Die Berichte der Stuttgarter Nachrichten, 19.03.2008

von Jürgen BOCK

Neben Notärzten auch Rettungswagen häufig zu spät

Stuttgart bekommt einen zusätzlichen Notarzt, weil die gesetzlichen Hilfsfristen nicht eingehalten werden. Demnächst könnten auch neue Rettungswagen folgen. Neue Zahlen zeigen: Auch sie kommen zu oft zu spät.


Schneller als ursprünglich erwartet hat die Stadt jetzt die Einsätze des Jahres 2007 nochmals nachrechnen lassen. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Nicht nur die Notärzte können die gesetzliche Hilfsfrist nicht einhalten, sondern auch die Rettungswagen. In 95 Prozent der Fälle müssen sie innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort sein. Im vergangenen Jahr erreichten sie in Stuttgart nur eine Quote von 94,06 Prozent.

Diese Zahl wirkt auf den ersten Blick nicht dramatisch, besonders angesichts der Tatsache, dass die Quote bei den Notärzten gar nur 90 Prozent betragen hatte. In absoluten Zahlen allerdings sieht die Lage anders aus: Bei insgesamt 19 290 Blaulichtfahrten traf der Rettungswagen 1146-mal erst nach der 15-Minuten-Frist ein. Die zur gesetzlichen Quote von 95 Prozent fehlenden 0,94 Prozent entsprechen 182 Einsätzen. Das ist mehr als genug, um die Gesundheit der Bürger zu gefährden.

Schairer zeigt sich nach der neuen Auswertung zwar erleichtert, "dass die Zahlen nicht so schlimm aussehen, wie zunächst befürchtet", hat aber umgehend Maßnahmen ergriffen. Er habe den zuständigen Bereichsausschuss aus Rettungsorganisationen und Krankenkassen angewiesen, "die Notfallrettung in Stuttgart unverzüglich sicherzustellen". Das sei durch planerische und organisatorische Maßnahmen möglich, besonders aber durch den Einsatz weiterer Rettungswagen.

Damit entspricht der Ordnungsbürgermeister auch einer Anweisung, die das Regierungspräsidium mittlerweile verschickt hat. Sie enthält die Aufforderung, "zeitnah" zu Lösungen zu kommen und die Versorgung "gegebenenfalls vorläufig durch Vorhalten von Mitteln sicherzustellen". Deshalb tendiert auch Schairer zum sofortigen Einsatz neuer Rettungswagen: "Nur so lässt sich eine schnelle Lösung erzielen. Wir wollen schließlich nicht immer an der Kante fahren."

Das letzte Wort darüber hat der Bereichsausschuss, der am 4. April tagt. In der vergangenen Woche hatte er bereits einen zusätzlichen Notarzt bewilligt, der spätestens zum 1. April auf der Straße unterwegs sein soll. "Bei dieser Sitzung hat man sehr konstruktiv diskutiert", sagt Schairer und hofft auf einen ähnlichen Verlauf Anfang April. Die Stuttgarter Notfallrettung könnte dann einen weiteren wichtigen Schritt machen.

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