Personalausweis und Pass eingetragen werden. Das sieht dann (vermeintlich) besser aus und klingt seriöser.

Letzteres machen sich gerne auch jene zunutze, die in die Politik zu gehen beabsichtigen und dort etwas werden wollen. Jeder kennt die Affären um "Dr. Karl-Theodor zu GUTTENBERG" (CSU) aus dem Jahr 2011 oder jene der ehemaligen Wissenschaftsministerin "Dr. Annette SCHAVAN" (CDU) 2013. Oder zuletzt die Querelen 2021 um die ehemalige Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska GIFFEY (SPD), die zuvor als Familienministerin zurückgetreten war. Aber das sind nur die bekannten Namen, die mit sogenannten Plagiaten im Zusammenhang stehen.

Hier dokumentieren wir ein System, das sich an der Universität Leipzig, dort an der "Fakultät Physik und Erdsystemwissenschaften" beobachten lässt - an einer Uni, die sich als "Exzellenz"-Universität qualifizieren will.

'Abweichungen' von der allgemein akzeptierten Norm (um es dezent auszudrücken) kommen immer (wieder) vor. Sie lassen sich kaum verhindern, in großen Systemen schon gar nicht. Aber dann kommt es darauf an, wie schnell solches Fehlverhalten unterbunden wird und ob Konsequenzen daraus gezogen werden. Das nennt man Fehlerkultur: Fehler beim Namen zu benennen, sie zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass derlei nicht wieder passiert. 

Im konkreten Fall ist jetzt die Universität Leipzig als Hort der (redlichen) Wissenschaft am Zug. Wir werden beobachten, was geschieht und darüber weiter berichten.

Doch zunächst dokumentieren wir in chronologischer Reihenfolge, was passiert ist und wie alles aufgeflogen ist. In einem zweiten Kapitel dieser Geschichte werden nochmals die Akteure portraitiert. Uns ist dabei bewusst, dass die eigentlichen 'bad guys' die Doktorväter sind. Sie kennen sich mit den Regeln am besten aus. Und sie haben die Macht, ihre 'Schützlinge' zu kontrollieren. Gegebenenfalls auch zu manipulieren, sprich ihre Doktoranden dazu zu bringen, etwas zu machen, was die sonst nicht machen würden. Trotzdem muss auch ein Doktorand wissen, was rechtens ist und was falsch.

In einem weiteren Kapitel stellen wir die "Abschließende Stellungnahme" jener vor, die diese Mogeleien aufgedeckt haben. Und dokumentieren deren Recherchen.

Die Enthüllungen gehen am 10. Januar 2024, parallel zum investigativen TV-Magazin "exakt" des MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) online, mit deren Redaktion wir kooperiert haben. Sendezeit: 20.15 bis 20.45. Dort findet sich das Video Plagiatsaffäre an der Uni Leipzig? in der Mediathek. Unsere (sehr viel ausführlichere) Geschichte können Sie bei uns direkt aufrufen und verlinken unter www.ansTageslicht.de/Plagiate-Uni-Leipzig.


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